Essen. Die Grenzen des Wahlkreises Essen II wurden nach Süden verschoben. Das dürfte der CDU mehr Stimmen bringen, Favorit bleibt dennoch die SPD.

  • Der Wahlkreis Essen II ist eine traditionelle Hochburg der Sozialdemokraten. Hilser tritt ab
  • Frank Müller kandidiert erstmals für SPD und ist aussichtsreichster Kandidat. Linke hofft
  • Wahlkreis neu zugeschnitten. Byfang und Burgaltendorf gehören dazu. Dort lag CDU vorne

Der Wahlkreis Essen II (WK 66) ist schon traditionell eine sichere Bank für die SPD. 2012 holte der langjährige Essener Parteivorsitzende Dieter Hilser zum wiederholten Male das Direktmandat, damals mit 54,1 Prozent und deutlichem Abstand vor allen anderen Mitbewerbern. Auch bei den Zweitstimmen lagen die Sozialdemokraten seinerzeit mit 49,3 Prozent der Stimmen klar vor der zweitplatzierten CDU. Die Christdemokraten kamen auf nur 18,5 Prozent.

!Der  Wahlkreis 66 reicht nun bis auf die Ruhrhalbinsel.
!Der Wahlkreis 66 reicht nun bis auf die Ruhrhalbinsel. © hh

14 Jahre lang gehörte Dieter Hilser dem Landtag an. Zum Ende der Legislaturperiode scheidet der 63-Jährige aus. Frank Müller, 39 Jahre alt und Schatzmeister seiner Partei, schickt sich an, in seine Fußstapfen zu treten.

Auch wenn es Müllers erste Kandidatur für den Landtag ist, darf er sich gute Chancen ausrechnen, das Direktmandat zu gewinnen. Alles andere wäre jedenfalls eine faustdicke Überraschung.

Müller selbst gibt sich zurückhaltend. Auch weil einiges dafür spricht, dass die CDU aufholen wird, was nicht allein der politischen Grundstimmung geschuldet ist. Zur Landtagswahl wurde der Wahlkreis neu zugeschnitten, seine Grenzen verschoben. Die reichen nun von Katernberg im Norden bis weit auf die Ruhrhalbinsel im Süden. So gehören Byfang und Burgaltendorf nicht länger zum Südwahlkreis, sondern zum Wahlkreis Essen II.

Byfang und Burgaltendorf zählen nun zum Wahlkreis

In beiden Stadtteilen lag 2012 CDU-Kandidat Manfred Kuhmichel vorne, auch wenn das nicht reichte, um den Wahlkreis erneut zu gewinnen. Im traditionell tiefschwarzen Byfang lag Kuhmichel bei den Erststimmen mit 45,5 Prozent vorne; die SPD kam auf 31,6 Prozent. In Burgaltendorf holte der damalige Landtagsabgeordnete 45 Prozent; die SPD erzielte 34,8 Prozent.

CDU und FDP kritisieren, dass die aufgrund des neuen Zuschnitts zu erwartenden Zugewinne nicht ausreichen werden, um den Ost-Wahlkreis der SPD zu entreißen, während sie im traditionell umkämpften Südwahlkreis wertvolle Stimmen einbüßen. Ob sie richtig liegen, entscheidet sich am 14. Mai.

>>> Sie kandidieren für den Landtag

Frank Müller (SPD)

Frank Müller.
Frank Müller. © Knut Vahlensieck

Es ist sein erster Anlauf für ein Landtagsmandat, dennoch ist Frank Müller der aussichtsreichste Bewerber. Für ihn wäre es der nächste Schritt seiner politischen Laufbahn. Fünf Jahre lang gehörte er der Bezirksvertretung Steele, Kray, Oststadt an, 2009 wurde er erstmals in den Rat der Stadt gewählt, dem er bis heute angehört. Seit 2012 ist der gelernte Bankkaufmann Schatzmeister seiner Partei. Müller ist Mitarbeiter im Landtagsbüro von Thomas Kutschaty, dem Essener SPD-Vorsitzenden und Justizminister. Es hätte auch anders kommen können. Frank Müller hat fast fünf Jahre lang Medizin studiert, brach sein Studium vorzeitig ab. Ehrenamtlich engagiert Frank Müller sich als Vorsitzender des Vereins für Kinder- und Jugendarbeit (VKJ) und im Vorstand des Kinderschutzbundes. Der 39-Jährige ist ledig und lebt in Kray.

