Essen-Steele. . Ski-Verleih, Zoohandlung und Auffangstation für Nachlässe: Das vereint ein Steeler Laden – und bietet nun auch ausgestopfte Tiere an.

  • Klaus Henscheid bietet in seinem Geschäft Skiverleih, Haustiere, Antikes und Trödel an
  • Im Schaufenster stehen Geweihe, ausgestopfte Hasen, Rehe und Füchse aus einem Nachlass
  • Verkauf von lebenden Kaninchen und Wellensittichen bringt Steelenser auch Kritik ein

Fragt man Klaus Henscheid nach seinem Sortiment, antwortet er knapp: „Alles außer Obst und Gemüse.“ Was wie ein Scherz klingt, entspricht (beinahe) der Realität in den zahlreichen Regalen. Darin steht dicht gedrängt alles, was der 70-Jährige aus Nachlässen ersteht: die Jesus-Figur neben der Buddha-Statue, die Wanduhr neben dem gusseisernen Bügeleisen. Bekannt ist Henscheid aber vor allem für seinen Ski-Verleih mit rund 1500 Exemplaren.

In der Werkstatt werden zudem Fahrräder wie Möbel gepflegt und restauriert. Hinzu kommen Tierbedarf und Haustiere wie Fische, Vögel oder Kaninchen. Als der Kaufmann aber nun sein Schaufenster mit ausgestopften Hasen, Füchsen und Rehen dekorierte, da staunten einige Steelenser dann doch, obwohl viele ihn doch seit Jahren oder Jahrzehnten kennen.

Angehörige bieten Liebgewonnenes an

Ein Nachlassverwalter habe ihn angerufen, bot rund 100 Geweihe und eben die Tiere an, erklärt Klaus Henscheid und schlug zu. Wie so oft, wenn es darum geht, „dass Liebgewonnenes vermittelt werden muss“, so nennt er es, wenn Angehörige Dinge mit persönlichem Wert nicht einfach wegwerfen wollen. Dann sei er die Auffangstation mit seinem Geschäft, das er als Gemischtwarenhandel bezeichnet. Die Langversion aber lautet: Fischskihasenantikbuchpapageienkruzifixsämereienhandlung.

Im vorderen Verkaufsbereich finden Kunden vor allem Wellensittiche und Haustierbedarf wie Vogelsand, Halsbänder und Knabberartikel für Hunde. Daniela Lohmann arbeitet seit 19 Jahren im Laden.
Im vorderen Verkaufsbereich finden Kunden vor allem Wellensittiche und Haustierbedarf wie Vogelsand, Halsbänder und Knabberartikel für Hunde. Daniela Lohmann arbeitet seit 19 Jahren im Laden. © Kerstin Kokoska

Angefangen hat alles 1956 mit der zoologischen Handlung der Eltern, hinzu kam das Kunstgewerbe der Mutter. Der Sohn kam in Steele zur Welt, besuchte das Carl-Humann-Gymnasium, machte eine Ausbildung als Kaufmann im Einzelhandel und eröffnete mit 21 Jahren sein Sportgeschäft. Schließlich übernahm er die Läden der Eltern und vereinte das Angebot an der Kaiser-Wilhelm-Straße 18. Dort bietet Klaus Henscheid seine Waren und Tiere auf rund 150 Quadratmetern Verkaufsfläche an und beschäftigt fünf Mitarbeiter.

„Wo sehen Kinder sonst einen Marder oder Dachse?“

Kritik am Verkauf von Wellensittichen und Kaninchen, die er mitunter im Schaufenster hält, kennt er und entgegnet: „Ich werde alle drei Monate vom Veterinäramt kontrolliert.“ Er könne eben nicht Jedermanns Freund sein. Worauf er verzichtet: Exoten wie Schlangen. An den ausgestopften Exemplaren aber, dank dieser sein Schaufenster für einige Passenten einem Horrorkabinett gleicht, könne er nichts Ungewöhnliches finden: „Wo sehen Kinder sonst einen Marder oder Dachse?“ Wenn überhaupt, „bin ich ungewöhnlich“.

Ein echter Ladenhüter: Diese Lampe steht seit 50 Jahren im Laden.
Ein echter Ladenhüter: Diese Lampe steht seit 50 Jahren im Laden. © Kerstin Kokoska

Skurril wiederum erscheint mitunter der Mix aus Bergbaulampen, Münzen, Gemälden, Tennisschlägern, den frischen Eiern vom Bauernhof aus Leithe und der Tischleuchte, an deren Fuß aus Holz geschnitzte Musiker sitzen. Ein Ladenhüter: Seit 50 Jahren wartet sie auf einen Käufer.

Tag für Tag warten interessante Gespräche

Bücher verschenkt Klaus Henscheid, nennt den Verkauf der Wellensittiche Familienzusammenführung. „Kommen sie mit ihrem Sittich wieder“, fordert er die Kundin auf, damit sie den richtigen Partner für ihr einsames Haustier finden. Schließlich muss auch bei Sittichen die Sympathie stimmen. Und daher berät Klaus Henscheid beim Vogel wie beim Leih-Ski, er nimmt sich Zeit, sagt gnädige Frau oder Thomas zu seinen Kunden und lässt mit sich handeln.

Er komme, versichert er glaubhaft, jeden Morgen gern zur Arbeit. Genau das will er noch 33 Jahre machen, sagt er lächelnd. Warum auch nicht: Tag für Tag warten interessante Gespräche auf ihn, der Kontakt zu den Menschen und das Gefühl, gebraucht zu werden.