Essen. . Immer mehr Essener fallen durch Drogenfahrten im Straßenverkehr auf. Die Statistik der Stadt weist seit 2013 eine Zunahme von fast 50 Prozent aus.
- 2016 sind 1143 Essener Autofahrer durch Drogenkonsum aufgefallen, fast 50 Prozent mehr als noch 2013
- Die Polizei führt diese Zunahme auch auf bessere Kontrollen und die effizienten Drogen-Schnelltest-Geräte zurück
- Suchthilfe Direkt Essen bietet Gruppenkurse an, um bei Führerscheinentzug den dann fälligen „Idiotentest“ zu schaffen
Immer mehr Autofahrer in Essen fallen als Drogenkonsumenten auf. Beim Straßenverkehrsamt sind die Mitteilungen über Drogenauffälligkeit in den vergangenen vier Jahren um fast 50 Prozent gestiegen. Lag diese Zahl 2013 noch bei 792, wurden 2016 bereits 1143 Fälle erfasst.
Diese Zunahme lässt nicht unbedingt den Rückschluss zu, dass immer mehr Essener bekifft oder unter dem Einfluss anderer verbotener Substanzen am Steuer sitzen. „Unsere Kollegen sind besser geschult, außerdem arbeiten unsere Geräte für Drogenschnelltests viel präziser“, sagt Polizeisprecherin Sandra Steinbrock.
2016 wurden in Essen 247 Führerscheine wegen Drogen entzogen
Im äußersten Fall führt die mitgeteilte Drogenauffälligkeit zum Entzug der Fahrerlaubnis. Auch hier ist in Essen seit vier Jahren eine Steigerung festzustellen. 2013 sind 216 Führerscheine eingezogen worden, im vorigen Jahr waren es 247 und 2015 sogar 269.
Das Messgerät „Drugwipe 6s“ zählt zur Standard-Ausstattung der Essener Streifenwagen. Nach Herstellerangaben kann das Gerät im Speichel (oder Urin) sieben Drogenarten binnen 7 bis 8 Minuten nachweisen. „Die neueste Version ist seit Herbst 2016 bei unserer Behörde im Einsatz“, sagt die Sprecherin.
An Ort und Stelle können die Einsatzkräfte feststellen, ob der Auto- oder Motorradfahrer unter Drogeneinfluss unterwegs war. Erst danach werde entschieden, ob ein Bluttest fällig wird. Haschisch, Marihuana, Kokain, Ecstasy und andere Amphetamine am Steuer führen nicht automatisch zum Entzug der Fahrerlaubnis.
Bewegt sich das Vergehen im Bereich einer Ordnungswidrigkeit, werden Bußgelder zwischen 500 und 1500 Euro und Fahrverbote zwischen einem und drei Monaten fällig. In jedem Fall gibt es zwei Punkte in der Verkehrssünderkartei in Flensburg.
„95 Prozent der Teilnehmer bestehen die MPU“
Wird eine „berauschte Fahrt“ als Straftat eingestuft, drohen beträchtliche Geldstrafen (mindestens ein Monatsgehalt), zwei bis drei Punkte in Flensburg sowie ein mindestens zehnmonatiger Entzug der Fahrerlaubnis. Eine zusätzliche Hürde: Ohne MPU, den so genannten „Idiotentest“, gibt’s den Führerschein nicht wieder zurück. Außerdem muss man nachweisen, dass man mindestens zwölf Monate abstinent war.
Die Suchthilfe Direkt Essen in der Hoffnungstaße beobachtet eine „leichte Steigerung“ von Medizinisch-Psychologischen Untersuchungen nach Drogenfahrten. „Die Leute sind überheblich und überschätzen sich“, sagt Thorsten Brücher. „Ich habe mich ganz fit gefühlt“ oder „Ich werde schon nicht erwischt“ seien die gängigsten Ausreden.
Brücher ist verantwortlich für das Programm „On the Road again“. Wer das Gruppenangebot (9 Termine à 90 Minuten) wahrnimmt, zahlt bei der Suchthilfe Direkt 450 Euro – weitaus weniger als bei kommerziellen Anbietern. Thomas Brücker betont, wie hilfreich das „On the Road“-Programm ist. „95 Prozent der Teilnehmer bestehen danach die MPU.“