Essen. . Varietémacher Markus Pabst präsentiert mit „Kawumm“ sein jüngstes Programm und zündet ein Feuerwerk der Überraschungen im GOP. Bejubelte Premiere
So etwas hat die GOP-Welt noch nicht gesehen: Ein mausgrauer Herr Mutzmann tritt auf die triste Büro-Bühne, entfaltet ein Feuerwerk der Attraktionen und verpackt noch eine politische Botschaft. In hochexplosiven Zeiten predigt er Toleranz, spricht sich für Vielfalt aus, kritisiert Kirche und Staatsgewalt. Gefallen hat das bestimmt nicht allen. Doch die meisten haben bei der Premiere der Show „Kawumm“ ihren begeisterten Applaus sprechen lassen für den Ideengeber, Trendaufspürer, Regisseur Markus Pabst, der als „Varietépapst“ auch Gehör findet, sowie für Mitstreiter Pierre Caesar und neun weitere Künstler. Ja, Pabst steht nach 25 Jahren wieder selbst auf der Bühne und erzählt „Die wundersame Geschichte vom dicken Mann, der beinahe nichts konnte“.
Traumhafte Zeitreise
So viel gezielte Untertreibung im Untertitel der Show muss sein, damit die Überraschungen auf der traumhaften Zeitreise des Herrn Mutzmann umso größer wirken. Was in dem Buchhalter mit phantasievollem Zahlentick steckt, ist schon erstaunlich. Denn er hat als Mitreisende nicht nur Könner ihres Fachs um sich geschart, sondern verstrickt sie in ein Genre übergreifendes Kunstwerk.
Die Collins Brothers sind ein eingefleischtes, skurriles Komikerpaar, das mit inszenierten Missgeschicken und seinem anarchischen Humor zum Lachen hinreißt. Der sanft lächelnde Saleh Prinz Yazdani bringt mit seiner atemberaubenden Handstandakrobatik auf einem hölzernen Schaukelpferd und an der Seite von Trapezkünstlerin Anna Shvedkova Poesie ins Spiel. Dazu gibt es immer wieder Musik von dem schrillen Pianisten und Sänger Jack Woodhead, der wie aus der „Rocky Horror Picture Show“ entsprungen scheint. Wer nicht selbst auf der Bühne in Aktion ist, stimmt mit ein. Wie Saleh. Er spielt auch Geige. Anna übernimmt die Percussionkiste, wenn nicht gerade Markus Pabst seinen freien Oberkörper für rhythmische Klatscher hinhält.
Alessandro Di Sazio bearbeitet ihn kräftig. Doch eigentlich sorgt er für die Tanzeinlagen in der Show. Besonders beeindruckt er mit rasantem Breakdance so wie Donial Kalex mit seiner lässigen Balljonglage und seinen aus LED-Stäben gezauberten Bildern. Im Luftraum macht sich die geballte Frauenpower des Duo Sienna breit. Die beiden Artistinnen zeigen ihre kraftvoll-ästhetische Körperkunst in Perfektion, wenn sie nicht im Stelzengang auf pinkfarbenen Flamingos den Weg kreuzen.
Den Knaller des Abends präsentiert Ye Fei. Der chinesische Restaurantbesitzer mit Tenorstimme wurde von Markus Pabst auf einer Reise entdeckt. Nun intoniert er die Opernarie „Nessun dorma“ („Keiner schlafe“) und erntet Bravos. So ist es wohl, wenn einer seine Träume nicht aufgegeben hat.
Das GOP-Programm „Kawumm“ ist bis 9. Juli an der Rottstraße 30 zu sehen. Ausnahme: Am 30. Mai, 20 Uhr, bietet der GOP Comedy Club Einblick in die deutschsprachige Comedy-Szene. Dieses Mal ist unter anderen Bademeister Schaluppke dabei, der in einem Kölner Spaßbad tätig ist. Der rappende, rockende, synchronschwimmende Bademeister verbindet Musik mit einem Typenkabinett. Karten unter: 247 93 93.