Essen. . Protest gegen AfD-Treffen am Samstag in Essen: Während anderswo Tausende demonstrieren, registrierte das Aktionsbündnis höchstens 800 Teilnehmer.

  • Der AfD-Landesverband hat am Karnevals-Wochenende in der Messe Essen ihre Kandidaten für den Bundestag nominiert.
  • Das Aktionsbündnis „Essen stellt sich quer“ rief deshalb Samstagmorgen zu Protesten auf
  • Die Resonanz auf die Kundgebung und die Demonstration hielt sich allerdings sehr in Grenzen

Nur allzu gerne hätten die Demonstranten den AfD-Delegierten Samstagmorgen ab 8.30 Uhr vor der Messe Essen einen beeindruckenden und resoluten Empfang bereitet. Doch das Interesse an der Anti-AfD-Kundgebung war so minimal, dass die Zahl der Polizisten die der Protestierer bis Demobeginn bei weitem übertraf.

Gegen 10 Uhr hatten sich gerade einmal 100 Teilnehmer eingefunden, die Veranstalter zogen lange Gesichter. Kein Wunder: In Oberhausen waren mehrere Tausend gegen die AfD auf die Straße gegangen, in Münster sogar Zehntausend. Der grüne Bundestagstagsabgeordnete Kai Gehring versuchte, das Desinteresse an der Anti-AfD-Aktion galant zurecht zu biegen, indem er festhielt: „Die Essener strafen die AfD mit Missachtung und Nichtbeachtung.“

Max Adelmann, Sprecher des Aktionsbündnisses „Essen stellt sich quer“, hatte schon im Vorfeld tiefgestapelt und von zu erwartenden 500 Teilnehmern beim Demonstrationszug ab 11 Uhr gesprochen. Viel mehr sollten tatsächlich nicht kommen, die Polizei sprach von 650, die Veranstalter von 800 Teilnehmern.

Das befürchtete Chaos auf der Rü blieb aus

Das befürchtete Chaos auf der samstags sehr belebten Rüttenscheider Straße blieb somit aus. Die Polizei sah sich in der komfortablen Lage, die Rü nur abschnittsweise sperren zu müssen. Überhaupt zog Polizeisprecherin Sandra Steinbrock am Ende zufrieden Bilanz: „Keine besonderen Vorkommnisse.“

In der Messe Essen, wo die Landes-AfD am Wochenende ihre Kandidaten für die Bundestagswahl ermittelte, reagierte der Essener Kreischef Stefan Keuter gelassen auf die überschaubare Demo. „Das zeigt doch, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Essen sei eben eine „Stadt der hart arbeitenden Menschen“ und keine „Studentenstadt“.

Die SPD-Landtagsabgeordnete Britta Altenkamp lief in der ersten Reihe – zusammen mit Wolfgang Freye und Gabriele Giesecke (Linke). SPD-MdB Dirk Heidenblut mischte sich weiter hinten unter die Demonstranten, und der Altenessener SPD-Ratsherr Karlheinz Endruschat rechnete die geringe Teilnehmerzahl auf mit der „bunten Vielfalt“.

Altenkamp: Messe Essen soll Einnahmen aus AfD-Treffen spenden

Es waren SPD-Leute und Grüne, Linke und Gewerkschafter, katholische und evangelische Jugend sowie die Awo, die sich hinter der Losung „Aufstehen gegen Rassismus – für Menschlichkeit und Vielfalt“ sammelten. Die Jugendorganisation der Linken setzte sich mit Agitprop-Slogans wie „Klassenkampf statt Vaterland“ in Szene.

Britta Altenkamp verlangt von der Messe, die Mieteinnahmen aus dem AfD-Treffen gemeinnützigen Organisationen zu spenden. DGB-Chef Dieter Hillebrand erklärte: „Für Gewerkschafter ist die AfD nicht wählbar, weil sie soziale Standards brutal zusammenstreicht.“

Die Demo endete um kurz vor eins am Willy-Brandt-Platz, wie sie an der Messe begonnen hatte: mit einer Kundgebung, die zusehends wieder überschaubar wurde.

>>ESSENER AFD-CHEF KÄMPFT UM MANDAT

Stefan Keuter, Kreisvorsitzender der AfD Essen, hat auf der Landeswahlversammlung zwei Anläufe für eine Bundestagskandidatur unternommen.

Der Kaufmann (44) scheiterte jedoch beide Male (bei Listenplatz 1 und 6). Nächste Woche in Troisdorf will er sich abermals um einen aussichtsreichen Listenplatz bemühen.