Ulrich Kanders, Hauptgeschäftsführer des Essener Unternehmensverbandes (EUV), fordert von Jugendlichen mehr Mobilität und Flexibilität bei der Ausbildungssuche. Insgesamt gebe es in NRW mehr unbesetzte Ausbildungsplätze in diesem Jahr, auch weil Betriebe und passende Bewerber nicht zueinander finden. Wie es dabei um die Ausbildungs-Leistung der Essener Wirtschaft steht, darüber sprach Janet Lindgens mit dem Verbandschef.

Ulrich Kanders, Hauptgeschäftsführer des Essener Unternehmensverbandes (EUV), fordert von Jugendlichen mehr Mobilität und Flexibilität bei der Ausbildungssuche. Insgesamt gebe es in NRW mehr unbesetzte Ausbildungsplätze in diesem Jahr, auch weil Betriebe und passende Bewerber nicht zueinander finden. Wie es dabei um die Ausbildungs-Leistung der Essener Wirtschaft steht, darüber sprach Janet Lindgens mit dem Verbandschef.

Sie fordern von Jugendlichen mehr Mobilität. Lenkt das nicht davon ab, dass Essener Unternehmen zuletzt weniger Lehrstellen angeboten haben und das Ausbildungs-Angebot schon seit Jahren nicht ausreicht?

Ulrich Kanders: Richtig ist, dass das Lehrstellenangebot in Essen leider rückläufig ist, was der Essener Unternehmensverband auch verschiedentlich gegenüber den Unternehmen angemahnt hat. Es ist aber auch so, dass in Essen inzwischen drei Viertel der Unternehmen Dienstleistungsbetriebe sind, so dass allein schon deshalb das Angebot an gewerblichen Ausbildungsplätzen wegen der zurückgegangenen Zahl von Industrie- und Gewerbebetrieben zurückgegangen ist.

Wie soll ein junger Mensch die von Ihnen geforderte Flexibilität finanzieren? Die DBG Jugend fordert beispielsweise ein Azubi-Ticket für den ÖPNV. Was schlägt die Wirtschaft vor?

Wir unterstützen den Vorschlag nach einem Azubi-Ticket für Auszubildende für den ÖPNV (ähnlich dem Schokoticket für Schüler). Auf der anderen Seite kann aber durchaus von einem Auszubildenden, der seinen gewünschten Ausbildungsplatz in einer Nachbarstadt von Essen beziehungsweise im Ruhrgebiet bekommt, erwartet werden, dass er in seine eigene Ausbildung, gegebenenfalls auch mithilfe der Eltern, investiert. Die Ausbildungsvergütung in der Metall- und Elektro-Industrie liegt im ersten Ausbildungsjahr immerhin bei 921,70 Euro und im dritten Ausbildungsjahr bei 1035,77 Euro. Im Übrigen gibt es verschiedene Unternehmen, die hier ihre Auszubildenden auch finanziell unterstützen, zum Beispiel mit einem Abo des YoungTickets Plus.

Was muss aus Ihrer Sicht getan werden, damit Essener Unternehmen endlich wieder mehr ausbilden?

Der Druck auf Unternehmen wird steigen, weil ihnen in Zukunft zunehmend Fachkräfte fehlen werden. Die Unternehmen müssen wieder mehr ausbilden, um für die eigene Nachwuchssicherung Sorge zu tragen. Auch würde die Ansiedlung von Industrie- und Gewerbeunternehmen über eine attraktive Ansiedlungspolitik der Stadt Essen für mehr Betriebe in Essen und damit auch für mehr Arbeits- und Ausbildungsplätze sorgen.