Essen. Die Idee einer 24 Kilometer langen, zusammenhängende Wanderroute rund um den Baldeneysee wird von der Stadt realisiert. Eröffnung im Sommer.

Die Idee schien kühn und kurzfristig kaum realisierbar. Doch mittlerweile ist so gut wie sicher, dass Essen im Sommer 2017 einen zusammenhängenden, gut markierten Wanderweg über die Höhen des Baldeneysees erhalten wird.

„Baldeneysee-Steig“ hatte die WAZ das Projekt genannt und im Herbst letzten Jahres breit vorgestellt. Die Reaktion vieler Leser war sehr positiv, und auch bei der Stadt begriffen einige, dass ein solcher Weg gerade im Jahr der Grünen Hauptstadt gut passen würde. „Wir haben hier die echte Chance, eine Premiumweg mit überregionaler Ausstrahlung zu schaffen“, sagt Ralph Kindel, Leiter des Grüne-Hauptstadt-Büros.

Grüne Hauptstadt hat erkannt: Wandern ist ein touristischer Megatrend

Nicht zuletzt ist es Kindels Elan zu verdanken, dass bürokratische Hindernisse zumindest bisher erstaunlich rasch beiseite geräumt werden konnten. Der Mehrwert könnte für die Stadt beträchtlich sein. Wandern ist ein touristischer Megatrend, und die Hoffnung ist keineswegs unrealistisch, dass Essen hier ein kleines Stück vom Kuchen abbekommt, sofern man bei wichtigen Details wie der Beschilderung professionelle Maßstäbe anlegt. Abgesehen davon, bekämen natürlich auch die Essener selbst eine neue Freizeitattraktion, die es so noch nicht gibt.

An einer vielfältigen, schönen Landschaft als Grundvoraussetzung mangelt es jedenfalls nicht. Der immerhin 24 Kilometer lange „Baldeney-Steig“, wie er etwas kürzer nun heißen soll, hat den See zwar in Blickweite, verläuft aber meist über die stillen Ruhr-Höhen nördlich und südlich des Flusses. Nur ab und zu geht’s an die rummeligen Uferabschnitte mit ihren Asphaltbelägen, die eher für Radtouren und Spaziergänge taugen.

Vorbild Rheinsteig: Die Strecke soll mit auffallendem Logo markiert werden

Mittlerweile ist die Strecke mehrfach offiziell begangen, leicht erweitert und an kritischen Stellen unter dem Aspekt der Wanderfreundlichkeit optimiert worden. Hilfreich war dabei Martin Velling, Vorsitzender der Abteilung Kupferdreh des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV), und ein Kenner der Wege im Essener Süden.

Der SGV wird im Auftrag der Stadt auch zuständig sein für das wichtige Markieren mit einem Wanderzeichen, das Missverständnisse ausschließt. Dafür ist ein auffallendes Logo in Vorbereitung, das sich einerseits an den großen Vorbildern Rothaar- und Rheinsteig orientiert, andererseits das Motiv der Grünen Hauptstadt aufnimmt.

Als Premiumweg mit vielen Infos soll der Baldeneysteig etwas besonderes sein

„Wir arbeiten zurzeit an einer Karte, die auch weitere Informationen enthalten wird“, sagt Kindel. Zu einem Premiumweg gehören zahlreiche Infos über Ausgangs- und Endpunkte, Parkplätze, kulturelle Sehenswürdigkeiten und Gastronomien am Weg sowie über öffentliche Verkehrsmittel, mit deren Hilfe der Steig auch abgekürzt werden kann. Denn 24 Kilometer – das sind mindestens sechs Stunden reine Gehzeit. Nicht jeder wird dies schaffen können oder wollen. Die Schiffe der Weißen Flotte, mit denen eine besonders reizvolle Rückreise möglich wäre, sind ebenfalls Teil der Planung. Die gesamte Strecke wird zudem mit dem GPS-Leitsystem vermessen.

Mit 50 000 Euro bleiben die Kosten im Rahmen, die Stadtteilpolitiker der Bezirksvertretung 9 (Kettwig/Werden) sind maßgeblich an der Finanzierung beteiligt. Kindel: „Ich bin optimistisch, dass wir den Steig im Juli einweihen können.“