Essen. . Die Polizei fährt nach Karneval mit einem Kleinbus zu Wochenmärkten am Stadtrand. OB Kufen will das Modell für ein Bürgeramt auf Rädern kopieren.

  • Polizei kommt mit mobiler Wache auf Wochenmärkte in Essen und Mülheim
  • Polizeipräsident will mit Pilotprojekt den Kontakt zwischen Polizei und Bürgern erleichtern
  • Möglicherweise wird auch das Ordnungsamt wie bei den Doppelstreifen hier und da mit aufs Trittbrett steigen

Der alte Lack ist ab. Der 28 Jahre alte Mercedes-Kleinbus hat gerade die Polizei-Werkstatt verlassen und wird nach Karneval als erste „Mobile Wache“ durch Essen rollen, um auf mehreren Märkten in den entlegenen Außenbezirken Halt zu machen. Eine Polizeistation zwischen den Marktständen – mit diesem Pilotprojekt will Polizeipräsident Frank Richter den Kontakt zwischen Polizei und Bürgern erleichtern.

„Viele Menschen haben immer noch Scheu, die 110 zu wählen, wenn sie etwas gesehen haben“, gibt der Polizeipräsident bei der Präsentation des Fahrzeuges zu bedenken. Die „Mobile Wache“ soll dagegen steuern. Mit ihr könnten die Bezirksbeamten den ein oder anderen wichtigen Hinweis über verdächtige Beobachtungen im Stadtteil bekommen. Sie werden auch Anzeigen aufnehmen, vor allem aber Aufklärungsarbeit etwa zum Einbruchsschutz oder zu Taschendiebstählen leisten.

Jeweils vier bis fünf Stunden Wachdienst

Am Steuer sitzt Polizeihauptkommissar Andreas Poth, der Leiter der neuen „Mobilen Wache“. Er wird alle 14 Tage die drei Essener Wochenmärkte in Burgaltendorf, Überruhr, Horst und den Mülheimer Markt in Saarn ansteuern – und dort mit ein oder zwei Bezirksbeamten, die sich vor Ort auskennen, jeweils vier bis fünf Stunden Wachdienst machen. Er wird nicht hinter irgendeiner Tür sitzen, sondern unter der Markise vor dem Bus stehen – für jeden leicht sichtbar – und leicht ansprechbar.

Und er wird mit seinem Team in Zukunft wohl auf noch mehr Märkten sein. „Ich glaube, dass sich die Zahl verdoppeln wird“, kündigt Polizeipräsident Richter an. Hierzu sind noch Gespräche mit Bezirksvertretern geplant. Möglicherweise wird auch das Ordnungsamt wie bei den Doppelstreifen hier und da mit aufs Trittbrett steigen. „Ich könnte mir das vorstellen“, sagt Richter.

Oberbürgermeister Thomas Kufen, der bei der Vorstellung der Wache auf Rädern dabei ist, nickt. „Es ist innovativ, auf die Bürger zuzugehen“, betont er. Auch er hatte die Idee. „Aber die Polizei war diesmal schneller. Und davon werden wir profitieren“, sagt der OB. Konkret: Die Stadt plant eine Art „Mobiles Bürgeramt“. Kufen: „Wir wollen auch unser Beschwerdemanagement verbessern.“ Er werde nun dieses Jahr abwarten, welche Erfahrungen die Polizei mit ihrer „Mobilen Wache“ macht und dann ein Konzept erstellen lassen.

Früher Befehlsstelle für das SEK

Das Polizeipräsidium hat dafür nicht lange gebraucht. Vier bis fünf Wochen Vorarbeit, jetzt ist die „Mobile Wache“ startklar. Der einst grüne Polizei-Kleinbus diente früher dem SEK und auch dem Verkehrsdienst als mobile Befehlsstelle. „Das ist ein Einsatzfahrzeug und hat die Ausstattung einer ganz normalen Wache“, berichtet der 56-jährige Andreas Poth. Die Beamten haben alles, was sie brauchen: Funkspruch, Drucker, Laptop, Internet, die nötigen Formulare für Anzeigen und für das Weiterleiten von geschilderten Sachverhalten. Ein Tisch, ein Sitz und eine Bank stehen zur Verfügung. Und zwei Neonröhren sorgen für eine ausreichende Beleuchtung. Flyer und Infobroschüren liegen auch bereit. „Schwerpunkt wird die Prävention sein“, darauf stellt sich Wachleiter Poth ein.

Eine Hürde zur „Mobilen Wache“ muss der Bürger übrigens doch überwinden. Das Trittbrett an der Schiebetür ist relativ hoch. „Das wird kein Problem sein“, versichert Hauptkommissar Andreas Poth. „Wir können einer alten Frau auch hochhelfen.“