Essen. . Abspaltung der Essener Linken hat nach eigenen Angaben die 1000 Unterschriften beisammen.
- „Schöner leben“ hat die für eine Zulassung zur Landtagswahl nötigen 1000 Unterschriften zusammen
- Essener Partei ist eine Mutation von „Schöner links“ – jener Ratsgruppe, die sich im Streit mit den Essener Linken herausmendelte
- Linken-Ratsherr Freye: „Sehen Landtagskandidatur als Versuch an, uns wieder mal Knüppel zwischen die Beine zu werfen“
Mit bis zu 35 Parteien und Wählergruppierungen könnte der Wahlzettel für die Landtagswahl am 14. Mai rekordverdächtig lang werden. Auch „Schöner leben“ aus Essen will es landesweit wissen und hat in den letzten Wochen die für eine Wahlzulassung nötigen 1000 Unterschriften zusammenbekommen und beim Landeswahlleiter eingereicht.
Alternative für alle, denen die Linken zu doktrinär sind
Damit wirbt im links-ökologischen Spektrum wohl eine dritte Partei um Stimmen, die zumindest in Essen über eine kleine Basis verfügt, denn „Schöner leben“ ist nichts anderes als eine Mutation von „Schöner links“ – jener Ratsgruppe, die sich vor Jahren im Streit mit den Essener Linken herausmendelte. Dabei nahmen Janina Herff und Anabel Jujol ihre Ratsmandate einfach mal mit, was bei ihren früheren linken Freunden begreiflicherweise nicht gut ankam.
In den Landtag werde man sicherlich nicht gleich kommen, räumt „Schöner links“-Geschäftsführer Jörg Bütefür ein, der auch bei „Schöner leben“ mitmischt und fleißig Unterschriften sammelte. Es gehe aber schon darum, ein ernsthaftes politisches Zeichen zu setzen, eine Alternative zu bieten für diejenigen, denen die Grünen zu bieder-bürgerlich und die Linken zu doktrinär sind.
„Schöner leben“: kein Wahlprogramm, nur Grundsätze
„Wir wollen Menschen animieren, bei uns mitzumachen, es geht uns nicht so sehr darum, unbedingt viele Wählerstimmen zu bekommen“, beschreibt Herff die Motivation, bei der Wahl anzutreten. Dass das ein bisschen paradox klingt, ist ihr klar. Es gebe auch kein Wahlprogramm, nur einige Grundsätze.
So will „Schöner leben“ auch ohne klassische Erwerbsarbeit jedem ein Recht auf ein Grundeinkommen verschaffen, das je nach Grad des individuellen gesellschaftlichen Engagements noch aufgestockt werden könne. Ausgefeilt sei das alles nicht, schließlich verstehe man sich als Partei des Dialogs. „Wir wollen erst mal zuhören und den Menschen nicht mit fertigen Konzepten kommen“, sagt Herff. Wahlkreiskandidaten hat die Gruppierung auch nicht, nur eine Landesliste mit 16 Namen, viele davon beheimatet in Essen.
Grünen-Vorsitzende kann „Schöner leben“ nicht „ganz ernst nehmen“
Gönül Eglence, Vorsitzende der Essener Grünen, räumt ein, dass ihre Partei gerade bei der Landtagswahl nichts zu verschenken hat, weshalb „Schöner leben“ durchaus ungelegen komme. Andererseits gebe es allen Grund zur Gelassenheit. „Ganz ernst nehmen kann ich das nicht, dazu fehlen die Inhalte.“
Linken-Ratsherr Wolfgang Freye, historisch einer der Lieblingsfeinde der „Schöner leben“-Leute, ist da schon etwas empfindlicher, und zwar nicht nur, weil auch seine Partei jede Stimme für einen Landtagseinzug benötigt.
Linken-Ratsherr Freye: „Knüppel zwischen die Beine“
„Gruppe Abzocke“ hatte er einst die „Schöner links“-Abspalter getauft, weil diese den von der Stadt finanzierten Geschäftsstellenetat der Alt-Linken kräftig schmälerten und als Zweiergruppe das Recht auf einen eigenen erwarben, aus dem unter anderem Bütefür finanziert wird. „Wir sehen diese Landtagskandidatur als Versuch an, uns wieder mal Knüppel zwischen die Beine zu werfen“, klagt Freye. (F.S.)