Essen. . Die Suchthilfe sieht ihr Putzprojekt „Pick up“ als Erfolg. 35 Trinker und Drogenabhängige fanden seit dem Start 2015 hier eine Aufgabe.
Mehr als zwei Jahre nach seinem Start hat sich das Putzprojekt „Pick up“ im Betreuungsangebot der Suchthilfe bewährt. „Pick up ist erfolgreich“, unterstreicht die Geschäftsführerin Bärbel Marrziniak. Was die Experten der Suchthilfe selbst überrascht hat: „Wir hätten nicht damit gerechnet, dass die Teilnehmer ihren Alkoholkonsum reduzieren bzw. diesen besser kontrollieren können.“
Das zeigte auch eine anonyme Befragung. Einer der Teilnehmer bestätigte dabei: „Der ganze Konsum ist zurückgegangen, ich habe während der Arbeitszeit nicht getrunken. Sonst hätte ich schon eine Flasche Schnaps intus gehabt.“ Ein anderer meinte: „Ich habe was zu tun, komme auf andere Gedanken.“
Projekt machte unter „Putzen für Bier“ Schlagzeilen
Das Projekt, das anfangs unter dem Titel „Putzen für Bier“ Schlagzeilen machte, war politisch umstritten: Drogen- und Alkoholkranke säubern seit Oktober 2015 unter der Woche die Innenstadt und erhalten neben einer kleinen Entlohnung (Ein-Euro-Job) in der Pause eine Flasche Bier – als Anreiz zum Mitmachen und Durchhalten. Auch ein warmes Mittagsessen gibt es.
Seit dem Start haben 35 Drogenabhängige bei „Pick up“ eine Arbeit gefunden. Neun gaben zwischenzeitlich auf, kehrten aber wieder zurück. Das Durchhaltevermögen sei sehr unterschiedlich, sagt Bärbel Marrziniak. Wenige seien schon länger als ein Jahr dabei, die meisten einige Monate, andere lassen den Besen schon nach einigen Wochen wieder fallen. „Das ist aber bei dieser Gruppe ganz normal“, so die Chefin der Suchthilfe.
Suchthilfe konnte den Teilnehmern weitere Hilfsangebote vermitteln
Für die meisten Teilnehmer sei gar nicht die Flasche Bier der Anreiz, dabeizubleiben, sondern vor allem die Anerkennung, die sie durch ihre Arbeit von Passanten erfahren. Viele Essener hätten lobende Worte für die Männer und Frauen, die an ihren leuchtend orangefarbenen Arbeitsanzügen leicht zu erkennen sind.
Für die Suchthilfe ist vor allem wichtig, dass sie an die Drogen- und Alkoholabhängigen über das Projekt besser herankommt, Kontakt und Vertrauen aufbauen kann. „Im vergangenen Jahr konnten zwölf Personen nachhaltig an weiterführende, flankierende Hilfen vermittelt werden“, so Bärbel Marrziniak. Solche Hilfen können ein Substitutions- oder Entgiftungsprogramm sein, aber auch die Suche nach einer Wohnung.