Essen. . Hauchfeine Schalen, schimmerndes Glas, zarte Vasen: Museum Folkwang zeigt Gefäße aus sechs Jahrtausenden im Kunstraum von „Los Carpinteros“
Schauraum, Wunderkammer, Zauberhut: Der Helm des kubanischen Künstler-Duos „Los Carpinteros“ sorgt auch im dritten Ausstellungs-Jahr für ganz besondere Entdeckungen. Unter dem Titel „Gefasste Leere“ zeigt das Museum Folkwang in den kommenden Monaten Gefäße aus über sechs Jahrtausenden – Schalen, Gläser, Vasen. Zahlreiche Kostbarkeiten aus der hauseigenen Osthaus-Sammlung sind dabei, aber auch fragile Glasgefäße aus der Sammlung Hentrich, die als Leihgabe aus dem Museum Kunst Palast kommen. Den Weg in die Gegenwart und Zukunft der Glas- und Keramikherstellung weisen Studenten aus dem Fachbereich Design der Hochschule Niederrhein in Krefeld, die ihre Arbeiten präsentieren.
Mit den über 200 gläsernen Vitrinen, die sich wie Bienenwaben zur offenen Halbkugel formen, beherbergt der Helm diesmal Objekte aus ganz unterschiedlichen geografischen Regionen und Epochen. Die afrikanische Essschale ist ebenso dabei wie der zypriotische Becher oder die markant-gewellte Aalto-Vase, verspieltes Jugendstil schmiegt sich an Bauhaus-Strenge, hauchfeine Teeschalen und schimmerndes Glas wetteifern in zeitloser Eleganz und Anmut um einen Platz im geschwungen Ausstellung-Helm der kubanischen Kunst-Schreiner, so die deutsche Übersetzung für „Los Carpinteros“.
Mehr als die Hälfte der Exponate, die Folkwang-Restauratorin Silke Zeich und Kustos Mario-Andreas von Lüttichau für die Präsentation ausgewählt und aufbereitet haben, stammen aus den reichen Beständen der Sammlung Archäologie, Weltkunst, Kunstgewerbe, die der Begründer der grandiosen Folkwang-Sammlung, Karl Ernst Osthaus vor 100 Jahren zusammengetragen hat und die über die Jahrzehnte noch erweitert wurde. Viele der exquisiten Stücke kann man sich an einem Info-Bildschirm dabei sogar nahe heranzoomen und die dazugehörigen Entstehungs-Daten abrufen.
Das mit Gummiringen stoßfest gestaltete Porzellan zeitgenössischer Designer gehört ebenso dazu wie die eleganten Entwürfe des visionären Künstlers, Architekten und Formgestalters Peter Behrens, dessen goldrandige Gläser aus dem Wertheim Service in ihrer zeitlos-gültigen Formsprache überzeugen. Einst Ausdruck des Göttlichen, heute Massenware im Sechserpack, wird das fragile Kunstmaterial Glas in dieser Schau dabei auch ohne Inhalt zum Genuss. „Gefasste Leere“ als Schaustück.