Essen. Essens Südwahlkreis war bei Landtagswahlen stets hart umkämpft. Der neue Zuschnitt der Wahlkreisgrenzen kommt den Sozialdemokraten entgegen.
- Der Südwahlkreis war bei Wahlen immer umkämpft. Für Landtagswahl ein neuer Zuschnitt
- CDU-Hochburgen wie Bredeney zählen nicht mehr zum Wahlkreis. Ein Vorteil für die SPD
- Kandidaten von vier Parteien haben realistische Chancen auf den Einzug in neuen Landtag
Landtagswahlen in Essen, das war in den vergangenen Jahren eine klare Sache zugunsten der SPD. Mit einer Ausnahme: Der Südwahlkreis war immer heiß umkämpft, wenn es darum ging, welcher der Kandidaten die meisten Erststimmen holt und so den Sprung ins Parlament schafft.
Bei der vorgezogenen Wahl 2012 lag Peter Weckmann (SPD) mit 43,5 Prozent deutlich vor Manfred Kuhmichel (CDU), der auf 32 Prozent kam. Zwei Jahre zuvor ein umgekehrtes Bild: Da holte Kuhmichel seinen Wahlkreis, wenn auch knapp mit einem Vorsprung von 1,2 Prozent.
Die Karten werden wieder einmal neu gemischt. Wobei die SPD aufgrund des neu zugeschnittenen Wahlkreises das bessere Blatt auf der Hand haben dürfte. Die Stadtteile Burgaltendorf und Byfang wurden dem Ost-Wahlkreis zugeschlagen, Schuir und Bredeney dem Wahlkreis im Essener Westen. Begründung: Die Zahl der Stimmberechtigten soll in den vier Wahlkreisen in etwa die gleiche sein.
In Burgaltendorf lag 2012 die SPD vorne, in den drei anderen Stadtteilen die CDU. Vor allem die Stimmen aus Bredeney dürften die Christdemokraten schmerzlich vermissen. Dort lagen sie bei der vergangenen Landtagswahl immerhin mit rund 1100 Erststimmen vor der SPD.
Dass die CDU die Flinte nicht gleich ins Korn wirft, ist nicht zu übersehen. Fabian Schrumpf, Kuhmichels Nachfolger als Wahlkreiskandidat, wirbt auf wandfüllenden Plakaten im Hochformat um Stimmen. Zwölf davon hat er im Wahlkreis kleben lassen. Finanziert durch Spenden, auch aus dem persönlichen Umfeld, wie er selbst sagt. 5500 Euro investiert er so in seinen Wahlkampf.
Vier Kandidaten haben realistische Chancen
Janine Laupenmühlen, Direktkandidatin der SPD und Nachfolgerin von Peter Weckmann, muss mit dem sonst üblichen Plakatformat vorlieb nehmen, wie es überall an Laternenmasten hängt. Die 40-jährige Schulexpertin ist so in ihrem Wahlkreis omnipräsent. Der Eindruck: In keinem anderen legen sich die beiden großen Parteien beim Plakatieren so ins Zeug wie im Süden. Schrumpf oder Laupenmühlen – einer der beiden wird das Rennen wohl machen, beide sind über die Reservelisten ihrer Parteien abgesichert, ihr Einzug in den Landtag wahrscheinlich.
Alle anderen Kandidaten im Wahlkreis dürfen sich, wenn überhaupt, Hoffnungen machen, ebenfalls über diesen Umweg ins Landesparlament einzuziehen. Das gilt allen voran für Essens FDP-Vorsitzenden Ralf Witzel. Die Meinungsforscher sehen die Liberalen klar drin. Schaffen es auch die Grünen, die laut Umfragen zittern müssen, hätte auch Mehrdad Mostofizadeh seinen Platz sicher. Der Südwahlkreis könnte also mit vier Abgeordneten vertreten sein.
>>>Sie wollen in den Landtag
Janine Laupenmühlen (SPD)
Für die 40-jährige Bildungspolitikerin ist es die erste Kandidatur um ein Landtagsmandat. Janine Laupenmühlen darf sich Hoffnungen machen, dass sie den Platz von Peter Weckmann im Düsseldorfer Landtag einnehmen wird. Mit Platz 31 ist sie zudem über die Reserveliste gut abgesichert. Janine Laupenmühlen ist seit 2005 Mitglied des Stadtrates, ist dort stellvertretende Vorsitzende ihrer Fraktion. Die ausgebildete Lehrerin und Fachleiterin für Gymnasien und Gesamtschulen leitet den Schulausschuss. Als Abgeordnete will sie sich für die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren einsetzen. Janine Laupenmühlen ist verheiratet und zweifache Mutter. Mit ihrer Familie lebt sie in Überruhr.
