Essen. . Die Essener City soll von einem Bombenanschlag bedroht gewesen sein. Das kam im Tempelbomberprozess in Essen bei einer V-Mann-Aussage heraus.

Ein 17 Jahre alter Angeklagter im Prozess um den Anschlag auf den Tempel der Essener Sikh-Gemeinde soll ein weiteres Attentat geplant haben. Das behauptet ein V-Mann, dessen Aussage am Landgericht Essen gehört wurde. Der 17-Jährige habe ihm gesagt, er wolle einen Sprengsatz in der Essener Rathaus-Galerie, einem belebten Einkaufszentrum in der City, zünden.

Auf großes öffentliches  Interesse stieß der Auftakt des Prozesses vor der V. Essener Jugendstrafkammer.
Auf großes öffentliches Interesse stieß der Auftakt des Prozesses vor der V. Essener Jugendstrafkammer. © Kerstin Kokoska

Tolga I. aus Schermbeck muss sich gemeinsam mit dem Gelsenkirchener Yusuf T. (17) und dem Essener Mohamad B. (16) seit Anfang Dezember wegen gemeinschaftlichen Mordversuchs vor der Essener Jugendstrafkammer verantworten. Sie gelten als radikale Islamisten.

60-jähriger Priester schwer verletzt

Zwei von ihnen sollen am 16. April 2016 einen selbstgebauten Sprengsatz vor dem Eingang der Sikh-Gemeinde gezündet haben. Durch die Explosion wurde der 60 Jahre alte Priester schwer verletzt.

Der Schermbecker Tolga I. war laut Anklage nicht bei der Sprengung dabei. Er soll allerdings bei Probesprengungen in Gelsenkirchen mitgewirkt und den Sikh-Tempel als Anschlagsziel genannt haben.

Schermbecker Tolga I. bestreitet jede Schuld

Im Prozess, der wegen des Alters der Angeklagten ohne Öffentlichkeit geführt wird, bestreitet Tolga I. jede Schuld. Er sei ja gar nicht dabei gewesen, sagt er zum Anschlag auf den Sikh-Tempel.

Mit diesem Bild, das zwei der Angeklagten auf dem Weg zum Sikh-Tempel zeigen soll, fahndete die Polizei.
Mit diesem Bild, das zwei der Angeklagten auf dem Weg zum Sikh-Tempel zeigen soll, fahndete die Polizei. © Polizei Essen

Seine Mitangeklagten nahm die Polizei kurz nach der Tat fest, ihn erst einen Monat später. In der Zeit dazwischen soll er mit dem V-Mann durch die Essener City gelaufen sein. Die Aussage des V-Manns, intern „VP 01“ genannt, sagte in Essen nicht selbst aus, weil seine Identität geschützt wird. Sein Vernehmungsbeamter berichtete, in der Rathaus-Galerie habe Tolga I. gesagt, er plane noch etwas Großes.

Sprengsatz in der Sporttasche

Und mit Blick auf das Einkaufszentrum: dort könne er sehr gut eine Sporttasche mit einem Sprengsatz abstellen. Den V-Mann habe dies so erschreckt, dass er das sofort seinem Verbindungsbeamten gemeldet habe.

Tolga I., auf Frage des Gerichtes, bestätigte den Kontakt. Aber nicht er, sondern der V-Mann habe von Anschlagszielen gesprochen.