Essen. . Im Herbst 2016 tötete ein 21-Jähriger in Stoppenberg seine Mutter. Er schlug und stach auf sie ein. Jetzt begann der Prozess am Landgericht.

  • Die Tat geschah in der Wohnung der Tante. Dort waren der junge Mann und seine Mutter zu Besuch
  • Täter gilt als psychisch krank, erklärt selbst, dass er kein Gefängnis, sondern Betreuung benötige
  • Er hatte unvermittelt auf seine Mutter eingestochen - erst mit einer Gabel, dann mit einer Schere

Unruhig ist er, läuft immer wieder hin und her in der Wohnung der Tante in Essen-Stoppenberg, in der er mit seiner Mutter am 17. September vergangenen Jahres zu Besuch ist. Zwischen seinen rastlosen Gängen versichert der 21-jährige Mülheimer seiner Mutter immer wieder: „Mama, ich liebe Dich“, so erinnert sich die Tante (66). Dann geschieht plötzlich das Unfassbare: Er versetzt seiner Mutter mehrere Faustschläge, sticht ihr mit einer Gabel in den Bauch und verletzt die Frau mit einer Schere tödlich. Sie verblutet. Die Scherben einer Vase sind verstreut.

An den Händen gefesselt sitzt der Beschuldigte seit Freitag in einem Sicherungsverfahren vor dem Schwurgericht. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er wegen einer psychischen Erkrankung nicht verantwortlich ist für die Tat und in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht werden muss.

Der Täter machte einem Jahr vor dem Verbrechen Abitur

Ein intelligenter junger Mann. Im Jahr vor der Tat hat er sein Abitur bestanden und einen Jura-Studienplatz in Marburg bekommen. Psychisch auffällig ist er schon früher geworden. Nachdem er in der Wohnung der Mutter das Schlafzimmer verwüstet und eine vier Meter breite Schrankwand umgestoßen hatte, musste er in die Psychiatrie, bekam Medikamente, die er aber in der Zeit vor der Tat abgesetzt hatte.

Seine Tante weiß als Zeugin vor Gericht viel über den Neffen zu erzählen. Von gemeinsamen Reisen und Ausflügen spricht sie, davon wie gerne sie mit ihm gescherzt hat, auch noch an den Tagen kurz vor der Tat. Und an gemeinsame Kartenspiele zu dritt erinnert sie sich.

Eigentlich wollten sie zusammen Karten spielen

Das war auch an dem Samstag geplant, der mit dem Blutbad endete. Die Erinnerung lässt die Zeugin immer wieder weinen. Ihre Versuche, der Schwester zu helfen, waren damals vergeblich. Angst vor dem Neffen kam dazu.

Geändert habe er sich, erzählt die Zeugin, als er im Alter von 16 oder 17 Jahren begann, Drogen zu nehmen, alles mögliche ausprobierte. Ihre Schwester habe am Anfang viel geklagt, der Sohn musste sogar eine eigene Wohnung nehmen.

Der Beschuldigte will vor Gericht keine Angaben machen. Nur soviel: Er nennt andere Identitäten und Geburtsdaten. „Ich habe Verfolgungswahn und Angstzustände“, sagte er bei einer früheren Gelegenheit. „Ich brauche medizinische Betreuung, kein Gefängnis.“ Es gibt vier weitere Verhandlungstage.