Fabian Schrumpf (CDU)
Der 34-Jährige ist in seinem Wahlkreis kaum zu übersehen. Auf seinen Wahlplakaten präsentiert sich Fabian Schrumpf betont staatsmännisch. Als wolle er kompensieren, dass er am Anfang seiner politischen Laufbahn steht. In den Rat der Stadt war er 2012 über die Reserveliste nachgerückt. Inzwischen ist Fabian Schrumpf ordnungspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Schrumpf ist Rechtsanwalt in einer mittelständischen Kanzlei. Er selbst nennt sich einen Problemlöser. Als Direktkandidat rechnet er sich durchaus Chancen aus, seinen Wahlkreis trotz des neuen Zuschnitts zu gewinnen. Über die Reserveliste ist er mit Platz 47 abgesichert, ein Einzug in den Landtag wäre keine Überraschung. Fabian Schrumpf ist in Kettwig aufgewachsen. Er lebt mit Frau und Tochter in Heisingen.
Ralf Witzel (FDP)
Seit dem Jahr 2000 gehört Ralf Witzel dem Landtag an. Die Umfragen der Meinungsforscher sprechen dafür, dass dies auch in der kommenden Legislaturperiode der Fall sein wird. Die FDP darf demnach mit einem zweistelligen Ergebnis rechnen. Witzel steht auf Platz vier der Reserveliste, sein Wiedereinzug ins Landesparlament wäre damit sicher. In der laufenden Legislaturperiode ist der 47-Jährige stellvertretender Vorsitzender seiner Fraktion, verantwortet dort die Themenbereiche Haushalt, Finanzen und Personal. Der diplomierte Kaufmann und ehemalige Personalreferent ist längst Berufspolitiker, führt die FDP in Essen und im Ruhrgebiet. Ralf Witzel ist ledig und lebt in Stadtwald.
Andreas Lojewski (AfD)
Der 54-jährige Maschinenbauingenieur Andreas Lojewski engagiert sich in der AfD, weil er sich als Konservativer von der Merkel-CDU nicht mehr vertreten fühlte. Für den Geschäftsführer eines mittelständischen Familienunternehmens ist es die erste Kandidatur in einer Partei. Er wolle nicht nur meckern, sondern Flagge zeigen. Abgesichert über die Reserveliste ist er nicht. Andreas Lojewski ist getrennt lebender Vater von drei Kindern.
Mehrdad Mostofizadeh (Grüne)
Seit 2015 ist Mehrdad Mostofizadeh Fraktionsvorsitzender der Grünen im
Düsseldorfer Landtag. Mit Platz vier hat der 48-Jährige einen sicheren Listenplatz inne. Doch die Grünen müssen um den Wiedereinzug zittern. Mehrdad Mostofizadeh gehört dem Landtag seit 2010 an, war zuvor wissenschaftlicher Mitarbeiter von Bärbel Höhn, der Bundestagsabgeordneten und ehemaligen Umweltministerin. Von 1994 bis 2010 gehörte er dem Rat der Stadt an. Bevor Mostofizadeh seine berufliche Karriere als Politiker einschlug, arbeitete er in der Altenpflege. Mehrdad Mostofizadeh ist verheirateter Vater von drei Kindern und lebt in Burgaltendorf.
Sonja Neuhaus (Die Linke)
Als Kind einer alleinerziehenden Mutter habe sie schnell gemerkt, wie sehr Bildung vom Geldbeutel der Eltern abhängt, sagt Sonja Neuhaus. Die politische Frühprägung führte sie zu den Linken. Heute ist die 24-Jährige Sprecherin des Essener Kreisverbandes, Bildungspolitik ist einer ihrer Schwerpunkte. Auf Platz 29 der Reserveliste kandidiert sie für den Landtag – zu weit hinten, als dass es für sie persönlich reichen dürfte. Sonja Neuhaus ist in Kettwig aufgewachsen, studiert empirische Bildungsforschung und nimmt in ihrer Freizeit Gesangsunterricht. Sie ist ledig und in Frohnhausen zuhause.