Essen. . Täter leiteten in Kupferdreh ein Gasgemisch in das Gerät ein, um es in die Luft zu jagen. Polizei fahndet nach Tätern und hofft auf Hinweise.

  • Heftige Explosion riss Anwohner in Kupferdreh mitten in der Nacht aus dem Schlaf
  • Die Täter erbeuteten einen fünfstelligen Betrag und flüchteten in einem Audi
  • Die Unbekannten hinterließen ein Bild der Verwüstung - einmal mehr

Eine heftige Explosion hat Anwohner der Kupferdreher Straße in der Nacht zum Mittwoch aus dem Schlaf gerissen: Es ist kurz nach 1.30 Uhr, als Kriminelle den Geldautomaten einer dortigen Aral-Tankstelle mitten in einem Wohngebiet in die Luft jagen, hastig die Euronoten zusammenraffen und mit ihrer Beute in fünfstelliger Höhe in einem dunklen Audi in Richtung der A 44 davonrasen. Als die Polizei eintrifft, sind die Männer über alle Berge. Sie hinterlassen ein Bild der Verwüstung: „Das Büro wurde zerstört und das Gebäude erheblich beschädigt“, sagt Tankstellenbetreiber Thomas Rieder.

Zum Glück keine katastrophale Kettenreaktion

Die Polizei sichert kurz nach der Tat die Spuren, fahndet auf Hochtouren nach den „zwei bis drei“ Unbekannten, die den Geldautomaten nach Erkenntnissen der Ermittler mit einem Gas-Sauerstoff-Gemisch zum Bersten brachten.

„Eine Sprengung an einer Tankstelle ist unüblich“, sagt Polizeisprecher Christoph Wickhorst wenige Stunden später. Und brandgefährlich dazu: Dass die Explosion nicht zu einer katastrophalen Kettenreaktion auf dem Gelände zwischen Mehrfamilienhäusern geführt hat, ist vor allem den hohen Sicherheitsstandards für Tankstellen zu verdanken, erläutert Sascha Keil von der Feuerwehr. Außerhalb der Geschäftszeiten werden alle Spritzuleitungen abgesperrt und die Pumpen abgestellt, so dass in der Regel keine Gase austreten und sich entzünden können. „Das wäre die größte Gefahr“, sagt Keil.

Das Gasgemisch bereits in den Automaten eingeleitet

Die Einschläge kommen näher. Inzwischen scheint Essen wieder auf der Route der organisierten Kriminellen zu liegen, die landesweit allein in diesem Jahr schon über 20 Geldautomaten in die Luft gesprengt haben. Erst in der vergangenen Woche scheiterte ein solcher Versuch in einer Bank an der Brückstraße in Werden. Zwei Unbekannte hatten das Gasgemisch bereits eingeleitet, als die Polizei über einen Alarm informiert wurde. Auf einem Motorroller flüchtete das Duo und konnte bis heute untertauchen.

Eine Spur gibt es nach wie vor auch nicht von den Kriminellen, die wenige Tage vor Weihnachten in einer Bank am Stadtwaldplatz erfolgreich zuschlugen. Wie sie die Gasflaschen für die Sprengung auf einem Motorrad zum Tatort brachten – darüber rätselt die Polizei bis heute. Dazu kommen zwei weitere und bislang unbekannte Fälle, bei denen die Täter offenbar gestört worden sind.

Auf Nachfrage machte die Polizei am Mittwoch erstmals öffentlich, dass am 16. Februar am Viehofer Platz und am 12. August des vergangenen Jahres am Rüttenscheider Platz zwei weitere geplante Sprengungen scheiterten. Wie Polizeisprecher Christoph Wickhorst berichtete, hatten die Täter einen der Geldautomaten bereits aufgebohrt, um das Gasgemisch einzuleiten.

Die Täter beim Geldzählen geschnappt

Wie zerstörerisch die Detonationen wirken können, hat sich vor Jahren an der Germaniastraße in Borbeck und im vergangenen Jahr in zwei Altenessener Geldinstituten gezeigt: Die Explosionen zogen die Gebäude der Santander Bank und der Commerzbank arg in Mitleidenschaft.

Doch die Bande hatte nicht lange Spaß an ihrem plötzlichen Reichtum: Die Polizei schnappte die Männer beim Geldzählen in einer nahegelegenen Wohnung.