Essen. . Für das insolvente Unternehmen Oschatz entscheidet sich bald, ob es gerettet werden kann. Allerdings gilt das nicht für alle Jobs.
- Für das insolvente Unternehmen Oschatz entscheidet sich in den nächsten Wochen, ob es gerettet werden kann
- Insolvenzverwalter hat mehrere Kauf-Interessenten
- Vor dem Verkauf dürfte es aber zunächst einen Arbeitsplatzabbau geben
Der insolvente Anlagenbauer Oschatz soll verkauft werden. Nach Informationen dieser Zeitung gibt es für das Traditionsunternehmen mit Sitz am Westendhof gleich mehrere Interessenten. Das bestätigte das Büro des zuständigen Insolvenzverwalters Frank Kebekus auf Nachfrage. „Wir gehen davon aus, dass wir wesentliche Teile des Unternehmens erhalten können.“ Namen potenzieller Käufer wurden nicht genannt.
Ob das Unternehmen als Ganzes veräußert oder in Teile zerschlagen wird, steht noch nicht fest. Der Insolvenzverwalter bemüht sich allerdings darum, ein möglichst großes Paket zu schnüren
Ende Mai kommt der Gläubigerausschuss zusammen. Dann wird es auch um das Thema Verkauf gehen. Oschatz hatte überraschend am 6. Februar Insolvenz beantragt. Damals hieß es, Banken hätten die notwendigen Kreditlinien nicht verlängert. Vor dem Insolvenzantrag soll auf Druck der Banken eine Wirtschaftsprüfung das Unternehmen durchleuchtet haben. Kurz nach deren Bericht musste die Geschäftsführung den Gang zum Insolvenzgericht antreten.
Insolvenzverfahren Anfang des Monats eröffnet
Anfang des Monats ist das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Das heißt zunächst: Es ist genügend Geld im Unternehmen da, um das Verfahren zu bezahlen.
Der Betriebsratsvorsitzende Hans Otto ist zwar zuversichtlich, dass sich ein Käufer für Oschatz finden wird. Gleichzeitig befürchtet er, dass vor einem Verkauf noch Stellen abgebaut werden. „Es wird wohl zu Restrukturierungen kommen“, sagte er.
Wie viele der derzeit 130 Arbeitsplätze am Standort Essen davon betroffen sein könnten, dazu wollte sich Hans Otto nicht äußern. Nach Informationen dieser Zeitung ist eine Größenordnung von etwa 30 Stellen wahrscheinlich. Die Insolvenzverwaltung sagte dazu lediglich: Über Zahlen zu sprechen, sei zu früh. „Wir sind aber bemüht, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten“.
Zeit für Verkauf drängt
Dass es in einem Insolvenzverfahren vor einem Verkauf meist zu Stellenstreichungen kommt, ist nicht ungewöhnlich. Insolvenzverwalter können sich in dieser Phase mit kürzeren Kündigungsfristen und geringeren Abfindungen von Personal trennen, um das Unternehmen wieder auf die Beine zu bringen. Aus Arbeitgebersicht ist das eine vergleichsweise preiswerte Methode, die Braut hübsch zu machen.
Die Zeit für einen Verkauf von Oschatz drängt derweil. Das Unternehmen lebt derzeit von seinem Auftragsbestand. Wegen der Insolvenz ist es für Oschatz momentan quasi nicht möglich, neue Aufträge zu bekommen. „Es bestellt in dieser Situation niemand neue Kraftwerke“, so die Insolvenzverwaltung. Um das zu ändern, scheint ein schneller Verkauf unausweichlich. Denn die Aufträge, die heute ausbleiben, sind Umsätze, die künftig fehlen werden.
Aus Mittelständler wird Global Player
Das Unternehmen Oschatz existiert seit über 165 Jahren und hat seit 1951 seinen Sitz in Essen. Es beschäftigt sich u.a. mit der Planung, Herstellung, Errichtung von Abhitzekesseln, Dampferzeugern, Energierückgewinnungs- und Entsorgungsanlagen. Neben der Muttergesellschaft in Essen besitzt der Kesselbauer 17 Tochterunternehmen. Die Töchter mussten im Zuge des Verfahrens nicht Insolvenz anmelden. Das Unternehmen Oschatz galt als Mittelständler, der sich von Essen aus zum Global Player entwickelt hat. Derzeit beschäftigt es noch rund 1200 Mitarbeiter.
>>>DIE GESCHICHTE DES UNTERNEHMENS
Der Vorgänger von Oschatz wurde 1849 in Sachsen gegründet. Das Unternehmen wird nach Kriegsende enteignet.
1948 gründet der Oschatz-Konstruktionschef Hans Schrag in Mannheim ein Unternehmen zum Bau von Kesseln. Er übernimmt den Namen Oschatz. 1951 verlagert er den Sitz nach Essen. 1994 übernimmt der Sohn des Firmengründers, Hans-Jürgen Schrag. Er übergibt die Leitung 2014 u.a. an seinen Sohn Jan-Christopher.