Dirk Vogt (CDU)

Dirk Vogt.
Dirk Vogt. © CDU

20 Jahre gehörte der Steelenser Dirk Voigt der Bezirksvertretung für Steele, Kray, Freisenbruch, Horst und Eiberg an. Im Stadtbezirk VII ist der 53-Jährige auch Vorsitzender seines CDU-Ortsverbandes. Seit 2014 gehört Dirk Vogt dem Rat der Stadt an. Dort ist er finanzpolitischer Sprecher seiner Fraktion, was nahe liegt, schließlich ist er Bankkaufmann von Beruf. Dirk Vogt engagiert sich ehrenamtlich im Bürgerverein und in der katholischen Kirche. Auf der Reserveliste rangiert er mit Platz 106 weit hinten. Sollte die Liste soweit ziehen und er in den Landtag einziehen, wäre das mehr als eine Überraschung. Dirk Vogt lebt in Steele, ist verheiratet und hat mit seiner Frau zwei Kinder.

Hiltrud Schmutzler-Jäger (Grüne)

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© Grüne

Die Steelenserin zählt sicher zu den bekanntesten Gesichtern der Essener Grünen. Hiltrud Schmutzler-Jäger ist seit 15 Jahren Sprecherin der Ratsfraktion, war OBKandidatin, nun bewirbt sie sich um ein Landtagsmandat – ohne Absicherung über die Reserveliste, womit es bei einer Kandidatur bleiben dürfte. Als Fraktionssprecherin im Rat ist die 54-jährige Sozialwissenschaftlerin für Finanzen, städtische Beteiligungen, Stadtplanung und Sport zuständig. Neben der politischen Arbeit engagiert sie sich in der Flüchtlingshilfe und beim Essener Sportbund (Espo). Hiltrud Schmutzler-Jäger wohnt mit Begeisterung in Steele und ist Mutter zweier erwachsener Kinder.

Eduard Schreyer (FDP)

Eduard Schreyer (FDP)
Eduard Schreyer (FDP) © FDP

Für die Liberalen sitzt Eduard Schreyer im Schulausschuss des Stadtrates, seit 2009 ist er Mitglied der Bezirksvertretung VII. Nun kandidiert er auf Listenplatz 102 für den Landtag – zu weit hinten, als dass es für ihn persönlich reichen könnte. Schreyer ist in Breslau geboren, im Rheinland aufgewachsen. Bis 2012 war im Polizeidienst in Essen tätig, ein Jahr später übernahm er den Vorsitz der Steeler Bürgerschaft.

Eduard Schreyer lebt in Steele, ist verheiratet und hat einen Sohn.

Günter Weiß (AfD)

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© HW

Der 65-jährige Günter Weiß ist in der Essener Politik kein unbeschriebenes Blatt. Von 1999 bis 2014 saß er für die Republikaner im Rat der Stadt; bis auf die letzten Monate, da war er parteilos. Noch im selben Jahr wechselte er zur AfD. Der eurokritischen Haltung der Partei wegen, wie er selbst sagt. Seit 2015 ist Weiß stellvertretender Sprecher des Essens Kreisverbandes. Nun kandidiert er für den Landtag, abgesichert über die Reserveliste ist er nicht.

Günter Weiß war jahrzehntelang Bauingenieur bei der Deutschen Bahn, seit kurzem ist er im Ruhestand. Weiß ist alleinstehend und lebt in Freisenbruch.

Ezgi Güyildar (Die Linke)

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© Linke

Die 29-jährige Deutsch-Kurdin ist Mitglied des Landesvorstandes ihrer Partei und gehört seit der Kommunalwahl 2014 der Linksfraktion im Stadtrat an. Nun kandidiert sie für den Landtag auf Platz 11 der Reserveliste. Das ist weit vorne, aber es müsste für die Linke besser laufen, als es aktuelle Umfragen vorhersagen, damit es die Studentin der Rechtswissenschaften ins Parlament schafft. Ezgi Güyildar ist in Desrim im kurdischen Teil der Türkei geboren, aber längst in Essen zuhause: Ihr Lieblingsverein spielt an der Hafenstraße.