Essen. 2014 brachte Til Schweiger seinen Film „Honig im Kopf“ auf die Leinwand. An dem Stück versucht sich jetzt auch das Rathaus-Theater in Essen.

Bühnenadaptationen erfolgreicher Filme sind oftmals ein zweischneidiges Schwert. Während Bekannt- und Beliebtheit eines Stoffes zwar die Ränge füllen, scheitern solche Inszenierungen manches Mal an den Erwartungen des Publikums. Dass der Prinzipal und Regisseur René Heinersdorff nun mit Til Schweigers „Honig im Kopf“ den erfolgreichsten Film des Jahres 2014 auf die Bühne des Rathaus-Theaters bringt, erscheint vor diesem Hintergrund zumindest mutig. Das Stück feierte jetzt Premiere.

Sich nicht „vergleichbar machen, sondern eine Alternative zu dem Film sein“, ist das Ziel, dass sich Heinersdorff auf die Fahne geschrieben hat. So ist aus dem bildgewaltigen Schweiger-Werk eine Boulevardkomödie entstanden, die mit Ex-Serienstar Karsten Speck einen halbwegs prominenten Hauptdarsteller als Werbeargument vorweisen kann.

Eine herzliche Geschichte um einen demenzkranken Opa

Die Geschichte an sich ist schnell erzählt: Amandus Rosenbach (Achim Wolff), Großvater der elfjährigen Tilda (Anne Bedenbender), leidet unter fortschreitender Demenz. Während sich das Mädchen rührend um ihn kümmert, sehen Sohn Niko (Karsten Speck), Tildas Vater, und Ehefrau Sarah (Astrid Kohrs) eher eine Belastung in dem Rentner. Als Amandus bei einer Gartenparty versehentlich fast einen Großbrand verursacht, steht für sie fest: Er muss in ein Altersheim. Tilda will dies jedoch verhindern und begibt sich mit ihm auf eine chaotische Reise nach Venedig, eine Stadt, mit der Amandus viele Erinnerungen verbindet. Besorgt beginnen Niko und Sarah nach ihnen zu suchen; am Lido trifft man schließlich aufeinander und ist physisch wie emotional wieder vereint.

Während Schweiger sich fast bis zur Grenze des Kitsches effektvoller Filmmittel bediente und einen in Grün- und Lilatöne getunkten Wohlfühl-Film produzierte, stellt Heinersdorff neben seinen vier Darstellern nur einige schwarze Holzbauten auf die Bühne, die abwechselnd als Regale, Arkaden des Markusplatzes oder schlicht Hauswände dienen. Das lässt zum einen erfrischenden Spielraum für die eigene Fantasie – die so erzeugte kühle Atmosphäre der Rosenbachschen Wohnung passt andererseits auch vortrefflich insbesondere zu Astrid Kohrs Auslegung der Rolle der Sarah Rosenbach als karriereorientierte, bisweilen egoistische Schwiegertochter des kranken Amandus, die diesen am liebsten ins Altenheim abschieben würde. Karsten Speck spielt konsequent, aber ohne Tiefgang und kann den Konflikt seiner Rolle im Fadenkreuz der unterschiedlichen Ansichten von Tochter und Frau nicht immer glaubhaft verkörpern.

Starker Auftritt von Achim Wolff

Die Stärke von „Honig im Kopf“ besteht neben der temporeichen Inszenierung besonders in zwei Personen. Zum einen ist da Anne Bedenbender, der die Verkörperung der Kinderrolle gut gelingt und die vor allem Authentizität und Spielfreude mitbringt. Richtig sehenswert wird das Stück aber vor allem durch die brillante Leistung von Achim Wolff, der den Demenzkranken gleichsam würde- und humorvoll in Szene setzt.