Essen. . In der Stadt Essen werden seit etlichen Jahren die Grenzwerte für die atemwegbelastenden Stickoxide überschritten. Wie lange noch?

Dass man sich nicht auf das Wetter verlassen sollte, haben die vergangenen Wochen wieder deutlich gezeigt. Sobald die Luft steht, schnellen die Schadstoffwerte in die Höhe. Das war zwar noch kein richtig gefährlicher Smog, aber nach den Kriterien des Landesamtes für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz musste die Luftqualität zumindest in Teilen des Essener Stadtgebietes während der austauscharmen Wetterlage als „schlecht“ eingestuft werden. Seit Jahresbeginn wurde der Grenzwert für Feinstaub an der Gladbecker Straße schon an zehn Tagen überschritten. Da hält man sich doch lieber ein Tuch vor die Nase.

Schlechte Luft in Essen – Klage gegen NRW

Jetzt hat frischer Wind den krebserregenden Feinstaub zum Teil weggeblasen. Die Werte liegen wieder innerhalb des erlaubten Rahmens. Das könnte den ein oder anderen Entscheidungsträger dazu verführen, das Thema von der aktuellen Tagesordnung zu nehmen. Er sollte nicht einmal daran denken.

Erst vor wenigen Tagen hat das Umweltbundesamt vorläufige Messergebnisse über die Stickoxidbelastungen in den Städten veröffentlicht. Auch Essen steht auf dieser Negativ-Liste und reiht sich in NRW unter die zehn Städte ein, in denen die Jahresgrenzwerte für die atemwegbelastenden Stickoxide überschritten werden. Hauptverursacher ist der Straßenverkehr.

Wegen der zu hohen Stickoxid-Konzentrationen unter anderem in Essen, hat die EU-Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesregierung eingeleitet, und die Deutsche Umwelthilfe hat das Land NRW verklagt. All das wird hier zwar im Rathaus bedauert, aber im gleichen Atemzuge wird auf die beschränkten Einflussmöglichkeiten der Stadt Essen hingewiesen. Die Autobauer sitzen woanders. Und es sei Sache der Bundesregierung, ihnen die Regeln für saubere Motoren vorzuschreiben.

Mehr Initiativen der Grünen-Hauptstadt nötig

Das ist zwar richtig, aber noch lange kein Grund, in der Stadt Essen nicht deutlich mehr Initiative als bisher zu zeigen. Der Motor stottert. Und auch von der Düsseldorfer Bezirksregierung, die gemeinsam mit der Stadt Essen die Luftreinhaltepläne und deren Fortschreibungen festgezurrt hat, hörte man in den vergangenen Monaten nicht viel Neues. Nur das: Der Luftreinhalteplan müsse überarbeitet werden.

Das klingt nicht nach schnellen Entscheidungen. So wie jüngst beim Kraftakt für den Radschnellweg RS1 sollte auch bei den Bemühungen für bessere Luft ein Ruck durch die Stadt gehen – mit neuen Initiativen, mit politischem Mut, mit mehr Beteiligung der Bürger. Ein möglichst breites Aktionsbündnis für bessere Luft käme im Grünen-Hauptstadt-Jahr genau zum richtigen Zeitpunkt. Auch weil bei diesem Thema viele Rädchen nötig sind, damit sich etwas bewegt.