Essen. . Weil der verkaufsoffene Sonntag ausfallen muss, bieten Textilhändler Kleidung im Zelt an. Andere Branchen können davon nicht profitieren.

  • Händler bieten im Stadtteil Werden Kleidung in einem Zelt an und verhüllen 40 Schaufenster
  • Die Aktion ist als Protest gegen das Urteil zu verkaufsoffenen Sonntagen gedacht
  • Die Bürger begrüßen die Protestaktion und plädieren dabei für verkaufsoffene Sonntage in Zukunft

Beim Stoff- und Tuchmarkt in Werden war gestern trotz guten Wetters längst nicht alles eitel Sonnenschein. Über 40 verhüllte Schaufenster und ein kleiner Verkauf von Kleidung im Zelt: Die Mitglieder des Werdener Werberings protestierten auf ihre Art gegen den gekippten verkaufsoffenen Sonntag. Der hatte den Stoffmarkt begleitet, seit er 2006 erstmals in Werden abgehalten wurde, blickt Rolf Sachtleben, Geschäftsführer des Werdener Werberings, zurück. Die Bürger nahmen das Angebot im Zelt an, vermissten aber trotzdem die geöffneten Läden.

„Wir wollten ein Zeichen setzen, dass wir mit dem Vorstoß der Gewerkschaft und dem Gerichtsentscheid nicht einverstanden sind“, betont Sachtleben. Die Veranstaltung sei trotzdem eine Werbung für den Stadtteil gewesen und habe ihr Publikum gefunden, wie volle Straßen und Cafés deutlich machten.

Jochen Huels betreibt einen Partyservice und war mit der Lösung, auf dem Posthof seine Crepes für die Kunden zu backen nicht wirklich zufrieden.
Jochen Huels betreibt einen Partyservice und war mit der Lösung, auf dem Posthof seine Crepes für die Kunden zu backen nicht wirklich zufrieden. © Socrates Tassos

„Dass die Läden nicht öffnen dürfen, ist extrem ärgerlich. Jetzt muss ich hier hinter der Postfiliale stehen statt vor meinem Geschäft an der Heckstraße“, sagt Partyservice-Inhaber Jochen Huels (56), der Crepes für seine Kunden backte. Das Geschäft führe er selbst seit 22 Jahren, sei beim verkaufsoffenen Sonntag immer dabei gewesen und wolle durch solche Aktionen natürlich auf seinen Standort aufmerksam machen. Das falle auf dem Ersatzplatz leider weg.

Kaufleute wollen Kunden aus dem Umfeld gewinnen

Das Zelt auf dem Posthof, in dem die Händler ihre Kleidung anboten, war zwar gut frequentiert, aber schon aufgrund der räumlichen Enge und der improvisierten Umkleidemöglichkeiten kein echter Ersatz für den Verkauf im eigenen Laden. „Hier bieten wir nur ein Viertel der Sachen an, die wir sonst haben. Das hat natürlich Auswirkungen auf den Umsatz. Gerade die verkaufsoffenen Sonntage sind so wichtig für uns Geschäftsleute, um auch Kunden aus anderen Stadtteilen anzulocken, die dann wiederkommen.

Es ist sehr schade, dass Verdi uns das kaputt macht“, erklärt Geschäftsfrau Sonja Hamann (40), die ihr Geschäft gern auch auswärtigen Kunden präsentiert hätte statt im Zelt nur wenige Kleidungsstücke anzubieten. Ein solches Angebot hätten Marion (47) und Ursula Preising (76) gern genutzt. Sie stöberten zwar im Zelt, hätten aber einen Verkauf im Laden vor allem im Interesse der Kaufleute bevorzugt.

Werdener Werbering hat rechtliche Nische genutzt

Das Verkaufszelt im Umfeld der Ess- und Getränkebuden aufzubauen, sei richtig gewesen, ist der Geschäftsführer des Werberings überzeugt. „Wir haben die rechtliche Nische genutzt. Die Händler dort waren selbst erstaunt, dass es so gut funktioniert hat.“ Sollte bis zum „Herbstlichen Werden“ mit Stoff- und Bauernmarkt keine neue Entscheidung zum Thema vorliegen, könnte er sich vorstellen, das Zelt zu erweitern oder ein zweites aufzustellen, um mehr Kaufleuten Platz zu bieten. Allerdings helfe das nur den Textilhändlern, denn das Angebot müsse ja zur Veranstaltung passen. Auf jeden Fall bleibe man im Dialog und hoffe weiter.