Essen. . Der Essener Barkeeper Andrej Rudenko vom Gin & Jagger spricht im Interview über Wünsche von Gästen, Eis in Getränken und das Ausreifen von Ideen.
- Nach Feierabend treffen sich viele Essener in einer Bar und wollen sich erfrischen
- Manche Gäste fragen bei Barkeepern nach, ob sie ihnen ein Getränk mixen können
- Für den Durchbruch zu einem Trend muss ein Cocktail mehrere Vorraussetzungen erfüllen
Vereinzelt öffnen Gastronomen ihre Biergärten – und in Bars nutzen Gäste den Außenbereich. Nach Feierabend wollen sich viele erfrischen. Welche Getränke sich dafür eignen und wie ein Drink zum Trend wird, erklärt Andrej Rudenko. Der 25-Jährige ist seit drei Jahren Barkeeper, aktuell steht er hinter der Theke der Rüttenscheider Bar Gin & Jagger. Hendrik Steimann hat mit ihm gesprochen.
Herr Rudenko, was wünschen sich Ihre Gäste zu trinken, wenn sie nach der Arbeit vorbeischauen?
Die meisten möchten nach der Arbeit anstoßen, aber kein zu starkes Getränk bestellen. Die Gäste kommen teilweise mit dem Auto und fahren danach noch. Gefragt sind also leichtere Drinks. Da viele einen Gin Tonic kennen, bestellen sie stattdessen einen Wermuth Tonic bei uns. Er beinhaltet Alkohol, aber nicht übermäßig viel. Wichtig
ist, dass die Getränke erfrischend wirken.
Wie bekommen Sie das hin?
Zu viel Alkohol darf nicht im Getränk sein, am besten auch nur eine Sorte. Kühle Getränke kommen bei den Gästen gut an, dafür sind die Gläser teilweise vorgekühlt. Wir arbeiten zudem mit Eis, aber nicht, um die Gäste bei der Menge zu veräppeln. Durch viel Eis entsteht wenig Schmelzwasser und das Getränk bleibt länger kühl. Außerdem wird der Geschmack des Getränks so länger gehalten. Bei wenig Eis droht das Getränk wässrig zu werden.
Fragen die Gäste auch nach neuen Getränken, die sie Ihnen mixen sollen?
Das kommt auch vor. Wichtig ist bei einem Wunsch, dass ich die Richtung kenne, die dem Gast zusagt. Ob süß, fruchtig, bitter, cremig, herb. Letztens hat mich ein Gast nach etwas Fruchtigem und Überraschendem gefragt, um sich zu erfrischen. Also habe ich eine Kombination aus bittersüßem Sirup und fruchtigen Säften gewählt und Eiweiß hinzugefügt, um Schaum zu erhalten. Das war insofern überraschend, weil der Cocktail cremig aussah, aber erfrischend schmeckte.
Wie schnell kann ein Barkeeper neue Trends setzen?
Es dauert generell sehr lange, bis sich eine Kreation zu einem Trend entwickelt. Erstmal benötigt man Zutaten, an die jeder leicht herankommt. Hinzu kommt: Das Getränk muss schnell zu mixen sein und wenn etwas gelingt, muss natürlich Werbung dafür betrieben werden. Der Gin Basil Smash wurde zum Beispiel 2008 in Hamburg erfunden und hat es erst vor ungefähr drei Jahren ins Ruhrgebiet geschafft. Manchmal muss man geduldig sein, irgendwann kann es klappen. Wer in der Winterzeit etwas entwickelt, was eher zum Sommer passt, hat vielleicht später damit Erfolg.
Was muss bei einem Trend noch beachtet werden?
Natürlich müssen viele den entwickelten Drink mögen. Zu 100 Prozent den Geschmack zu treffen, ist schwierig, dafür braucht man das besondere Etwas. Aber man kann die Gäste trotzdem zufriedenstellen. Allerdings muss man dabei auf die Rückmeldungen eingehen, die nach dem Probieren kommen. Ein bisschen abwandeln kann ein Barkeeper einen Drink immer.
Flower Smash
Grapefruit Spritz (alkoholfrei)
Hugo Limoncello
Rasperry Basil Smash
Wermuth Tonic Weiß