Mülheim. . Nach wie vor machen sich viele Autofahrer nach einem Unfall aus dem Staub, in 63 Fällen gab es sogar Verletzte. Die Polizei appelliert: melden!
- Bei den 5971 Verkehrsunfällen im vergangenen Jahr machten sich 1175 Autofahrer aus dem Staub
- In 490 Fällen (41,7 %) wurde der Täter ermittelt, im Vorjahr lag die Quote bei 43,5 %
- Die Untersuchungsmethoden von der Lack- bis zur DNA-Analyse werden besser
Unfallfluchten sind kein Kavaliersdelikt. Sie sind eine Straftat, die die Polizei möglichst mit allen Mitteln verfolgt. Und obwohl den Tätern am Ende nicht nur der Entzug des Führerscheins, sondern auch satte Geld- und mehrjährige Haftstrafen drohen können, lässt die Moral auf den Straßen zunehmend zu wünschen übrig: Bei den 5971 Verkehrsunfällen im vergangenen Jahr machten sich 1175 Autofahrer aus dem Staub – selbst wenn Menschen verletzt wurden. Das war immerhin 63 Mal der Fall. Zum Vergleich 2015 lag die Zahl der Unfallfluchten in Mülheim sogar noch höher, bei 1279, obwohl die Zahl der Verkehrsunfälle mit 5846 kleiner war.
Im Gegensatz zum Stadtgebiet Essen konnten die Ermittler im Polizeipräsidium in Mülheim weniger Fahrerfluchten aufklären: In 490 Fällen (41,7 %) wurde der Täter ermittelt. Im Jahr davor waren die Beamten in 43,5% der Fälle erfolgreich und konnten den Flüchtigen zur Rechenschaft ziehen. „Wir kriegen sie nicht alle, aber wir kriegen immer mehr“, sagt Polizeipräsident Frank Richter beim Blick auf die Zahlen.
Mehrzahl der Schäden sind Bagatellen
Den Polizeibeamten gelang es in Mülheim, mehr Täter zu ermitteln, die einen Verunglückten am Unfallort zurückließen. 63 Verletzte, das bedeutet eine Steigerung von 14,5% gegenüber 2015. 38 dieser Verkehrsunfälle konnten vollständig aufgeklärt werden, eine Steigerung um zehn Prozent.
Nicht bei jeder Delle und jedem Kratzer muss das komplette Programm der Ermittler hochgefahren werden. Die Mehrzahl der Schäden sind Bagatellen. „Doch eine Unfallflucht mit Verletzten wird wie ein Tatort behandelt“, sagt Polizeihauptkommissar Michael Hennig, Unfallermittler im Verkehrskommissariat der Polizeiinspektion Essen-Süd. Das fängt bei der akribischen Spuren- und Lacksplittersicherung mit speziellen Klebefolien an und hört mit DNA-Analysen und mikroskopischen Untersuchungen im Labor noch nicht auf. Wer da nach dem Motto verfährt, „Ich sehe keinen, also sieht mich auch keiner“, und die Flucht antritt, kann schnell ungebetenen Besuch von der Polizei bekommen.
Knöllchen von 30 Euro
In fast allen Fällen hören die Beamten dann gleichlautende Ausreden: „Ich habe das nicht bemerkt“, weiß Unfallermittler Thomas Lohmann aus langjähriger Praxis und berichtet etwa von einer Autofahrerin, die nichts von einem Unfall in einer Tiefgarage mitbekommen haben wollte und durch Bilder aus einer Videokamera überführt werden konnte.
Statt ein Knöllchen von 30 Euro zu bezahlen, gehen viele Autofahrer ein hohes Risiko der Strafverfolgung ein, dessen sie sich nicht immer bewusst sind. Michael Hennig appelliert deshalb an Unfall-Verursacher wie -Zeugen: „Melden Sie sich bei der Polizei.“