Essen. . Antrag auf einen Quartiers-Manager findet beim Land keine Resonanz. Ministerin Kampmann soll sich von der Entwicklung der Nordcity überzeugen.

  • Anwohner des Nordviertels sollen bei der Entwicklung des Kreativquartiers aktiv eingebunden werden
  • Ein Quartiers-Manager könnte den Prozess nach Ansicht der Stadt anschieben und steuern
  • Ministerin Christina Kampmann macht sich vor Ort ein Bild von der Entwicklung des Nordviertels

Dass die Essener Nordstadt sukzessive ihr Gesicht verändert, kann jeder erkennen, der sich in den vergangenen Wochen zwischen Kreuzeskirche und Kopstadtplatz umgesehen hat: Der Neubau der Allbau-Zentrale oder die Kastanienhöfe als modernes Wohnquartier sind die steinernen Belege einer Entwicklung, die jedoch nicht das einzige Signal für Aufbruch und Wandel in der Nordstadt bleiben sollen.

Schon Ende 2014 haben die Stadt Essen und der Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung (VHW) deshalb einen groß angelegten Beteiligungs- und Austauschprozess gestartet, der die Entwicklung des Nordviertels zum Kreativquartier begleiten soll. Dabei geht es nicht nur um Atelier-Gründungen, Designer-Shops und Neu-Ansiedlungen. Es gehe vor allem um die Verquickung von Aufenthaltsqualität und Sicherheit, um mehr Gastronomie und weniger Leerstand, sagt Bernd Hallenberg vom VHW. Das Prinzip sei kein „entweder-oder, sondern ein sowohl als auch“.

Vier Arbeitsgruppen beschäftigen sich zur Zeit mit operativen Handlungskonzepten, kümmern sich um die aktive Beteiligung und Einbindung der heterogenen Bevölkerungsgruppen im Quartier. Sie umtreibt aber auch die Frage, wie man kreative Köpfe, Existenzgründer und Start-ups in der Nordcity ansiedeln kann und die Aufwertung des Viertels vorantreibt, ohne der negativen Auswirkung der Gentrifizierung, sprich Verdrängung, Vorschub zu leisten. Geplant war deshalb, die Entwicklung durch einen Quartiers-Manager zu steuern und anzuschieben. Mit jeweils 40 000 Euro hätten Stadt und Land die Stelle für ein Jahr finanzieren sollen, sagt Kulturdezernent Andreas Bomheuer. Bomheuer hätte sich auch eine Art Projektentwickler vorstellen können, zumal durch die in Aussicht gestellte Förderung der NRW-Bank wichtige Wirtschaftsförderungs-Mittel ins nördliche Kreativquartier fließen könnten. Dafür braucht es aber nicht nur Ideen, sondern Businesspläne, Konzepte und jemanden, der sich damit auskennt. Für den Antrag auf einen Quartiers-Manager gab es aus Düsseldorf jedoch kein grünes Licht. Stattdessen soll in Zusammenarbeit mit dem European Centre for Creative Economy, kurz ecce, und seinem Geschäftsführer Dieter Gorny nun ein Konzept für einen Area-Manager entwickelt werden. Wie das funktionieren kann, dürfte am morgigen Mittwoch Thema sein, wenn Christina Kampmann, NRW-Ministerin für Familie, Kultur und Sport, im Kreativquartier erwartet wird.

Hoffnung auf einen „Kümmerer“ und mehr junge Leute im Quartier

Essen ist eines von knapp einem Dutzend Kreativquartieren im Ruhrgebiet. Für Bernd Hallenberg vom VHW hat die Nordcity allerdings exemplarische Bedeutung. Der Verband, der bundesweit Erfahrung mit Projekten wie der Nordcity sammelt, plant in diesem Jahr eine große Bürgerbeteiligung, bei der die Erwartungen aller Akteure auf den Tisch kommen sollen. Die reichen mal von einer bedarfsgerechten Jugendarbeit bis zum Wunsch nach einem „Kümmerer“, weiß Hallenberg. Andere würden schon das Schwarze Brett mit einem Anschlag für Nachbarschaftshilfe begrüßen. Viele setzen darauf, dass mehr junge Studenten das Quartier entdecken.

Für Hallenberg ist es wichtig, mit allen Akteuren ins Gespräch zu kommen, von der spanischen Mutter über den libanesischen Jugendlichen bis zum deutschen Rentner, um sie in den Prozess einzubeziehen. Ein erstes Resultat der Arbeitsgruppen sei der Feierabendmarkt auf dem Weberplatz. „Wir versuchen die Quadratur des Kreises“, weiß Hallenberg, sozial gelenkte Stadtentwicklung. Dazu gehöre auch, Immobilienbesitzer von der Bedeutung des Projekts zu überzeugen, um Start-ups und Kreativen preiswerte Möglichkeit zu eröffnen.