Essen. . Viele Essener Eltern wünschen sich, nicht von der Arbeit zur Kita hetzen zu müssen. Doch längere Betreuungszeiten sind selten.
- Nur wenige Essener Kitas öffnen vor sieben und nach 17 Uhr
- FDP: Betreuungszeiten passen nicht zu Anforderungen der Arbeitswelt
- Die Finanzierung längerer Zeiten sei nicht gedeckt, sagt die Stadt
Essens Kita-Landschaft ist nicht nur ausbaufähig, auch die Öffnungszeiten könnten den Bedürfnissen der Familien besser angepasst werden, sagt der FDP-Landtagsabgeordnete Ralf Witzel. „Immer wieder sprechen uns Eltern an, dass Kitas morgens zu spät öffnen und nachmittags zu früh schließen, um den Anforderungen der Arbeitswelt gerecht zu werden.“ Eine Kleine Anfrage der FDP an die Landesregierung habe diesen Eindruck jetzt bestätigt.
Demnach öffnen in Essen nur zwei Prozent der Kitas – sechs von 262 – vor sieben Uhr. „Wie sollen Eltern da um sechs Uhr zur Frühschicht?“, fragt Witzel. Auch nur drei Prozent – 9 von 262 – sind nach 17 Uhr geöffnet, nach 18 Uhr sind es magere zwei Prozent. Essen liege damit im Landesschnitt, doch seien darin ja auch ländliche Regionen berücksichtigt. „Eine Großstadt könnte mehr bieten.“ In Düsseldorf und Köln seien zumindest fünf Prozent der Kitas nach 18 Uhr geöffnet; in der kleineren Nachbarstadt Gelsenkirchen gebe es 14 Kitas, die vor sieben Uhr öffnen.
„Die Stadt sollte zeitnah eine Erhebung bei den Eltern durchführen, wie die Bedarfslage aussieht“, regt Witzel an. Und beim Bau neuer Kitas sollte abgefragt werden, ob Träger bereit sind, in den Randzeiten morgens und abends zu öffnen. Der FDP-Mann räumt jedoch ein, dass das Kinderbildungsgesetz (Kibiz) die Finanzierung längerer Kita-Öffnungszeiten nicht decke.
„Durch Kibiz werden nur 45 Wochenstunden finanziert, das Gesetz muss reformiert werden“, sagt auch Sozialdezernent Peter Renzel. Den Trägern bleibe sonst nur, für Randzeiten selbst zu zahlen. Dabei sei das Thema schon länger auf der Agenda: Im Jahr 2012 habe der Jugendhilfeausschuss die Stadt beauftragt, ein Konzept für erweiterte Öffnungszeiten in mindestens einer Kita pro Stadtteil zu erarbeiten. Derzeit spreche man mit Trägern, ob sie flexiblere Zeiten über das Bundesprogramm Kita-Plus finanzieren können.
Durch dieses Programm hat etwa der katholische Kita-Zweckverband seine 24-Stunden-Kita St. Engelbert für die ersten drei Jahre auf solide Füße gestellt. Die lange Betreuung mit Übernachtungs-Option rief auch Kritiker auf den Plan, die um das Wohl der Kinder bangten. „Das Kindeswohl steht bei uns an erster Stelle. Jedes Kind darf daher maximal zehn Stunden am Tag betreut werden“, betont Personalchefin Mirja Wolfs.
Auch den Eltern gehe es ja nicht darum, ihre Kinder möglichst lang in der Kita zu lassen, sondern zu Zeiten, die zu ihrer Lebenssituation passen. Da gebe es etwa die alleinerziehende Krankenschwester, die morgens zum Frühdienst muss oder den Schauspieler, der abends auftritt. Die 24-Stunden-Kita arbeitet eng mit Theater und Philharmonie zusammen; die Plätze sind alle belegt. „Das Geld vom Bundesprogramm war ein Segen für uns“, sagt Mirja Wolfs. In den anderen Kitas biete auch der Zweckverband maximal Zeiten von 7 bis 17 Uhr.