Essen. . Aktionen von Stadt und Polizei ließen Szene vom Willy-Brandt-Platz verschwinden. Nun treffen sich Suchtkranke in kleinen Gruppen in der City.
- Die Szene hat sich nach einem zweiwöchigen Einsatz von Stadt und Polizei zerstreut
- Insgesamt haben die Beamten 208 Platzverweise ausgesprochen, so das Ordnungsamt
- Nun sind die Suchtkranken im Bahnhofsumfeld anzutreffen - die Bundespolizei setzt nach
Das Bündel der ordnungspolitischen Maßnahmen rund um den Willy-Brandt-Platz scheint zu wirken: Der Trinker-Treff ist nahezu aufgelöst, die Szene hat sich nach einer Schwerpunktaktion von Stadt und Polizei zerstreut.
Nun treffen sich die Suchtkranken in Ermangelung eines für sie geeigneten Alternativstandorts in kleineren Gruppen im Bahnhofsumfeld, an anderen Orten in der Innenstadt und teilweise in den Stadtteilen – und die Einsatzkräfte, inzwischen auch die Bundespolizei, setzen nach, um keine neuen Brennpunkte entstehen zu lassen.
Das neue Verbot des Lagerns konsequent durchgesetzt
Die Szenegänger vom Willy-Brandt-Platz, Kopstadtplatz und Weberplatz sowie die Punker vor der Marktkirche haben sich der Macht des Ordnungsamts sichtbar gebeugt, seitdem dessen Mitarbeiter das Recht des Gemeingebrauchs rund um den neu geschaffenen Info-Punkt zur Grünen Hauptstadt und das neue Verbot des Lagerns konsequenter und schneller durchsetzen können.
Nur am Heinrich-Reisner-Platz trifft sich offenbar weiterhin eine polnische Gruppe, die sich höchst aggressiv verhält und resistenter zeigt gegen die Ansprachen. Dort, so Ordnungsamtschef Jörg Stratenwerth, ist es sogar zu gewalttätigen Übergriffen auf die Einsatzkräfte gekommen.
„Die Situation in der Innenstadt hat sich insgesamt aber signifikant verbessert“, sagt Ordnungsdezernent Christian Kromberg. Den Erfolg, der sich nach „einer kontinuierlichen Bestreifung“ eingestellt habe, präsentierte der städtische Beigeordnete am Mittwoch der Politik im städtischen Ordnungsausschuss. Zwei Wochen lang waren die Doppelstreifen von Polizei und Ordnungsamt in Vierer-Besetzung demnach unterwegs, um das verschärfte Ordnungsrecht durchzusetzen.
208 Platzverweise wurden ausgesprochen
243 Personen wurden überprüft und 208 Platzverweise ausgesprochen, um das aktuelle Ergebnis zu erzielen, sagte Ordnungsamtsleiter Jörg Stratenwerth. Nach dieser Schwerpunktaktion werden die bekannten Treffs weiterhin mehrmals täglich überprüft. Inzwischen gebe es aber kaum noch Beschwerden der Anrainer von Handelshof und Willy-Brandt-Platz.
Dabei saß der Frust tief, als Marc Heistermann die Bemühungen der Stadt bei der Verlagerung des Trinker-Treffs vom Willy-Brandt-Platz noch in Bausch und Bogen verdammte und öffentlich als „ordnungspolitischen Offenbarungseid“ geißelte.
Die derzeitige Situation sei „sehr erfreulich“
Es folgten: Ein paar Stahl-Stelen, eine gedeckelte Open-Air-Toilette, eine Null-Nummer in Gestalt eines Edelstahl-Klos an der Hollestraße, schräg verbaute Sitzgelegenheiten am U-Bahn-Abgang und ein verschärftes Ordnungsrecht. Eineinhalb Jahre später hat sich der Ton des Geschäftsführers des Essener Handelsverbands Ruhr deutlich verändert: „Die Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt“, sagte Heistermann jetzt auf Nachfrage: „Da hat die Stadt Präsenz gezeigt.“ Ihm kämen „keine vermehrten Klagen mehr“ zu Ohren. Die derzeitige Situation rund um das Tor zur City sei „sehr erfreulich“.
Damit es so bleibt, äußerte der ordnungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Fabian Schrumpf, die Bitte, nun nicht nachzulassen. Angesichts der jetzt kleinräumigeren Verteilung der Szenegänger müsse womöglich die Zahl der Sozialarbeiter auf den Straßen aufgestockt werden, um das Gleichgewicht zwischen Durchgreifen und Helfen nicht zu gefährden, gab Hans-Ulrich Krause (SPD) zu bedenken. Dabei ist noch nicht einmal klar, ob die drei halben bereits existierenden Stellen verlängert werden. Die laufen im Oktober aus.