Essen-Heisingen. . Natur, Entspannung, Hege und Pflege: Das gehört im Fischerei-Verein in Heisingen dazu – und mancher Hecht an der Angel, der 1,30 Meter misst.

Er ist mit der Angel in der Hand aufgewachsen, so beschreibt Wolfgang Neysters sich. Erste Angelversuche führten ihn als Kind zum Eickenscheidter Busch, an die Teiche der Ziegelei. „Wir haben dort verbotenerweise geangelt“, erzählt der 77-Jährige heute. Längst hat er die Fischerprüfung absolviert, hat die Fliegenfischerei zu seiner Leidenschaft gemacht, bietet Referate und einen Stammtisch an. Er hat zu Hause im Laufe der Jahre zahllose Schränke und Truhen mit Ruten, Rollen und tausenden Kunstködern befüllt. Und seit 54 Jahren gehört Wolfgang Neysters zum Fischerei-Verein Essen – wie rund 900 weitere Mitglieder.

Idyllisch am Baldeneysee gelegen mit Blick auf die ehemalige Eisenbahnbrücke liegt das Heim der Angler. Darin ihre Vereinsräume, die verpachtete Gaststätte samt Biergarten, zwei Ferienwohnungen und sieben Zimmer, die der Verein vermietet. Neben den Garagen befinden sich die alten Räucheröfen, in denen jetzt wieder regelmäßig Forellen landen. 300 Fische waren es an Karfreitag. „Die Nachfrage ist riesig“, sagt Rudolf Brock (53), dessen Großvater 1921 eines der Gründungsmitglieder des Vereins gewesen ist.

46 Kilometer Uferstrecke hat der Verein gepachtet

© Christof Köpsel

Rudolf Brock ist nun der Vorsitzende des Vereins. Und auch sein Sohn Louis (9) hat bereits Fische wie den 1,18 Meter großen Hecht an Land gezogen. „Mit ein wenig Hilfe“, verrät sein Vater, dem der Nachwuchs im Verein am Herzen liegt. Zwar hätten sie eine aktive Jugendgruppe mit etwa 70 Jungen und Mädchen ab vier Jahren. „Die Jugendlichen aber im digitalen Zeitalter erst einmal für die Natur zu begeistern, das ist nicht einfach“, sagt der Kupferdreher, der auch gern mehr Frauen für den Sport gewinnen würde. Eine Frauengruppe wäre künftig denkbar, derzeit zählten 72 Fischerinnen zum Verein.

Wer das Angeln für sich entdeckt habe, dem biete der Verein mit Baldeneysee und Ruhr sehr spannende Gewässer. 46 Kilometer Uferstrecke haben sie gepachtet, vom Werdener Stauwehr bis zur Eisenbahnbrücke in Bochum-Dahlhausen. Im Wasser tummeln sich rund 30 verschiedene Fischarten wie Hechte, Karpfen, Zander, Welse oder Schleien. Der größte dokumentierte Fisch: ein Wels, 2,40 m.

Gerade hat der Verein 25 000 Forellen ausgesetzt

„Die Gewässergüte ist sehr gut“, sagt Uwe Rautenberg (54, Raubfischangler, 100 Ruten), der genau diese als Gewässerwart stets im Blick hat. Täglich kontrolliert der Heisinger zudem die kleinen Fische, die der Verein für See und Fluss züchtet. Gerade haben sie 25 000 Forellen in den Ruhrlauf ausgesetzt. In den Aufzuchtbecken im Vereinsheim schwimmen schon weitere Bachforellen. In den Zuchtteichen leben derzeit Quappen, die später in den Baldeneysee umgesiedelt werden. Mit diesen beteiligt sich der Verein seit drei Jahren an einem europäischen

Hat die Quappen im Blick: Wolfgang Neysters am Nachzuchtteich.
Hat die Quappen im Blick: Wolfgang Neysters am Nachzuchtteich. © Christof Köpsel

Zuchtprogramm.

Deutlich aufregender jedoch sei es, Hechte zu züchten, sagt Rudolf Brock. Wenn die erst einmal wenige Zentimeter groß sind, sind die sehr gefräßig. Weil das leider auch die Artgenossen betrifft, müssen die Fische mitunter nachts sehr schnell ausgesetzt werden – und zwar einzeln, mit großem Abstand. Dazu rücken dann viele Fischer mit Booten aus.

„Angeln als Individualsport hat fast etwas Esoterisches“

„Zu tun gibt es hier immer etwas“, sagt der Vorsitzende. Dazu zählt der Arbeitsdienst auf dem Gelände an den Samstagen, das Fachsimpeln unter Angelkollegen, Vorträge, die sie anbieten, Ausbildung, Vorbereitungskurse für Prüfungen sowie die Hege und Pflege der Gewässer und der Fische. Das alles passiert in Gemeinschaft, während das Angeln als Individualsport fast etwas Esoterisches habe.

Uwe Rautenberg kontrolliert als Gewässerwart die Güte des Wassers und reinigt die Siebe von Schwebstoffen in einem der beiden Fischaufzuchtteiche.
Uwe Rautenberg kontrolliert als Gewässerwart die Güte des Wassers und reinigt die Siebe von Schwebstoffen in einem der beiden Fischaufzuchtteiche. © Christof Köpsel

Der Lohn: „Natur, Ruhe und Entspannung“, sagt Rudolf Brock, der gern vom Boot aus mal zwei Stunden angelt, während andere ihre Zelte am Ufer aufschlagen. „Ich sehe die Fische inzwischen lieber im Wasser“, sagt er, auch wenn es schon aufregend sei, wenn plötzlich ein 1,36 m großer Hecht anbeißt. So viele Fischarten, Fangmethoden und Ausrüstungen es gibt, so einig sind sich die Fischer: „Angeln ist mehr als Fische fangen.“

>>KONTAKT ZUM FISCHEREI-VEREIN ESSEN

Der Fischerei-Verein Essen bietet auch Angel-Flohmärkte und Familienfeste an und lädt regelmäßig Schulklassen oder Menschen mit Behinderungen ein. Zudem finden regelmäßig Vorbereitungskurse für die Fischerprüfung statt.

Wer mehr Informationen möchte oder Interesse an einem Besuch oder am Angelsport hat, kann Kontakt zum Verein aufnehmen: www.fve-online.de