Essen. . Franz-Josef Ewers ist Geschäftsführer der Weißen Flotte und designierter „See-Manager“ . Er nennt sich lieber Kümmerer. Und das hat er vor.

  • Franz-Josef Ewers, Geschäftsführer der Weißen Flotte, wird Manager für den Baldeneysee
  • Ewers will Interessen der Anrainer zusammen führen. Sein Ziel: eine bessere Aufenthaltsqualität
  • Seine Baustellen: Das Tor zum See am Anleger Hügel, öffentliche Toiletten, Gastronomie

Herr Ewers, wenn der Rat am Mittwoch zustimmt – und wir dürfen davon ausgehen, dass er das tun wird – dann sind Sie der Manager für den Baldeneysee.

Franz-Josef Ewers: In der Zeitung stand ja schon, ich hätte dann am See den Hut auf. Meine Mutter hat mich gleich angerufen, als sie das gelesen hat: „Ich wusste gar nicht, dass du Hutträger bist.“ Aber Spaß beiseite. Der Baldeneysee braucht keinen Manager, sondern jemanden der sich kümmert.

Bislang haben Sie sich um die Weiße Flotte gekümmert.

Die Weiße Flotte hatte etwas Patina angesetzt. Die haben wir wegpoliert und festgestellt, es glänzt darunter. Aber die Schifffahrt alleine reicht nicht. Dieser Ort braucht mehr. Richtig ist aber auch: Um die Schifffahrt gut vermarkten zu können, muss das Umfeld stimmen.

Woran fehlt es?

An einem Wegenetz, an einem Leitsystem, an Hinweisschildern, an Aufenthaltsqualität. Es fehlt an vielen Dingen. Der See braucht frischen Wind. Ich trete aber nicht an und sage, ich weiß alles besser, ich weiß, wie es geht. Wir wollen die Dinge geordnet angehen. Wir haben hier eine große Nachbarschaft. Jeder ist wichtig, egal ob es die Vereine sind, die Nutzer oder die Gastronomen. Jeder hat Interessen. Die wollen wir zusammen führen.

Es gibt Interessen-Konflikte. Dem Ruhrverband dient der See in erster Linie der Wasseraufbereitung.

Bei so vielen Akteuren liegen Konflikte in der Natur der Sache. Wenn jeder nur auf sich guckt, kann das Zusammenleben am See nicht funktionieren. Jeder muss seine Aufgabe wahrnehmen und trotzdem über seinen Schatten springen. Dass es funktioniert, zeigt das Beispiel der Wasserpest, die im Sommer weite Teile der Wasserfläche bedeckt hat. Auch der Ruhrverband hat gesagt, die Pflanzen müssen verschwinden – aber nicht zu Lasten der Wasserqualität. Binnen 24 Stunden war klar, dass es eine zweite Schicht fürs Abmähen geben muss. Wenn dann noch jemand da ist, der richtig schiebt, sind Dinge schneller umsetzbar.

Sie betrachten den See vor allem als einen Ort der Erholung.

Ja, aber damit es keine Missverständnisse gibt: Wir zielen nicht in Richtung Tourismus, um noch mehr Menschen an den See zu locken. Wir wollen erreichen, dass die Menschen sich wohl fühlen und dass die Nutzer ihn auch nutzen können.

Wie wollen Sie das erreichen?

Ich denke mit der Neugestaltung des Anlegers an der Lanfermannfähre haben wir einen ersten Aufschlag hingelegt, der sich sehen lassen kann. Es ist ein Ort entstanden, an dem Menschen gerne verweilen. Das war nicht alleine unser Verdienst. Umgesetzt habe es andere: Grün & Gruga, die EABG... Wir haben Ideen und laden andere dazu ein, diese mit uns umzusetzen.

Ein Bagger arbeitet am Donnerstag, den 09.02.2017 am Ende der Freiherr-vom-Stein-Straße, in einer Allee kurz vor dem Baldeneysee. An dieser Stelle soll ein ein neuer Anlegesteg für die Weiße Flotte Baldeney der EVAG gebaut werden .
Foto: Kerstin Kokoska/ FUNKE Foto Services
Ein Bagger arbeitet am Donnerstag, den 09.02.2017 am Ende der Freiherr-vom-Stein-Straße, in einer Allee kurz vor dem Baldeneysee. An dieser Stelle soll ein ein neuer Anlegesteg für die Weiße Flotte Baldeney der EVAG gebaut werden . Foto: Kerstin Kokoska/ FUNKE Foto Services © Kerstin Kokoska

Nach diesem Muster geht es weiter?

Wir sind schon dabei. Durch den neuen Anleger, den wir am Seaside-Beach bauen werden, wird einer der schönsten Bereiche des Sees aufgewertet. Da entsteht etwas richtig Schickes. Wir stellen die historische Kastanienallee wieder her. Leider kriegen wir den Bereich vor Schloss Baldeney nicht hin. Der ist Privatbesitz. Aber wir schaffen einen neuen Platz und einen neuen Eingangsbereich zum Seaside-Beach mit Zugang zu einer öffentlichen Toilette. Was will man mehr?

Einen ansprechenden Aufritt am Anleger Hügel vielleicht?

Hügel ist das Eingangstor zum See. Mit der Tribüne muss etwas geschehen. Allein schon aus Gründen der Verkehrssicherheitspflicht. Aber damit muss man behutsam umgehen. Die Tribüne ist sehr beliebt. Und man darf auch die Kosten nicht aus dem Blick verlieren. Wir haben Ideen. Ob wir sie umsetzen können, hängt auch davon ab, ob wir Fördergelder erhalten. So lange beschäftigen wir uns lieber mit den machbaren Dingen, die wenig kosten, aber große Wirkung entfalten. Im Sommer haben wir Liegestühle aufgestellt. Das ist super angekommen.

Was steht oben auf Ihrer Agenda?

Eine gemeinsame Plattform im Internet. Wissen Sie, welche Veranstaltungen am See stattfinden?

Nein.

Sehen Sie. Jeder hier hat seinen eigenen Internetauftritt Wir wollen zu einem gemeinsamen einladen.

Viele Bürger drängt es eher beim Thema öffentliche Toiletten.

Wir haben das Thema auf dem Schirm. Aber wir werden nicht jeden Kilometer ein Toilettenhäuschen haben, wenn das die Erwartungshaltung sein sollte. Es gibt öffentliche Toiletten am See. Die müssen ausgeschildert werden, damit die Menschen wissen: Bis zur nächsten Toilette sind es noch drei Kilometer; da gehe ich lieber jetzt noch. So ähnlich wie an der Autobahn. Dort müssen sie an der Raststätte 70 Cent zahlen. Ich zahle gerne, weil ich weiß, die Toiletten sind sauber. Warum sollten Gastronomen am See nicht ihre Toiletten gegen eine Gebühr öffnen?

Apropos Gastronomie. Die tut sich bis auf wenige Ausnahmen schwer.

Gastronomen haben es nicht leicht am See. Das hat auch mit der Erreichbarkeit zu tun. Und es ist Saisongeschäft. Als Gastronom muss ich mein Geld in drei Monaten fürs ganze Jahr verdienen. Nach 18 Uhr werden die Bürgersteige hochgeklappt, gerade in der dunklen Jahreszeit. Die Euphorie ist anfangs groß, aber wenige halten durch. Wir wollen Hilfestellung leisten, zum Beispiel in dem Gastronomen auf der gemeinsamen Internet-Plattform gegen Kostenbeteiligung Werbung platzieren.