Essen. . An der Gustav-Heinemann-Brücke in Essen sind wieder Risse festgestellt worden. Im März muss eine Fahrspur für Lastwagen gesperrt werden.
- Die fast 50 Jahre alte Gustav-Heinemann-Brücke in Essen muss wieder saniert werden
- Neue statistische Berechnungen weichen von früheren Annahmen deutlich ab
- In Richtung Innenstadt wird eine Fahrspur für Lastwagen ab Mitte März gesperrt
Die Gustav-Heinemann-Brücke, eine der wichtigsten Spannbeton-Bauwerke auf der viel befahrenen Bundesstraße B224 kann bald nur noch beschränkt von Lkw-Fahrern genutzt werden. Die Brücke über der Ruhr, die als Einfallstor nach Werden gilt, ächzt unter der Last des Brummi-Verkehrs.
Neue statische Berechnungen haben ergeben, dass bestimmte Bauteile der Brücke durch den starken Verkehr überlastet sind. Gleichzeitig haben von der Stadt beauftragte Gutachter erneut Risse am Bauwerk festgestellt. Aus Gründen der Verkehrssicherheit muss deshalb in Kürze die rechte der beiden Fahrspuren Richtung Innenstadt für Lastwagen mit mehr als 24 Tonnen Gewicht bis auf Weiteres gesperrt werden.
Während der Sanierung läuft der Verkehr weiter
Schwergut-Transporte mit einem Gewicht von über 44 Tonnen dürfen dann gar nicht mehr die Brücke befahren. Das Amt für Straßen und Verkehr will Mitte März die Verbotsschilder aufstellen. Das Baudezernat kündigt eine Sanierung an, um die entdeckten Schwachstellen durch Verstärkungen zu beseitigen. Der Termin steht noch nicht fest. Aussagen über Kosten und Umfang sind erst im April möglich, erklärt Rathaus-Sprecherin Hannah Hettinger. Während der Reparatur soll die Brücke für den Autoverkehr – wenn auch mit Einschränkungen – erhalten bleiben. Über 40 000 Fahrzeuge rollen dort jeden Tag über die Ruhr.
Das mächtige, bis zu siebenspurige Bauwerk aus dem Jahre 1968 war in der Essener Brücken-Familie schon früh ein Sorgenkind. Bereits 15 Jahre nach der Erbauung wurden Risse in der Bodenplatte und in den Hohlkästen festgestellt.
Bei einer späteren Untersuchung im Jahre 1995 gaben Experten der Brücke eine deutlich geringere Lebenserwartung. Vor sechs Jahren wurde die Gustav-Heinemann-Brücke für 1,3 Millionen Euro saniert – mit neuen Widerlagern und Isolierungen für die Brückenplatten.
Etwa zu dieser Zeit kam auch ein Erlass aus Berlin, die Statik von Straßenbrücken neu zu berechnen, was in Essen sukzessive angegangen wird. Für die Gustav-Heinemann-Brücke liegen die wichtigsten Ergebnisse seit Dezember dem Rathaus vor – und die weichen teils deutlich von den früheren Annahmen an. Da wundert es auch nicht, dass neue Risse gefunden worden sind. Die größten Probleme haben die Statiker im nördlichen Randträger der Brücke ausgemacht – und deshalb empfohlen, die nördliche Fahrspur für den Lkw-Verkehr (über 24 Tonnen) zu sperren. Davon nicht betroffen sind die Linienbusse, weil sie eine bessere Lastverteilung haben.
Politik erwartet auch Probleme mit anderen Brücken
Die letzten Berechnungen der Sachverständigen werden erst in einigen Wochen abgeschlossen. Hier geht es vor allem um den Zustand des schon fast 50 Jahre alten Spannstahls, der als rost- und rissgefährdet angesehen wird.
Die Verwaltung informiert diese Woche den Bauausschuss über den Stand der Dinge. Vorsitzender Rolf Fliß (Grüne) wundert sich nicht über die Schäden an der Spannbeton-Brücke. Die seien auch durch den starken Verkehr und die Streusalzeinsätze entstanden. „Dieses Thema wird uns in Zukunft ständig begleiten“, prognostiziert er. „Die Gustav-Heinemann-Brücke wird nicht die einzige sein, die wir in nächster Zeit sanieren müssen.“
>>UNTERSUCHUNGEN LAUFEN SEIT JAHREN
Seit 2014 wird die Statik von mehreren Essener Brücken neu überprüft. Eine „Nachrechnungsrichtlinie“ des Bundes (mit der bessere Ausssagen zur Tragfähigkeit möglich sind) sowie Erfahrungen von Straßen NRW mit seinen Brücken macht dies nötig.
Die Prüfungen für die Gustav-Heinemann-Brücke sind voraussichtlich im April endgültig abgeschlossen.
Für die Ruhrbrücke in Kettwig ist die erfolgte statische Untersuchung noch in Bearbeitung.