Essen-Burgaltendorf. . Eine Herzblatt-Anzeige in der WAZ veränderte das Leben zweier Rentner völlig: Beide hatten zuvor ihre langjährigen Partner verloren.
Die Schmetterlinge im Bauch flatterten sofort wie wild, als Rosita Barbeck am Haus Scheppen stand und ihn zum ersten Mal sah: „Du hattest deine braune, halb-lange Jacke an und hast so freundlich ausgesehen. Als du mir dann noch einen Strauß rote Rosen überreicht hast – einfach so als Willkommensgruß – da war’s um mich geschehen“, erinnert sich die 68-Jährige und blickt liebevoll zu ihrem Partner Karl-Heinz Schröder hinüber.
Im November 2014 hatte der 65-Jährige eine Herzblatt-Anzeige in dieser Zeitung geschaltet, um endlich einen Weg aus der Einsamkeit zu finden. Den Valentinstag nehmen die beiden zum Anlass, um anderen mit ihrer Geschichte Mut zu machen. „Es lohnt sich, den Neuanfang zu wagen“, sagt Karl-Heinz Schröder.
Kompletter Neustart in einem anderen Bundesland
Die beiden teilen das gleiche, lebensverändernde Schicksal; haben ihre langjährigen Ehepartner nach kräftezehrendem Kampf an den Krebs verloren. Für Karl-Heinz Schröder war der Tod seiner Frau 2011 der Anlass, alle Zelte im heimischen Neubrandenburg in Mecklenburg-Vorpommern abzubrechen und zu seiner Tochter nach Geldern zu ziehen.
„Ich habe mein Wohnwagen- und Campinggeschäft aufgegeben und auch das Haus. Dort waren zu viele Erinnerungen“, sagt der Rentner, und für einen Moment tritt tiefe Trauer in seine Augen. „Manchmal“, springt ihm Rosita Barbeck bei, „sitzen wir beide auf dem Sofa und weinen gemeinsam um unsere Lieben. Auch in diesen Momenten ist es gut, dass wir einander haben.“
Die Burgaltendorferin ist gesellig, engagiert sich unter anderem als Wanderführerin bei der Arbeiterwohlfahrt in Burgaltendorf und trifft sich regelmäßig mit ihrem Strickkreis. „Doch trotz all der guten Freunde und Bekannten war da nach dem Tod meines Mannes 2008 immer diese Einsamkeit“, sagt Rosita Barbeck.
Gemeinsam unterwegs – mit Wohnmobil und Motorrad
Als sie am 29. November 2014 die Herzblattanzeigen durchstöbert, berühren sie die Zeilen von Karl-Heinz sofort. „Ich habe dann einen Brief geschrieben, und schon am 4. Dezember hat er angerufen. Wir waren uns auf Anhieb sympathisch und haben das Treffen am Baldeneysee ausgemacht“, weiß Rosita Barbeck noch genau. Karl-Heinz Schröder hatte sich kurz zuvor wieder ein Motorrad gekauft und am Haus Scheppen erste Kontakte geknüpft. „Es hilft nicht, wenn man sich vergräbt“, weiß er. Noch im selben Jahr begleitet sie ihn zum Weihnachtsfest nach Norddeutschland, lernt seinen Sohn und dessen Familie kennen.
Von seinen beiden Hobbys, Camping und Motorradfahren, hatte er Rosita Barbeck schnell überzeugt. „Unsere erste Tour ging zum Langenberger Sender – da war mir erst ein bisschen mulmig bei den ganzen Kurven, heute aber bin ich begeisterte Beifahrerin“, sagt die Rentnerin. Im vergangenen Jahr ging es in seinem Wohnmobil vom Steinhuder Meer aus die gesamte Ostseekünste entlang, in wenigen Wochen machen sich die beiden schon wieder auf die Reise, dann nach Kühlungsborn.
Er hätte damals noch ein gutes Jobangebot in Altenessen annehmen können, sagt Karl-Heinz Schröder. „Aber in meinem Alter wollte ich mir diesen Stress nicht mehr antun.“ So grausam der Tod ihrer Ehepartner auch war, so habe er sie noch mehr erkennen lassen, wie wichtig die Zeit mit den Liebsten ist. Dass sie von beidem – Zeit und Liebe – nun mehr als genug haben, dafür, sagt Rosita Barbeck, „sind wir unendlich dankbar.“