Essen. . Bei dem Abend „Vibrations“ schwingen die Orgel der Philharmonie und neue Stücke aus der Aalto-Compagnie zu klassischer und zeitgenössischer Musik

Roland Maria Stangier ist ein experimentierfreudiger Musiker. Nicht anders ist zu erklären, dass sich der Orgelkustos der Philharmonie mit seinem majestätischen Instrument auf immer neue Begegnungen einlässt: Orgel und Symphonieorchester, Orgel und Saxofon, Orgel und Oboe waren schon zu hören. Nun hat er sich mit Tanz konfrontiert. Entstanden ist der Abend „Vibrations“ mit Musik von Bach bis Arvo Pärt und zwei eigens dafür geschaffenen Choreografien der Tänzer Armen Hakobyan und Denis Untila vom Aalto-Ballett. Neun Ensemblemitglieder präsentieren ihre neuen Schwingungen des Lebens in der Philharmonie.

Orgekkustos Roland Maria Stangier
Orgekkustos Roland Maria Stangier © Wolfgang Kleber

„Die Musik wurde danach ausgewählt, dass ihr dazu tanzen könnt und ob man sie auf die Orgel übertragen kann“, erklärt Roland Maria Stangier. Armen Hakobyan („Embodiment“) positioniert ihn mit seinem Spieltisch im Zentrum der Bühne und lässt ihn auch agieren. „Er ist bei mir der Frequenzmacher“, betont der Choreograf. „Frequencies“ heißt sein neues Stück, das von Wellenlängen erzählt. „Jeder Mensch hat seine eigene Frequenz. Manchmal kommen sie zusammen wie bei Liebenden, manchmal trennen sie uns, manchmal verlieren wir unsere Frequenz wegen einer anderen Person“, erläutert er. „Diesen fast philosophischen Ansatz kann man herunterbrechen auf Schwingungen in der Luftsäule der Orgel“, bemerkt Stangier. Es erklingen Bach, Marcello, Orgelimprovisationen sowie Glass und Richter vom Band. „Die beiden Originale sind so stark und gut. Die Orgel kann nicht alles ersetzen.“

Nach den solistischen Einsätzen des Musikers rundet Denis Untilas neue Arbeit die Aufführung ab. Nach dem dramatischen Handlungsballett „Othello“ setzt er sich nun mit dem Schritt ins Jenseits auseinander. „In ,Verlorene Seelen’ geht es um den Moment nach dem Tod“, sagt er. Dabei stirbt ein Mann in der Badewanne und wird durch den Raum gezogen. Ein anderer stirbt auf der Couch und realisiert nicht, dass er tot ist. Eine Frau dagegen stirbt im Krankenhaus und versucht, zurück in ihren Körper zu gelangen. Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ begleiten diese Seelenwanderungen, die Roland Maria Stangier für die Orgel neu einstudiert hat. „Die Musik war für diesen Kontext nicht gedacht. Aber sie ist sehr flexibel und passt hier sehr gut“, sagt er.

Schließlich findet sich die Neue Musik Arvo Pärts mit einer Kriegsszene zusammen. „Mit ,Spiegel im Spiegel’ will ich zeigen“, so Choreograf Denis Untila, „wie alle Seelen ins Licht gehen.“

Die Begegnung der Kuhn-Orgel in der Philharmonie mit Uraufführungen von Armen Hakobyans „Frequencies“ und Denis Untilas „Verlorene Seelen“, getanzt vom Aalto-Ballett, ist am Freitag, 12. Mai, 20 Uhr, zu erleben.

Bei seinen solistischen Einsätzen spielt Orgelkustos Roland Maria Stagnier Claude Balbastres Concerto D, Alexandre Guilmonts „Final“ der 1. Symphonie, Zsolt Gárdonyis „Grand Choeur“ sowie eine Improvisation.

Karten unter: 8122 200 oder tickets@theater-essen.de