Essen. . Die Bilanz ist kein in Stein gemeißeltes Abbild der Essener Realität. Es gibt auch methodische Schwächen, die für eine Bewertung riskant sind.
Wer die Kriminalstatistik für ein in Stein gemeißeltes Abbild der Realität hält, liegt falsch. Die Zahlen kennen nur das Hellfeld der Straftaten. Nicht nur deren Dunkelziffer bleibt verborgen, die Bilanz hat auch ihre methodischen Schwächen, die bei der Interpretation der Ausländerkriminalität riskant sein können.
Touristen oder Fernfahrer, Studenten oder Pendler beispielsweise, die ohne behördlichen Bezug zur Stadt vor Ort eine Straftat begehen, werden den hier gemeldeten Nichtdeutschen zugerechnet. Das kann eine Zahl genau so verzerren wie die Einbruchstouren reisender Banden, wenn am Ende abgerechnet wird. Berücksichtigung findet auch kein Freispruch für einen ehemals Verdächtigen.
Die Kriminalstatistik kann Entwicklungen aufzeigen
Ob es da noch Sinn macht, die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen in Relation zu dem Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung zu setzen, ist zumindest kritisch zu hinterfragen.
Kaum berücksichtigt wird auch, dass hier lebende Menschen ohne deutschen Pass zu einem hohen Prozentsatz junge Männer sind, die überdurchschnittlich oft kriminell werden. Mit ihrer ethnischen Herkunft hat das allerdings weniger zu tun als mit ihrem Sozial- und Bildungsstatus.
Die Kriminalstatistik kann Entwicklungen aufzeigen, um gegensteuern zu können. Doch mit Vorsicht zu genießen ist sie allemal – vor allem in aufgeladenen politischen Debatten.