Essen. . IHK und Einzelhandelsverband warnen davor, die Marke „Essen, die Einkaufsstadt“ ohne Not aufzugeben. Wichtiger sei es, den Standort zu stärken.

  • IHK und Einzelhandelsverband reagieren empört auf den Vorstoß der SPD zur „Einkaufsstadt Essen“
  • Stadt dürfe seit Jahrzehnten etablierte Marke nicht einfach aufgeben. Standort lieber stärken
  • SPD hält Motto für überholt und will Diskussion über Zukunft der City anstoßen. Mehr als nur Handel

„Essen, die Einkaufsstadt“. So steht es auf dem Handelshof zu lesen. Auch Essens SPD hat nicht die Absicht, die Buchstaben vom Dach zu reißen. Ihr Plädoyer aber, man möge sich der Wirklichkeit stellen und nach neuen Wegen zur Belebung der Innenstadt suchen, hat bei den Interessenvertretern des Essener Einzelhandels ein lautes Echo provoziert.

„Essen, die Einkaufsstadt“ sei eine seit Jahrzehnten etablierte Marke. „Es wäre fatal, dieses Alleinstellungsmerkmal einfach aufzugeben“, betont Gerald Püchel, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK). Pro Jahr werden in der Essener Innenstadt knapp 800 Millionen Euro umgesetzt. Die IHK fürchtet, dieser Nimbus könnte leiden, die etablierte Marke Schaden nehmen, wenn Essen sich vom vertrauten Motto der Einkaufsstadt verabschieden sollte.

Einzelhandesverband: Die Innenstadt lieber stärken

Marc Heistermann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes, stößt ins gleiche Horn und spricht, an die SPD gerichtet, von einem falschen Signal. Sinnvoller wäre es, die Attraktivität der Innenstadt zu steigern.

Das will auch die SPD, ohne den Fokus allein auf den Einzelhandel zu richten. Es gehe um mehr: um das Wohnen in der City, um Kultur, um Aufenthaltsqualität. Die „Einkaufsstadt“, ein Alleinstellungsmerkmal – nach Überzeugung der Sozialdemokraten hat Essen es längst verloren.

Dass die SPD das Interesse auf die Entwicklung der Innenstadt lenkt, begrüßen IHK wie Einzelhandelsverband. Die wenigen konkreten Vorschläge, welche die Sozialdemokraten auf Initiative ihres Ortsvereins Stadtmitte vorgelegt haben, stoßen allerdings auf Skepsis. Einem Quartiersmanager etwa kann Marc Heistermann wenig abgewinnen. Das hätten andere Städte in der Region schon versucht. „Jubelarien habe ich nicht gehört.“

Nicht nur Heistermann hält es für schwierig bis unmöglich, die Eigentümer an einen Tisch zu bekommen, um sie dafür zu gewinnen, ihren Teil zur Belebung der City beizutragen. Sei es durch niedrige Mieten, oder indem sie Verkaufsflächen zu Wohnungen umbauen, wie es die SPD anregt.

Häufig seien die Immobilien im Besitz von Versicherungsgesellschaften oder Finanzfonds, weiß Dieter Groppe, Geschäftsführer der Essen Marketing Gesellschaft (EMG), aus eigener Erfahrung zu berichten. Denen sei es im Zweifel herzlich egal, wer sich da welches tolle Konzept hat einfallen lassen.

In Kürze will die EMG dem Rat der Stadt ein eigenes „Instandkonzept“ vorlegen. Die Politik hatte ein solches eingefordert. Groppe spricht lieber von einem Zwischenbericht, um gar nicht erst den Eindruck zu erwecken, es handele sich um einen Patentlösung. Eine solche gebe es nicht.

Sicherheit, Sauberkeit und Mobiliar

Essens Stärke sei zugleich seine Schwäche, sagt Groppe in Anspielung an den Ruf der Einkaufsstadt, der mit den Jahren zweifellos gelitten hat. 80 Prozent der Geschäfte seien in den Händen von Filialisten. „Das heißt: In Essen gibt es alles. Aber das gibt es in anderen Städten auch.“ Wie macht sich Essen unterscheidbar?

EMG und Einzelhandelsverband setzten auf Veranstaltungen, auf Shopping als ein Erlebnis, welches einem der Einkauf im Internet eben nicht bietet. Aber auch das soll nur ein Baustein sein.

Die Innenstadt vergleicht Groppe deshalb mit einem Puzzlespiel, bei dem viele Teile ineinander greifen: Sicherheit, Sauberkeit, auch das Mobiliar zählt dazu. In seinem Zwischenbericht wird sich das wieder finden. Das und vieles von dem was, die Sozialdemokraten angestoßen.

Marc Heistermann empfiehlt der SPD und allen anderen sich auf das Wesentliche zu „Versetzen Sie sich in einen Kunden. Gehen Sie mit offenen Augen durch die Innenstadt und fragen Sie sich, fühlen Sie sich wohl?“