Essen. . Im Zug RE 42 ist bald kostenloses Surfen möglich. In Zukunft bieten auch S-Bahnen und RRX-Züge diesen Service an. Die Evag sperrt sich noch.

Immer mehr Fahrgäste wünschen sich freien Internetzugang in Bahnen und Bussen. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) startet in den nächsten Wochen das erste Pilotprojekt mit einem Essener Regionalexpress. Bei vielen Fernbussen zählt freies WLAN längst zum Standard. In Bochum fährt der erste Linienbus mit WLAN. Die Essener Verkehrsbetriebe Evag dagegen sperren sich. Die Frage nur ist: Wie lange noch?

Pendler im Nahverkehr in und um Essen werden in Zukunft deutlich leichter während der Fahrt mit dem Smartphone oder dem Tablet surfen können. Im Dezember 2019 nimmt der VRR die 41 neuen S-Bahnen in Betrieb, die alle über WLAN-Router verfügen. Auch die RRX-Züge (Rhein-Ruhr-Express) werden freien Internet-Zugang haben. Ende nächsten Jahres kommen die neuen Bahnen für die Linie RE 11, Dezember 2019 für die Linie RE 6 und im Juni 2020 für die Linie RE 1. Zudem sollen die jetzigen Züge nachgerüstet werden.

Vier Regionalzüge fahren bald mit WLAN

Deshalb startet in Kürze ein einjähriger Test mit dem Regionalexpress RE 42, der zwischen Münster und Mönchengladbach fährt und auch in Essen stoppt. In insgesamt vier Zügen können die Kunden ab Frühjahr surfen. Der VRR prüft verschiedene Router, befragt die Fahrgäste, will herausfinden, welches Anmeldeverfahren das praktikabelste ist und wie die Netzabdeckung auf der Strecke funktioniert. „Da sind viele Fragen noch offen“, sagt VRR-Sprecherin Sabine Tkatzik. „Klar ist nur, dass das WLAN-Angebot für unsere Kunden kostenlos sein wird“,

Essener Evag befürchtet hohe Kosten

Die Essener Evag scheut bisher einen eigenen Vorstoß und befürchtet immens hohe Kosten, sollte sie ihren Gästen WLAN-Zugang anbieten. Das Unternehmen will erst einen Abschlussbericht der Bogestra prüfen, die in Bochum Erfahrungen mit ihrem ersten WLAN-Linienbus gesammelt hat. Die Bochumer Initiative habe zwar laut Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns für ein „sehr gutes Image“ gesorgt, aber die Bogestra hätte sich eine bessere Auslastung gewünscht. Dass nur wenige Kunden im Bus surfen, mag zwar auch am nicht ganz einfachen Anmeldeverfahren per SMS für eine nur eintägige Nutzung liegen, vor allem: „Bei uns ist der Fahrgast im Durchschnitt nur zwölf Minuten im Bus unterwegs“, gibt Bruns zu bedenken. Offenbar zu kurz, um sich immer wieder ins WLAN-Netz einzuloggen. Deshalb überlegt die Bogestra, ob sie einen zweiten Anlauf macht, und zwar mit einer Straßenbahn. In der Tram sind die Fahrgäste länger unterwegs.

Bahnen und Busse als „rollende Büros“

Für den Essener Grünen-Verkehrspolitiker Rolf Fliß, der im Evag-Aufsichtsrat sitzt, steht fest: „Bahnen und Busse sind für mich rollende Büros. WLAN ist absolut notwendig. Auch ich möchte währen der Fahrt arbeiten und surfen.“

Dass der Essener Verkehrsbetrieb diesen Service irgendwann anbieten muss, da ist sich Fliß sicher. Die Frage bis dahin ist nur, „wann sich das für die Evag wirtschaftlich darstellen lässt“ – und ob ein Alleingang sinnvoll ist. Fliß: „Ich fände es gut, wenn der VRR das für die Verkehrsgesellschaften im Verbund übernimmt.“ Der Evag-Aufsichtsrat wird sich mit dem Thema WLAN in der nächsten Sitzung des Arbeitskreises „Infrastruktur“ beschäftigen. Und: Die Evag soll im Auge behalten, was sich in dieser Sache in anderen Verkehrsbetrieben tut.