Essen. . Bundesprogramm finanziert bis 2019 zusätzliche Sprach-Fachkräfte. Teilnehmende Kitas in Stadtteilen mit hoher Zuwanderung und Kinderarmut.
Dass Sprache der Schlüssel zur Welt ist, ist wahrlich keine Neuigkeit. Neu ist allerdings die finanzielle Unterstützung von Spracherwerb und -erweiterung, mit der der Bund seit dem vergangenen Jahr Kindertagesstätten in der ganzen Republik fördert – und zwar durch jeweils eine zusätzliche Fachkraft, die meist pro Kita eine halbe Stelle besetzt.
In Essen haben bislang 37 Kitas an diesem sprachlichen Förderprogramm teilgenommen; für 2017 haben sich weitere 36 erfolgreich beworben. „Damit sind inzwischen rund 25 Prozent aller Essener Einrichtungen Sprach-Kitas“, freut sich Ulrich Engelen, Leiter des Jugendamtes.
So haben für das Bundesprogramm der Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten (VKJ) und die Awo extra eine Kooperation gebildet: In ihren elf Kitas setzen sie die Sprachförderung mit insgesamt acht Fachkräften um.
Es sind vor allen Kindertagesstätten in Stadtteilen mit hoher Zuwanderungsquote und hoher Kinderarmut, die die zusätzliche Sprachförderung erhalten. Wie die Awo-Kita Haus Berge in Altendorf. Dort ist Elzbieta Zaworska seit einem Jahr die neue Sprach-Kita-Fachkraft. Anders, als vielleicht vermutet, erteilt sie keinen deutschsprachigen Unterricht für die Kinder. Als ausgebildete Fachfrau, die über das Förderprogramm finanziert wird, ist es vielmehr ihre Aufgabe, die Erziehrinnen und Erzieher bei ihrer Arbeit zu unterstützen. „Ich coache sie, setze neue Impulse für Projekte und fördere den Dialog zwischen Eltern, Erziehern und Kindern.“
Sprache bewusst anwenden
Dabei komme ihr ihr eigener Migrationshintergrund zugute: „Das schärft meinen Blick und mein Einfühlungsvermögen.“ In der Kita ermutigt sie die Pädagogen, Kinder in jeder Situation zum Sprechen anzuregen und selber bewusst die Sprache anzuwenden. Der gesamte Kita-Alltag wird genutzt, um die Kinder in ihrer Sprachentwicklung anzuregen.
„Es ist enorm wichtig, dass jemand von außen uns Erziehern den Spiegel vorhält. Nur so können wir reflektieren, um eingefahrenes Verhalten zu ändern“, sagt Claudia Bartsch, Leiterin des VKJ-Kinderhauses Himmelszelt in Altendorf. Die Erzieherin weiß, wovon sie spricht: Kinder aus 20 verschiedenen Nationen besuchen das Himmelszelt. Viele davon sprechen nur in der Kita Deutsch.
Noch ist die Förderung bis einschließlich 2019 begrenzt. Dabei sei längst klar, dass Sprache die wesentliche Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe und Chancengleichheit ist, sagt Awo-Geschäftsführer Oliver Kern. „Als Träger würde ich mir sehr wünschen, dass diese spezielle Sprachförderung irgendwann mal zur Regelfinanzierung wird.“
>> EINE MILLIARDE EURO
Das Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ wird mit insgesamt einer Milliarde Euro Bundesmittel finanziert. Dafür werden deutschlandweit circa 4000 halbe Stellen gefördert.
Für die Teilnahme an dem Projekt, das bis 2019 läuft, mussten sich die Kindertagesstätten bewerben. Nicht alle erhielten den Zuschlag. Mehr unter www. sprach-kitas.fruehe-chancen.de