Essen. . Beamte in Uniform und in Zivil sollen Stellen überwachen, an denen besonders viele Unfälle passieren. Sünder werden konsequent zur Kasse gebeten.
- Die Unfallstatistik für das vergangene Jahr fällt leidlich positiv aus
- Dennoch kündigt der Chef der Verkehrsdirektion mehr Kontrollen an
- Denn die Vielzahl der Verkehrssünden macht der Behörde Sorgen
Bei dem Blick auf die Unfallbilanz des Vorjahres könnte sich die Essener Polizei entspannt geben: Trotz mehr Einwohnern und Autos krachte es 23 155 Mal und damit weniger häufig auf den Straßen der Stadt als im Jahr zuvor mit 23 264 Unfällen. Es starben fünf Menschen. 2015 waren noch zehn Tote zu beklagen. Und die Zahl der Schwerverletzten sank im vergangenen Jahr um fünf auf 342.
Trotz dieser unterm Strich recht positiven Entwicklung kündigt Wolfgang Packmohr als Chef der Verkehrsdirektion Verkehrssündern ungemütliche Zeiten an. An den Unfallschwerpunkten in der Stadt sowie vor Schulen und Kindergärten wird es schärfere Kontrollen geben, die Autofahrern, Fußgängern und Radlern gleichermaßen gelten sollen. Uniformierte Polizei aber auch Beamten in Zivil werden mögliche Verstöße konsequent ahnden und die Bürger zur Kasse bitten.
Radler und Autos auf Bürgersteigen
Es sind nicht nur die rücksichtslosen Raser, sondern die vielen kleineren Sünden, die der Polizei derzeit Kummer machen und schnell böse enden können: In ihrem Visier sind Fußgänger, die bei Rot über Ampeln laufen, Radler auf Gehwegen, Autofahrer, die ihre Wagen so parken, dass sie eine Gefahr sind, und Eltern, die Kinder im Wagen nicht sichern. „Die Leute kaufen sich für 50 000 Euro ein Auto, haben aber kein Geld für Rückhaltesysteme“, kritisiert Polizeipräsident Frank Richter, wissend, dass im vergangenen Jahr 53 Kinder passiv in einem Pkw verunglückten.
„Wir beabsichtigen, den Leuten das Geld auch abzunehmen“, sagte Polizeidirektor Packmohr am Montag bei der Vorstellung der „Verkehrsunfallstatistik 2016“, die ihren Makel erst auf den zweiten Blick offenbart.
Deutliches Plus von 96 Leichtverletzten
Es ist das deutliche Plus von 96 Leichtverletzten, „das uns beunruhigt“, meint Packmohr. 1776 waren es insgesamt im vergangenen Jahr. Eine Größe, die nicht nur für ein Plus von 4,2 Prozent bei der Gesamtsumme der Verunglückten (2123) sorgte, sondern auch für Sorgenfalten auf der Stirn des Verkehrsexperten.
385 Fußgänger verunglückten im vergangenen Jahr auf Essens Straßen – ein Plus von 4,1 Prozent. In 93 der Fälle waren die Passanten selbst die Verursacher. „Wir müssen denen nachdrücklicher erklären, dass man nicht jederzeit und überall über die Straße läuft“, so Packmohr. Denn dabei kommt es schnell zu einem Unglück, wenn das Fehlverhalten zu Fuß auf die Hauptunfallursache „Abbiegen“ trifft.
Rund 60 Unfallhäufungsstellen hat die Polizei in Essen im Blick. Als gefährlich gelten beispielsweise die Bismarckstraße/Kruppstraße, wo im August eine Radfahrerin ums Leben kam, die Kreuzungen Katzenbruch-/Karolingerstraße; Steeler Straße/Hollestraße; Frohnhauser/Berliner Straße; Ruhrallee/Westfalenstraße oder Stauder-/Stankeitstraße, wo Kinder verunglückten. In Absprache mit der Stadt wird dort ab kommenden Monat Tempo 30 gelten, kündigte Packmohr an. Nach einer Lösung für den freien Rechtsabbieger an der Kruppstraße werde allerdings noch gesucht.