Essen. . Generalvikar Klaus Pfeffer ist fasziniert von Hitler-Gegner Bonhoeffer. Sein Buch ist keine Biografie, sondern ein Plädoyer für die Ökumene.
Als Generalvikar ist Klaus Pfeffer Verwaltungschef der Ruhr-Diözese: also mehr Manager als Seelsorger. Zugleich zählt er zu jenen Kirchenmännern, die es verstehen, sich auch jenseits der Kanzel Gehör zu verschaffen. Etwa in seinen beliebten Rundfunkbeiträgen für „Kirche im WDR“. Nach „Mut zur Lockerheit“ hat der Essener Theologe jetzt sein zweites Buch veröffentlicht: „Christsein ist keine einfache Angelegenheit“. Allein schon der Untertitel – „Mit Dietrich Bonhoeffer auf dem Weg zu einer erneuerten Kirche“ – liest sich wie ein Plädoyer für Reformen, Öffnung und Ökumene.
Der Ort der Buchpräsentation ist reich an Symbolik. Der Katholik wählt dafür nicht etwa die eigene Domkirche, sondern das älteste evangelische Gotteshaus der Stadt: die Marktkirche. Und betont sogleich, dass er keinesfalls die soundsovielte Biografie des berühmten evangelischen Theologen und hingerichteten NS-Gegners abgefasst habe. „Biografien über Bonhoeffer gibt’s wie Sand am Meer“, sagt er.
Vision einer ökumenischen Kirche entwickelte der Pastor kurz vor seinem Tod
Der Sauerländer, Jahrgang 1963, der nach dem Abitur Zeitungsredakteur in Werdohl war und sich erst dann zum Priester berufen fühlte, schwärmt schon seit seinem Theologiestudium für Bonhoeffer – für die Person, den Theologen und den Visionär.
Die Vision einer ökumenischen Kirche, die Bonhoeffer unmittelbar vor seinem Tod im KZ Flossenbürg für die Kirche der Nachkriegszeit entworfen habe, sei aktuell wie nie. Siebzig, achtzig Jahre später liefere derselbe evangelische Theologe immer noch wertvolle Impulse und Inspiration – eben auch für jene Katholiken, die heute einen maßgeblichen Platz für das Christentum in dieser Gesellschaft suchten. „Die Kirche der Zukunft wird eine ökumenische Kirche sein“, beruft sich der Katholik auf den berühmten Protestanten.
Die katholische Kirche, erst recht das Bistum Essen, steckt in einer prekären Situation. Die Zahl der Gläubigen sinkt dramatisch, viele Kirchen sind sonntags leer und der Mangel an Priestern ist groß. Nach dem ersten Kirchensterben vor zehn Jahren müssen jetzt abermals Dutzende Gotteshäuser aufgegeben werden.
„Eine Zukunftsvision für die Kirche“
Der Aufschwung in den fünfziger und sechziger Jahren hat sich als trügerisch erwiesen. Immer mehr Menschen sind auf Distanz zur Volkskirche gegangen. Eine Entwicklung, so Pfeffer, die der junge Bonhoeffer schon in den dreißiger Jahren vorhergesehen habe. Schon damals hätten die Menschen von Kirche nicht viel wissen wollen.
Pfeffer hat sein Bonhoeffer-Buch in drei Kapitel unterteilt. Auf die „Reise durch die Lebensgeschichte Dietrich Bonhoeffers“ und die „Anstöße für das Leben im Heute“ folgt das Schlusskapitel, das der Autor als das Tüpfelchen auf dem „i“ begreift: „Eine Zukunftsvision für die Kirche“. Eine nüchterne Bestandsaufnahme, die aber nicht in Resignation und Jammerei mündet. „Die christliche Kirche der Zukunft ist keine Volkskirche“, schreibt Pfeffer darin.
„Die trennenden Grenzen zwischen den Konfessionen überwinden“
Ganz im Sinne Bonhoeffers wirbt er dafür, „die trennenden Grenzen zwischen den Konfessionen zu überwinden“. Aber er fügt auch hinzu, dass dies nicht von oben zu verordnen sei. Vielmehr fange der Weg der Ökumene beim einzelnen Christen an. Pfeffer will Mut machen, seine Kirche der Zukunft ist „freundlich und dient dem Menschen“.
Der Autor gehört seit langem der Internationalen Bonhoeffer-Gesellschaft an. Ein Kreis, in dem er so manchem Weggefährten Bonhoeffers begegnet ist. Noch mehr inspiriert hätten ihn jedoch die „unendlich vielen Briefe“, die erst nach Bonhoeffers Tod ihre Wirkungsmacht entfaltet haben. Zeugnisse aus finsterer Zeit, über die Klaus Pfeffer sagt: „Diese Briefe gehen so richtig unter die Haut.“
>>> ESSENER AUTOR UND WERDENER VERLEGER
Klaus Pfeffers zweites Buch liegt gut in der Hand. Es hat einen Leinenstruktureinband, ein Lesebändchen, eine geschmackvolle Typografie und gutes Papier (120 Seiten; 16,90 Euro).
Es ist erschienen im Adson Fecit-Verlag des Werdeners Dr. Gregor Weder, der fest an die Zukunft des „gut redigierten und lektorierten Buches“ glaubt.
Das Medienforum des Bistums lädt am 30. Mai um 19.30 Uhr ein zu einer Lesung mit dem Autor. Musikalische Begleitung: Michael Strauss (Gitarre, Gesang).