Das Wasserkraftwerk am Baldeneysee kann ab sofort immer sonntags besichtigt werden. Betreiber Innogy führt Kleingruppen durch die Turbinenhalle.
- Betreiber Innogy bietet ab sofort Führungen durchs Wasserkraftwerk am Baldeneysee an.
- Immer sonntags von 11 Uhr bis 16 Uhr. Kostenlose Führungen für Kleingruppen bis acht Personen
- Kraftwerk wurde 1933 in Betrieb genommen. Heute voll automatisiert. Strom für 3500 Haushalte
Wenn von erneuerbaren Energien die Rede ist, denken wohl die meisten spontan an gewaltige Windparks in der Nordsee oder an Solarbatterien auf bayerischen Bauernhöfen. Am Baldeneysee aber liefert ein Wasserkraftwerk seit Jahrzehnten zuverlässig umweltfreundliche Energie.
Das Laufwasserkraftwerk am Baldeneywehr ist das größte seiner Art an der Ruhr. Ein Jahr war es Besuchern verschlossen, weil der Betreiber RWE Innogy das Innenleben überholte. Ab Sonntag stehen die Türen technisch interessierten Gästen wieder offen – bis Ende September immer sonntags von 11 bis 16 Uhr.
Beim „Probelauf“ am vergangenen Wochenende schauten bereits 400 Neugierige vorbei, berichtet Detlef Lange, seit 36 Jahren Ingenieur beim Essener Energieversorger, der nun Innogy heißt, und Experte für Wasserkraftwerke. Im Jahr der Grünen Hauptstadt scheint das Interesse also größer den je.
Der Bau des Baldeneysees Anfang der 1930er Jahre diente bekanntlich allen voran der biologischen Reinigung des Ruhrwassers. Die Bauherren dachten vorausschauend. So errichteten die Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerke am nördlichen Ufer ein Wasserkraftwerk. Heute liefert es Strom für 3500 Haushalte in Werden. Dafür sorgen zwei Turbinen mit einer Leistung von jeweils 4,5 Megawatt und eine Fallhöhe von neun Metern, die das Ruhrwasser hinabstürzt. 140 000 Liter sind es pro Sekunde, erläutert Detlef Lange. „Das entspricht einer Menge von 600 gefüllten Badewannen.“
Leider verbergen sich die gewaltigen Turbinen – ihr Durchmesser beträgt vier Meter – hinter eisernen Wänden. Die Konstruktion erinnert an gewaltige Mixer. An den Schaltwänden schlagen Zeiger aus. Eines fällt auf: Es ist unerwartet ruhig. Kein Donnern, kein Getöse.
Bis in die 1950er Jahre wurde im Kraftwerk im Drei-Schicht-Betrieb gearbeitet, weiß Detlef Lange zu berichten. Heute wird die voll automatisierte Anlage ferngesteuert. Zwei Mitarbeiter kümmern sich um die Wartung und haben nebenbei ein Auge auf das mit einer Leistung von gut fünf Megawatt deutlich kleinere Wasserkraftwerk in Kettwig.
Für Energieversorger Innogy ist die Wasserkraft ein Standbein. Ihr Anteil an den erneuerbaren Energien liegt bei 15 Prozent. Noch bis zum Sommer soll am Baldeneysee ein weiteres Kraftwerk entstehen. Es wird den Kraftstoff für ein mit Methanol betriebene Fahrgastschiff produzieren – eine Weltneuheit und, wer weiß, ein Schritt in Richtung Zukunft.