Essen. Gänseleber-Terrine mit Banane, Kakao und Brioche oder Hokaido-Cremesüppchen mit Fasanenpraline kommen im Restaurant Hannappel auf den Tisch.

Im Restaurant Hannappel waren wir längere Zeit nicht mehr, für das gehobene Preisniveau braucht es eigentlich einen passenden Anlass. Aber wenn der Meister eine neue Karte kreiert hat, sollte man das nicht verpassen.

Vorweg: Bei einem Vier-Gänge-Menü für drei Personen (je 59 Euro), einem Kindergericht und Wein stehen am Ende rund 240 Euro auf der Rechnung. Aber die kulinarische Gegenleistung ist es wert.

Mini-Kakao-Pannacotta für die Geschmacksknospen

Das Amuse-Bouche, eine in Gin-Tonic gebeizte Meerforellemit Roter Bete, Meerrettich und Apfel, schmeichelt Auge und Gaumen und bereitet den Weg für mehr. Wir wählen als erste Vorspeise die Terrine von der Gänseleber (politisch korrekt natürlich nicht gestopft) mit Banane, Kakao und Brioche. Sie offenbart den Geschmacksknospen mit Mini-Kakao-Pannacotta, Bananenmus und kleinen Bananenchips ein ganz außergewöhnliches Erlebnis.

Die Brioche präsentiert sich – passend zum angerichteten Teller – in geometrischer Form. Feines Detail: kleine, zarte Splitter von Valrhona-Kakaobohnen.

Sashimi vom Cobia mit Rotkraut

Beim zweiten Starter teilen wir uns auf: Das Hokaido-Cremesüppchen mit der Fasanenpraline ist fein, doch durch kandierten Ingwer und Vanille angenehm pikant; das Sashimi vom Cobia mit Rotkraut, Avocado und Wassermelonen-Rettich ist ein Traum.

Selbst wenn man weder weiß, was Sashimi noch Cobia ist, kann man sich bei Hannappel auf Wagnisse aller Art bedenkenlos einlassen. Es sei denn, man lehnt Fisch, in diesem Fall Offiziersbarsch, prinzipiell ab. Er ist zwar roh zubereitet, dürfte aber mit seiner asiatischen Marinade den Geschmack der meisten Kulinarik-Freunde treffen.

Passionsfruchtsorbet mit einer Ingwer-Makrone

Das Passionsfruchtsorbet als Zwischengang überrascht mit einer Ingwer-Makrone und einem Espuma aus Ginger-Ale.

Angesichts der Menge könnte man nun nahtlos zum Dessert übergehen. Dann würde man allerdings den Hirschkalbsrücken verpassen und das wäre Frevel. Das zarte, rosafarbene Fleisch hat nichts als seine regionale, artgerechte Aufzucht und den perfekten Garpunkt gesehen und kommt in Begleitung von Kräuterseitlingen, Kerbelknolle, und roten Mini-Rosenkohlköpfen zu Tisch.

16 Gault-Millau-Sterne für Hannappel

Bei Knut Hannappel und seinem 20-köpfigen Team steht der Dreiklang „saisonal, regional, nachhaltig“ im Mittelpunkt. Diese Philosophie, die Kreativität bei der Komposition und die Spitzenqualität der Produkte lassen aus einer Beilage, die nicht größer als ein Tupfen ist, eine unvermutete Geschmacksexplosion werden. Und sie haben seinem Restaurant 16 Gault-Millau-Sternegebracht.

Zum Schluss: Kir Royal oder Käseauswahl

Der Kir Royal, eine weiße Schokoladenkugel gefüllt mit Champagner- und Cassiscreme, oder alternativ die Käseauswahl vom Maître Affineur Waltmann aus Erlangen, rundet diesen unbedingt empfehlenswerten Ausflug in Essens Spitzen-Gastronomie ab. Viele Alternativen bieten sich ja nach der Résidence-Schließung nicht mehr.

Restaurant Hannappel, Dahlhauser Str. 173, 45279 Essen-Horst, www.restaurant-hannappel.de, Telefon: 0201/53 45 06, Mo, Mi-Sa: 17.30-23 Uhr, So./Feiertage: 11.30-15 sowie 17.30-22 Uhr, Dienstag Ruhetag