Essen. . Für die Mammografie-Screenings zur Brustkrebs-Vorsorge gibt es eine neue Praxis. Nach Vorwürfen und Streitereien ist bei dem Programm Ruhe eingekehrt.

  • Die Mammografie-Screenings in Essen haben in den letzten Jahren bundesweit Schlagzeilen gemacht
  • Es gab Vorwürfe, Streitereien, deutliche Kritik und juristische Auseinandersetzungen
  • Jetzt gibt es eine neue Mammographie-Praxis und in das Programm ist vorerst Ruhe eingekehrt

„Frau im Focus“ hat Dr. Heiko Pump seine neue Praxis für Brustkrebs-Früherkennung an der Hindenburgstraße genannt. „Ganz bewusst“, betont der Radiologe und erklärt: „Wir wollten keinen umständlichen wie unverständlichen Namen in Beamtendeutsch, sondern eine klare Aussage. Und: Bei uns stehen die Frauen im Mittelpunkt.“ Das war bei diesen Mammografie-Screenings in Essen „in den letzten Jahren ja nicht immer so“, findet Mediziner Pump.

Die Mammografie-Screenings in Essen, zu denen alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren eingeladen werden, hatten bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Es gab massive – und am Ende widerlegte – Vorwürfe gegen den ehemaligen Programmverantwortlichen Dr. Karlgeorg Krüger. Es gab Kritik daran, dass den Frauen zwischenzeitlich immer eine Klinik für die Therapie empfohlen wurde. Außerdem lagen die für das Programm zuständige Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein in Düsseldorf sowie Krügers Ex-Partner Dr. Frank Stöblen und Dr. Heiko Pump über Krügers Nachfolge und damit den millionenschweren Vorsorge-Auftrag im Clinch: Etwa 30 000 Frauen lassen sich pro Jahr in Essen untersuchen.

Dr. Heiko Pump.
Dr. Heiko Pump. © Kerstin Kokoska

Nachdem Krüger Ende 2015 seine Screening-Praxis geschlossen hatte, fanden die Mammografien ein Jahr lang in einem Mobil mit einem Untersuchungsgerät in Rüttenscheid statt. „Jetzt ist wieder alles in geordneten Bahnen. Mit zwei Geräten können wir hier mehr Frauen untersuchen“, sagt Pump und blickt zufrieden in die neuen Räumlichkeiten. Die sind an der Hindenburgstraße 25 bis 27 und dort vier Etagen über der früheren Praxis von Dr. Krüger. „Es ist schön, dass es in Essen wieder einen festen Standort gibt“, sagt Rainer Kundt, Leiter des benachbarten Gesundheitsamts.

Auffällige Befunde werden weiter begutachtet.

Auf 350 Quadratmetern gibt es zwei Praxen: Eine für die Mammografie-Screenings. 4800 Frauen wurden hier schon 2017 gescreent. „Wir haben noch ein bisschen von 2016 aufzuarbeiten, weil wir im Mamm-Mobil nicht die Kapazitäten hatten“, erklärt Pump. Einige Essener Frauen wurden deshalb 2016 im benachbarten Mülheim untersucht. In der zweiten Praxis unmittelbar nebenan auf der fünften Etage werden auffällige Befunde aus den Screenings weiter begutachtet.

Rechtsstreit im Hintergrund

Hier finden zudem Untersuchungen für Frauen aus den Städten Oberhausen und Mülheim statt, die mit Essen einen der größten Mammografie-Screening-Verbünde in NRW bilden. Wenn dabei beispielsweise Brustkrebs (Mammakarzinom), häufigste Krebserkrankung bei Frauen, diagnostiziert wird, erhalten die Betroffenen eine Erst-Beratung und können mit den Unterlagen das weitere Vorgehen mit ihrem Gynäkologen besprechen.

Essener Brustkrebs-Experten treffen sich wöchentlich

Dr. Pump hat sich den erfahrenen Essener Radiologen Dr. Hischam Baschour zur Unterstützung in seine Räume geholt. In denen trifft sich donnerstags die Konferenz der Essener Brustkrebs-Experten, um einzelne Fälle zu besprechen. „Wir haben dann Vertreter der Uniklinik, aus dem Elisabeth-Krankenhaus, aus dem Huyssensstift, dem Alfried-Krupp-Krankenhaus und dem Marienhospital da. Es ist eine gute und produktive Zusammenarbeit unserer Essener Brustkrebszentren“, sagt Praxischef Dr. Heiko Pump.

„Die Verfahren sind bei Gericht anhängig“

Der ist offziell weiterhin nicht Programmverantwortlicher Arzt, sondern Kommissarischer Programmverantwortlicher. Im Hintergrund köchelt der Rechtsstreit zwischen der für das Programm zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung und dem Essener Radiologen Dr. Frank Stöblen. Auf kleiner Flamme. „Die Verfahren sind noch bei Gericht anhängig“, teilt die Kassenärztliche Vereinigung auf Anfrage mit. Stöblen praktizierte bis vor kurzem in der Körpergrafie-Praxis in Bredeney. Dort steht sein Name allerdings nicht mehr auf den Türschildern. „Er ist Anfang des Jahres bei uns ausgeschieden“, sagt die Radiologin Dr. Katja Seng über den ehemaligen Mitinhaber.