Essen. . Weltpremiere in Werden: Folkwang-Studenten verschiedener Studiengänge wollen dem Klassiker Goethe ganz neues Leben einhauchen.

  • Am Dienstag gibt es eine „Tryout“-Premiere an der Folkwang-Uni – das heißt, dass noch improvisiert werden darf
  • Goethe ist sexy, dynamisch und cool – und hat mit dem ergrauten Alleswisser wenig gemein
  • Regisseur Gil Mehmert: Wir wollen den jungen Heißsporn Goethe zeigen, der sich am akademischen Betrieb abarbeitet

Goethe rockt! Mit diesem Versprechen sollten wir „Faust“-Vertraute und „Clavigo“-Kenner eigentlich schon vor sieben Jahren ins Kino gelockt werden, als Regisseur Philipp Stölzl seine Sicht auf den großen deutschen Dichter auf die Leinwand brachte. Das „rockt“ wurde damals gestrichen, stattdessen hieß der Film am Ende einfach „Goethe“ und fand ein Millionenpublikum.

Doch nun macht Goethe endlich ernst mit dem Auftritt als echter Popstar. Er singt und tanzt und wird die Musicalszene ab sofort um einen Helden bereichern, den die meisten vor allem als ergrauten Geheimrat und Dichterfürsten, als erhabenes Universalgenie vor Augen haben.

Eine Welturaufführung in Werden – eine kleine Sensation

Auf den Stürmer und Dränger in Liebesangelegenheiten, auf den rastlosen Entdecker und jugendlichen Eroberer konzentriert sich nun das Musical „Goethe! Auf Liebe und Tod“, das am Dienstag, 4. April, in Zusammenarbeit mit Stage Entertainment seine „Tryout-Premiere“ in der Neuen Aula der Folkwang-Universität der Künste feiert. Eine Musical-Welturaufführung in der Werdener Hochschule, aufgeführt von Folkwang-Studierenden, allein das ist eine kleine Sensation.

Entstanden ist das Projekt durch die Zusammenarbeit mit dem Folkwang-Professor und Regisseur Gil Mehmert, der auch zum Kreativteam des Musical-Flaggschiffs Stage Entertainment gehört und in Hamburg zuletzt mit großem Erfolg „Das Wunder von Bern“ als Musical herausgebracht hat. Irgendwann entstand dort die gemeinsame Idee, ein Goethe-Musical herauszubringen. Angelehnt an den „Goethe!“-Film von Philipp Stölzl, der am kommenden Dienstag ebenso zur „Tryout-Premiere“ erwartet wird, wie viele andere Branchen-Größen.

Was eine „Tryout“-Premiere ist

Der Begriff „Tryout“ besagt, dass hier noch nichts endgültig Fertiges, nicht die große Fassung gezeigt wird, sondern ein Vorgeschmack auf das, was dieses Goethe-Musical an Potenzial hergibt. „Wir wollen das Stück ins Schaufenster stellen für die großen Theater“, erklärt Gil Mehmert, der regelmäßig mit den Werdener Musical-Studenten Produktionen erarbeitet. Bei „Goethe! Auf Liebe und Tod“ stehen ihm neben Prof. Patricia Martin (musikalische Leitung), Simon Eichenberger (Choreographie) und Eva-Maria van Acker/Maria Wolgast (Ausstattung) auch das erprobte Hamburger Kreativteam mit Martin Lingnau (Musik) und Frank Ramond (Liedtexte) zur Seite. Für Buch und Regie zeichnet Gil Mehmert verantwortlich.

Bei ihm ist Goethe nicht der überlebensgroße Nationaldichter, der greise Alleswisser, sondern der junge Jurist, den das Schicksal und die Launen des Vaters gerade ins verschlafene Wetzlar verschlagen haben. Dort verknallt sich Goethe in die junge Charlotte Buff. Die Liebesgeschichte geht schief, führt aber zu einem der größten literarischen Welterfolge – folgenreich niedergeschrieben in „Die Leiden des jungen Werther“. Große Gefühle, unglückliche Liebe und Songs mit absoluter Charts-Tauglichkeit – das sind die Zutaten, um Goethe gegenwartstauglich zu machen. „Wir wollen nicht den Goethe auf dem Sockel“, sagt Mehmert, sondern den jungen Heißsporn, der sich am Establishment und dem akademischen Betrieb erst einmal tüchtig abarbeitet.

Sexy, dynamisch und cool

„Sexy, dynamisch, cool“ und sehr gegenwärtig darf der Held dabei rüberkommen. Was für Mehmert kein Sakrileg ist. „Die Generationsprobleme wiederholen sich doch immer wieder.“

Das frische Licht auf eine alte Geschichte wirft dabei ein junges Ensemble, das gleichwohl schon große Erfolge vorzuweisen hat. Musicalstars wie Sabrina Weckerlin (Tarzan) und Philipp Büttner (Aladdin) verstärken an einigen der Abende das Studierenden-Ensemble.

Die Studiengänge Jazz und Instrumentalausbildung sorgen für die musikalische Begleitung. Goethe ist damit gleichzeitig Herausforderung, aber auch Geschenk zum 90-jährigen Jubiläum der Folkwang-Uni.

DATEN, TICKETS, PREISE

>> Die Premiere von „Goethe! Auf Liebe und Tod“ ist am 4. April, 19.30 Uhr. Weitere Termine: 5., 7., 10., 11., 12., 18., 19. und 20. April, jeweils um 19.30 Uhr in der Neuen Aula der Folkwang Uni.

>> Eintrittskarten (10 Euro/ermäßigt 5 Euro) können telefonisch unter 0201-4903-231 und per E-Mail unter der Adresse karten@folkwang-uni.de reserviert werden.