Essen. . Boulevard mit Bademantel: In der Sauna-Komödie „Aufguss“ von René Heinersdorff sorgt ein kleines Missverständnis für anhaltende Verwicklungen.

Einem nackten Mann, sagt ein altes Sprichwort, kann man nicht in die Tasche greifen. Hat er zumindest einen flauschig-weißen Bademantel übergeworfen, sieht die Sache schon wieder anders aus. Und so geht es in René Heinersdorffs feucht-vergnüglicher Sauna-Komödie „Aufguss“ andauernd ums Geben und Nehmen, vor allem aber ums Spenden. Dass man mit dem Begriff ganz unterschiedliche Erwartungen verbinden kann, zeigt die launige Wellness-Komödie, die jetzt im Rathaus-Theater zu sehen ist.

Verabredung mit dem geheimen Samenspender im Wellness-Hotel

Drei Männer und kein Baby - das ist die Grundproblematik dieses flott gebauten Boulevards-Stücks, bei dem die Wortspielereien um Begriffe wie „spritzig“ und „flüssig“ in ihrer Zweideutigkeit lustvoll ausgespielt werden. Da ist zum einen Dieter (Hugo Egon Balder), ein wohlhabender Firmenchef Anfang 60, der sich für eine neue Familiengründung zu alt findet, für Beziehungen mit gleich mehreren Frauen allerdings nicht. Mit seiner langjährigen Partnerin Marry (Madeleine Niesche) hat er deshalb ein Wochenende im Wellness-Hotel gebucht, um der Liebsten endlich ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Allerdings nicht durch eigenes Zutun, sondern durch einen geheimen Samenspender: Alain (Jens Hajek), der angesichts der pikanten Konstellation im Laufe des Abends genauso ins Schwitzen kommt wie der eigentlich sehr seriöse Kinderklinik-Chef Doktor Lothar (den spielt Regisseur René Heinersdorff persönlich). Der will vom reichen Dieter eigentlich nur einen fetten Scheck für sein Infusionszentrum, gerät im Zusammenhang mit dem Wort Spende allerdings in einen Strudel von Verwechslungen und Missverständnissen, die ihn – für eine Sauna-Komödie nicht ganz überraschend – am Ende ziemlich nackt dastehen lassen.

Termine für den „Aufguss“

Aufguss“ ist bis zum 22. Januar im Rathaus-Theater zu sehen: täglich (außer mo.) 19.30, Sonn- und Feiertag 18.30 Uhr.

Zusatzvorstellungen: 28. Dezember, 16 + 19.30 Uhr, Montag, 9. Januar, 19.30 Uhr, Sonntag, 15. Januar, 15 + 18.30 Uhr, Samstag, 7. Januar / 14. Januar / 21. Januar, 16 + 19.30 Uhr, Silvester: 16 + 19.30 Uhr.

Wer hier wem was spenden will und warum – das sorgt in der ersten Hälfte jedenfalls für heitere Verwirrung. Zumal dem gewieften Komödienschreiber Heinersdorff die vieldeutigen Redewendungen nicht ausgehen und Dorkas Kiefers toughe Arzt-Assistentin Emilie für zusätzliche Verwirrung sorgt. Denn auch die hat was mit Dieter, ist einem Flirt mit Alain aber auch nicht ganz abgeneigt.

Um alle Verwicklungen, die die Heinersdorff-Komödie in der ersten Hälfte so einfädelt, nach der Pause wieder aufzudröseln, braucht es schon etwas Geduld. Mögen die Wortspielereien um „gut gefüllte Büchsen“ und die Macht der rechten Hand da manchmal auch etwas ausgewalzt erscheinen und ein wenig redundant auf schlüpfrige Lesart getrimmt sein: „Aufguss“ wird nicht zuletzt dank seines gut aufgelegten und absolut professionell aufspielenden Ensembles, das die Ausrufezeichen und Betonungen durchaus selbstironisch mitspricht, zu einem kurzweiligen Rendezvous mit einer zumindest sehr Pointen-spendablen Lach- und Schwitz-Gesellschaft.