Essen. . 6.000 Geflüchtete ließen sich 2016 von der Caritas Flüchtlingshilfe beraten. Der Hilfsbedarf ist groß. Die Helfer stehen auch vor Problemen.
Ahmad Mousa steht im Türrahmen und blickt Nisrien Mohammad hilfesuchend an. Sie erklärt ihm nach einem Blick auf die Terminliste, dass er sich noch etwas gedulden muss.
Später wird Mousa an einem Tisch mit der Übersetzerin sitzen und seinem Berater einen kleinen Stapel Papier auf den Tisch legen. Die Krankenkasse aus Sachsen-Anhalt, die Bezirksregierung aus Arnsberg und die Ausländerbehörde aus Essen haben ihm geschrieben. Verstanden hat er nicht viel, er weiß nur, dass er jetzt Rat braucht.
Ahmad Mousa, der eigentlich anders heißt, ist Iraker und einer von rund 90
Geflüchteten, die im Schnitt jede Woche Hilfe im Beratungszentrum der Flüchtlingshilfe Essen e.V. (CFE), an der Elisenstraße suchen.
„Es spricht sich unter den Flüchtlingen rum, dass es hier Hilfen gibt“, erklärt Rudi Löffelsend. Der stellvertretende Vorsitzende der CFE zieht Bilanz für das vergangene Jahr: Weil so vielen Flüchtlingen aus Essen geholfen werden konnte „werden die Anfragen immer mehr. Uns bringt das nah an die Grenzen dessen, was zu bewältigen ist unter diesen Voraussetzungen,“ so Löffelsend.
Zu den Helfern zählen nicht nur Deutsche. Wer von den Geflüchteten sich schon eingefunden hat, hilft hier denen, die Unterstützung brauchen. Wie eben Nisrien Mohammad. Die 31-jährige Syrerin spricht neben Arabisch und Kurdisch auch Türkisch und Englisch. Seit sechs Wochen kommt sie jeden Tag zur Beratungssprechstunde und übersetzt den zwei Hauptamtlichen und den ehrenamtlichen Helfern die Probleme der Menschen: „Wenn ein Paar ein Kind bekommen hat, oder mit der Schule oder im Kindergarten etwas ist, kommen viele. Andere haben Ärger mit dem Jobcenter oder benötigen einen Termin bei der Ausländerbehörde. Manchmal schreibt auch einfach der Stromanbieter oder eine Behörde wegen der Wohnsitzauflage.“ Die Helfer klemmen sich dann ans Telefon, schreiben Mails und Briefe im Akkord und vermitteln, so gut es geht.
Seit Anfang Juli 2015 bietet die Caritas-Flüchtlingshilfe Essen e.V. zudem kostenlose Sprachkurse für Flüchtlinge an. Etwa siebzig Flüchtlinge nehmen das Angebot von zwölf ehrenamtlichen Lehrern regelmäßig wahr.
Hilfe bei der Wohnungseinrichtung
Beim Möbellager ist jeden Dienstag- und Freitagnachmittag volles Haus: Bislang konnten fast 2000 Familien und Einzelpersonen mit Möbeln ausgestattet werden. Vier „Ein-Euro-Jobber“, fünf deutsche Ehrenamtliche und sieben Geflüchtete helfen, die Sachen zu transportieren.
Suche nach neuen Räumlichkeiten
Das ehemalige Gemeindezentrum in der Elisenstraße dient auch dem „Verein der Syrischen Migranten für Integration und soziales Engagement e.V.“ als Quartier. Gleichzeitig nutzt die „Syrisch-katholische Exilgemeinde in Essen“ das Haus für Veranstaltungen.
Bis zum 1. Juli läuft der Vertrag für das Gebäude noch, das in absehbarer Zeit abgerissen werden soll. Rudi Löffelsend hat deshalb über das Bistum versucht, neue Räumlichkeiten zu finden. Auch mit der evangelischen Gemeinde hat er Gespräche geführt. Noch ist es nicht spruchreif, aber vielleicht findet die Flüchtlingshilfe in Altenessen ein neues Zuhause. Der Bedarf besteht.
„Unser Motto ist: Wir wollen da helfen, wo die hauptamtliche Hilfe nicht ausreicht“, so Rudi Löffelsend: „Die Zahlen zeigen, dass unsere Arbeit weiter notwendig ist. Allerdings hat die Spendenfreudigkeit für Hilfen im Inland spürbar nachgelassen“.
>> Die Caritas Flüchtlingshilfe freut sich über Spenden: Zum Beispiel können gut erhaltene Möbel, brauchbare Haushaltsgegenstände und funktionierende Elektrogeräte abgegeben werden.
Darüber hinaus freut sich die Caritas über ehrenamtliche Unterstützung, besonders von Menschen mit arabisch Kenntnissen.
Auch Geld Spenden sind natürlich willkommen:
Spendenkonto: Bank im Bistum Essen, DE45 3606 0295 0000 1026 28