Essen. . Vom Abschuss der Kanada-Gänse ist keine Rede mehr. Nun will die Parkleitung weniger schmackhafte Grassorten aussäen und – öfter sauber machen.

  • Die Stadt Essen geht gegen Kanada-Gänse vor, sieht aber vom Abschuss einzelner Tiere ab
  • Stattdessen werden Brutplätze mit Draht überbaut. Proteinarmer Rasen für den Grugapark
  • Wege und Wiesen sollen öfter gereinigt werden, Parkhüter das Fütterungsverbot durchsetzen

Die ersten Kanada-Gänse sind schon da. Zwölf Exemplare haben sie dieser Tage im Gruga-Park gezählt. Es dürften schon bald mehr werden. Vor zwei Jahren ließen sich täglich bis zu 200 Tiere in der Gruga nieder, verkoteten Wege und Wiesen. Spaziergänger empfanden das Federvieh als Plage. Damit sich das nicht wiederholt, will die Parkverwaltung die Zahl der ungebetenen Besucher möglichst gering halten. So viel steht fest: Dafür bedarf es eines langen Atems.

Noch vor einem Jahr wollte Grün und Gruga zu drastischen Methoden greifen. Vereinzelte Gänse sollten von Berufsjägern geschossen werden. In der Hoffnung, dass die übrigen das Weite suchen und nicht mehr wiederkommen. Allein die Ankündigung löste einen Proteststurm aus. Der gipfelte in hasserfüllten E-Mails an die Parkleitung und in einer Demonstration organisierter Tierschützer vor dem Eingang. Fürs Image des Grugaparks war das nicht förderlich.

Die Population hat ihre natürliche Grenze erreicht

Nicht nur deshalb hat Grün und Gruga die Jagd abgeblasen. Der entscheidende Grund: Gänse zu schießen, brächte nicht den gewünschten Erfolg, sagt Gänse-Expertin Susanne Homma, die als Beraterin hinzugezogen wurde. Die Population sei inzwischen so groß, dass 60 Prozent der Gänse gar nicht mehr selbst brüten. Wird ein Brutpaar geschossen, rückt binnen Tagen ein neues Paar nach, das nur auf einen freien Brutplatz wartet. Dass die Population ihre natürliche Grenze erreicht hat, also unter den gegebenen Bedingungen nicht weiter wächst, klingt da schon wie eine gute Nachricht.

„Paradiesische Verhältnisse“

Auf 400 bis 500 Tiere wird die „Gänse-Familie“ in Essen geschätzt. Nicht nur hier, sondern in ganz NRW finden sie „paradiesische Verhältnisse vor“ mit weitläufigen Parkanlagen, künstlichen Wasserflächen und Inseln, die ihnen Schutz bieten.

Bevorzugtes Revier ist das Ruhrtal, aber auch das Universitätsviertel, wo den Tieren bislang künstliche Inseln als Nistplätze dienten. Drahtgeflechte sollen verhindern, dass sie auch in diesem Jahr dort ihre Nester bauen.

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Den Grugapark suchen die Gänse hingegen vor allem zur Nahrungssuche auf. Heimisch sei dort nur ein einziges Brutpaar, und das seit Jahren.

Der Gruga-Park ist kein bevorzugter Brutplatz

Tatenlos zusehen, wie sich die Gänse im Park satt essen, muss und will Grün und Gruga nicht. Es geht buchstäblich darum, dem Federvieh den Aufenthalt weniger schmackhaft zu machen. Versuchsweise sollen auf ausgesuchten Flächen proteinarme Grassorten eingesät werden. Laut Susanne Homma ein wirksames Mittel, um die Tiere dorthin zu locken, wo sie nahrhaftes Futter finden, aber weniger stören. Da Grün und Gruga nicht vorhat, gleich alle Liegewiesen umzugraben, dürfte es dauern, bis sich Erfolg einstellt.

Wiesen und Wege sollen deshalb häufiger gereinigt werden. Zudem wird der Park über ein Beschäftigungsprojekt bis zu zehn Parkhüter einstellen. Sie sollen darauf achten, dass die Gänse nicht gefüttert werden.

Auch im Universitätsviertel will die Stadt das Fütterungsverbot durchsetzen. Gänseexpertin Homma warnt vor zu hohen Erwartungen: „Der Einfluss der Fütterung wird maßlos überschätzt.“ Soll heißen: Genügend Futter finden die Gänse so oder so.