Essen. . Am Freitag steigt in Düsseldorf die Premiere des neuen Stücks der Viktoriaschule. Danach gibt es mehrere Termine in Essen.

So viel Arbeit, nur weil die jungen Schauspieler des Viktoriagymnasiums (Südostviertel) heute in Düsseldorf auftreten. Die gesamte Bühne muss weg, ein leerer Raum her. Nur acht Tische, rundherum Stühle für Zuschauer, dürfen neu in den Theatersaal. Erst dann kann das neue Stück „Deutsch“ um 20.30 Uhr beim „Maskerade“-Theaterfestival des befreundeten Düsseldorfer Goethe-Gymnasiums seinen Sog entfalten und die Frage aufwerfen: Was ist das eigentlich, deutsch sein?

Aus einem Tisch werden auf der Bühne acht

Die Antwort(en) liefern 35 Jungschauspieler in mehreren Einzelszenen, mitten im Publikum. Die Zuschauer sitzen eingangs rund um einen gigantischen Tisch, der irgendwann kurzerhand in acht Einzeltische zerlegt wird, die dann acht Schauplätze darstellen. Die Schauspieler liefern ihren Text hautnah auf dem Nachbarstuhl, stehen auf und schon sitzt der nächste Jungschauspieler da und spielt auf.

Ungewöhnlich. Wie auch die Besetzung einzelner Rollen oder das riesige Ensemble, das erstmals auftritt: 24 Oberstufenschüler vom Kurs „Viktoriatheater plus“ und elf „Seiteneinsteiger“-Schüler, also Flüchtlinge, die zwei Jahre in internationalen Förderklassen beschult werden. Sie lernen deutsch gerade erst, bringen ganz andere Debatten ums Deutsch-Sein ein.

Wie Baian, die sich schon fragt, warum man als spazieren gehende Großfamilie auf Essens Straßen komisch angeguckt wird, während das in ihrer Heimat Syrien eben Alltag ist. „Das ist meine Frage an die Deutschen“, verrät die 16-Jährige über eine ihrer vielen Rollen im Stück.

Versatzstücke: Sarazzin, Essener Politik, NSU-Protokolle

Auf die Bühne kommen Versatzstücke, allerlei Meinungen. Vieles entstammt den Ideen und Interviews der Schüler selbst. Aber auch die NSU-Protokolle, Thilo Sarrazin, Essens Lokalpolitiker oder die von Herfried und Marina Münkler im Buch „Die neuen Deutschen“ entwickelten fünf Deutsch-Typen – in Film-Szene gesetzt durch ein breites Kartoffel-Sortiment – spielen eine Rolle.

„Da gibt es schon viele Aha-Effekte. Ich konnte sehen, wie sich Zuschauer Gedanken gemacht haben“, sagt Oberstufenschülerin Lena nach der Premiere vom vergangenen Freitag. Der Plan von Hans Twittmann, der als verantwortlicher Lehrer im Jahr 1979 schon das erste Viktoriatheaterstück realisierte, geht also auf.

Die Theaterarbeit hat sich in den Jahren sehr verändert

Seinerzeit ging es klassisch zu, Molières Tartuffe war zu sehen. Seit Jahren sind die Stücke aber selbst konzipiert und geschrieben von Schülern. Oftmals mit kleinen Rollen, ohne feste Figuren, mit viel Bewegung. „Deutsch“ endet tanzend, Schauspieler neben Zuschauer, im syrischen Kreistanz. Integration zum Mitmachen.

>> WANN IST DAS STÜCK IN ESSEN ZU SEHEN?

>> Die Aufführung am heutigen Freitag, 31. März, startet um 20.30 Uhr im Rahmen des Maskerade-Festivals des Goethe-Gymnasiums Düsseldorf, Lindemannstr. 57.

>> Ticketvorbestellung unter 0211 8923351 oder maskerade@ goethe-gymnasium.de.

>> Weitere Aufführungen am Essener Viktoria-Gymnasium, Kurfürstenstr. 1, gibt es je um 19.30 Uhr am 4. und 5. Mai sowie 11. und 12. Mai. Kartenvorbestellung: www.viktoriatheater.de/vorbestellungen/