Essen. . Wie geht es weiter mit der Essener Innenstadt? 120 Bürger kamen zumDiskussionsforum „Essen kontrovers“ der NRZ und der Volkshochschule.
- Der Essener SPD-Vorsitzende Thomas Kutschaty will Wohnungsbau in der City
- Essen Marketing will Shopping am Samstagabend mit Musik und Kultur
- Die Einzelhändler wollen an der Marke „Einkaufsstadt Essen“ festhalten
Die Kettwiger Straße zählt bundesweit zu den Top 20 der am stärksten frequentierten Fußgängerzonen. Und nach Geschäftsschluss? „Da ist die City leer“, lautet die Kritik aus dem Publikum. Nachtschwärmer bevölkern die Rü, während es auf der Kettwiger Straße nur wenige Möglichkeiten gibt, abends zum Essen auszugehen. „Wie geht es weiter mit der Essener City?“ Diese Frage stellten die NRZ und die Volkshochschule unter der Moderation von Ulrich Führmann beim Forum „Essen kontrovers“ in der VHS.
120 Bürger kamen. Die meisten, die sich zu Wort meldeten, zeigten, wie sehr ihnen die City am Herzen liegt. Mehr Leben soll da rein, mehr Flair. Ideen sind gefragt.
Neue Wohnungen würden die Essener City beleben
Er hat den Stein ins Wasser geworfen. Thomas Kutschaty, Vorsitzender der SPD Essen. Der Spruch „Essen, die Einkaufsstadt“ auf dem Dach des Handelshofs will er als Alleinstellungsmerkmal nicht mehr gelten lassen. „Essen ist mehr als nur Einkaufsstadt.“ Dabei bleibt er und plädiert dafür, die City abends zu beleben, indem dort Wohnungen gebaut werden. „Die werden ihnen die Käufer aus den Händen reißen“, ist er sich sicher. „Die kaufen dann hier auch ein.“ Kutschaty wünscht sich ebenso mehr „studentisches Leben“. Die Uni und die City „liegen doch nur zehn Minuten voneinander entfernt“. Und die 148 000 Menschen, die zur Arbeit nach Essen fahren, „die sollten wir auch nach Feierabend hier halten.“ Kutschaty wirbt für ein neues Motto. Etwa für dieses: „Ab in die Mitte!“
Was man hat, das soll man halten, findet Marc A. Heistermann, Geschäftsführer des Handelsverbandes Ruhr. „Essen wurde immer als ein Ort gesehen, wo man einkaufen kann. Das ist ein Pfund.“ Die Konkurrenz sei zwar größer geworden. „Aber wir sind in Essen gut aufgestellt.“ 200 000 Quadratmeter Verkaufsfläche hat die City. „Das hat kein Center.“ Und auch der Limbecker Platz sei gut an die Stadtmitte angebunden.
Fußgänger erreichen die Essener City schwer
Marianne Menze, Geschäftsführerin der Essener Filmkunsttheater, reicht das nicht. „Wer für einen halben Tag nach Essen kommt, möchte nicht nur einkaufen, sondern auch etwas kennenlernen.“ Sie will Visionen, Unaustauschbares, Kreatives. Man müsse „Lust auf die Stadt“ kriegen. „Und wir haben eine Menge Dinge, die wir mehr herausstellen müssen.“ Etwa den Dom. „Der ist mitten in der City.“
Einer, der Ideen sammelt, ist Dieter Groppe, Geschäftsführer von Essen Marketing (EMG). Am ersten Zwischenbericht hat er gerade gefeilt. Die Wörter „fertiges Konzept“ meidet er, spricht stattdessen von einem „permanenten Prozess“ – und meint viele Bausteine. Etwa Alternativen zu verkaufsoffenen Sonntagen anzubieten, die auf der Kippe stehen: Ein Abend-Shopping an Samstagen mit Musik und kulturellen Darbietungen, da sei man mit großen Geschäften im Gespräch. Oder eine bessere Anbindung für Passanten aus nördlicher Richtung. „Sie kommen als Fußgänger nur schwer in die Innenstadt“, kritisiert Groppe.
Auch ein Baustein: Der Markt in der City. Der soll bleiben, sagt Groppe. „Wir kritisieren nur das äußere Erscheinungsbild.“ Nötig sei es auch, Vertrauen zu den Immobilienbesitzern zu schaffen, konkret mit der Standortgemeinschaft Kettwiger und Limbecker Straße. „Das ist sehr schwierig“, weiß Groppe. Und kann nur so viel versprechen: „Wir versuchen es.“