Essen. . In einem Krankenhaus stehen die Uhren nie still. Wir begleiteten drei Pfleger im Elisabeth-Krankenhaus in Huttrop durch die Nacht.
Die Schuhsohlen der Krankenpfleger knarzen auf den langen Fluren. Rechts und links gehen Behandlungszimmer und Schockräume ab. Die ganze Nacht über werden dort in die Zentrale Notaufnahme (ZNA) des Elisabeth-Krankenhauses in Huttrop Menschen hineingeschoben und behandelt; nach einem Unfall oder weil es ihnen aus anderen Gründen sehr schlecht geht. Vor Ort unterstützen die drei Pflegerinnen und Pfleger, Maggie, Jenny und Rolf das Ärzteteam. Ab 21 Uhr sind sie im Einsatz, bis morgens um sechs. In ihren blauen Baumwollanzügen huschen sie über die Flure, sehen nach den Patienten – und von denen gibt es eine Menge. Bis zu 150 Menschen besuchen täglich die Notaufnahme, im Jahr rund 38 000.
Ab in den Gipsraum
Rolf muss sich gerade im Gipsraum um eine junge Frau kümmern. Die 18-Jährige hält schützend ihren Arm fest. Dass sie große Schmerzen hat, sieht man ihr an. Begleitet von ihrer älteren Schwester hat es sie in die ZNA verschlagen. Denn die junge Frau klagt über anhaltende Schmerzen. Nach eingehender Untersuchung wird der Grund gefunden – eine Sehnenscheidenentzündung. Eigentlich nicht unbedingt ein Fall für die Notaufnahme. Pfleger Rolf bleibt dennoch gelassen, gipst den Arm ein, nicht ohne einen lockeren Spruch auf den Lippen.
Als er am Arm ein Tattoo entdeckt, scherzt er: „Das ist aber nicht ein Spickzettel oder die Telefonnummer vom Freund, die wir hier überdecken, oder?“ Als die Patientin verarztet ist, gibt es noch einen Tipp – der gräuliche Nagellack muss ab, „denn, wenn die Finger durch den Gips schlecht durchblutet werden sollten, sieht man das zuerst an den Fingernägeln.“
Dann geht es weiter zum nächsten Patienten, von denen manche bereits mehrere Stunden warten – Normalität in einer Notaufnahme, die nicht nur Notfälle hat. Zwischendurch bleibt nur kurz eine kleine Verschnaufpause. Und schon piept auch wieder ein Handy, und der nächste wird versorgt.
Dabei kommen die Patienten auf ganz verschiedene Art und Weise im Krankenhaus an, per Krankentransport, Rettungswagen oder eben auch zu Fuß. In dieser Nacht klagen zwei Menschen über anhaltendes Erbrechen, ein junges Mädchen hat sich beim Reckturnen verletzt, seine Wirbelsäule muss geröntgt werden. Ein weinender Elfjähriger wird von seinen zwei großen Brüdern hereingetragen. Er ist in der Schule von einem Klettergerüst gefallen, hat sich am Knie verletzt. „Lieber einen rosafarbenen oder einen blauen Verband“, scherzt der 59-jährige Rolf mit dem kleinen Patienten. Der möchte natürlich lieber blau – und danach ganz schnell wieder nach Hause.
Nur wenig Zeit für eine Verschnaufpause
Richtig Ruhe kehrt nie ein, die Pfleger sind immer unterwegs. „Wir hatten früher mal Schrittzähler. Wir legen etwa 12 bis 14 Kilometer in einer Schicht zurück“, sagt Rolf. Und trotz oder gerade wegen der Action arbeiten er und seine beiden Kolleginnen gerne in der Notaufnahme. Jenny, die erst seit Oktober mit dabei ist, hat vorher im Maßregelvollzug gearbeitet. Doch die Notaufnahme war für die gelernte Krankenschwester ein Traum. Gerade die Abwechslung in dem Beruf liebt sie, und wenn sie davon erzählt, strahlen ihre Augen.
Es gibt aber auch die Momente, die ans Herz gehen, etwa bei jungen Patienten. „Wir hatten hier neulich einen jungen Mann von 32 Jahren, der schon zwei Herzinfarkte hatte“, erzählt Jenny. Immer wieder falle ihr auf, dass schwer Kranke zu Fuß oder mit dem Auto selbst in die Notaufnahme kommen. „Das ist schon Wahnsinn.“
Ob schwer oder leicht erkrankt – jeder Patient nimmt seinen Schmerz individuell wahr. Und jedem wird hier geholfen.