Essen. . Finale der „Wünsch dir was“-Aktion von Schauspiel Essen und WAZ. Leser wählen ihr Lieblingsstück. Gabriela Grillo zieht Gewinner der Abstimmung
Gabriela Grillo ist nicht nur eine der namhaften Unternehmerinnen hierzulande und seit 2004 Aufsichtsratsvorsitzende der Grillo-Werke. Die Nachfahrin aus der Familie des Essener Theater-Stifters Friedrich Grillo gehört auch zu den erfolgreichsten Reitsportlerinnen des Landes, war mehrfach deutsche Meisterin, Europameisterin und gewann bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal Mannschafts-Gold im Dressurreiten. Gestern aber war Gabriela Grillo einmal in einer ganz anderen Funktion als Glücksfee nach Essen gekommen.
Im Grillo-Theater, das 2017 sein 125-jähriges Bestehen feiert und damit das älteste Stadttheater im Ruhrgebiet ist, ermittelte sie die Gewinner der vom Schauspiel Essen und dieser Zeitung ausgeschriebenen Aktion „Wünsch dir was!“ Annähernd 800 Leser haben sich in den vergangenen Wochen an der Aktion beteiligt und über die Eröffnungs-Premiere der kommenden Spielzeit abgestimmt. Für die Kulturliebhaberin Gabriela Grillo ist das ein schöner Erfolg.
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Das Ergebnis war am Ende eindeutig: Fast 40 Prozent entschieden sich für Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“. Die fünf Gewinner der Auslosung werden die Premiere und den festlichen Start in die Jubiläums-Spielzeit im kommenden Herbst jeweils in Begleitung erleben. „Ich hätte mich schwer entscheiden können zwischen „Kleiner Mann, was nun?“ und „Emilia Galotti. Ich liebe Lessing“, sagt Gabriela Grillo, die Musikwissenschaft, Germanistik und Theaterwissenschaft studiert hat, bevor sie ins Familiengeschäft einstieg.
Das international agierende Familienunternehmen zählt zu den führenden Betrieben in der Metall- und Chemieindustrie. Doch auch in der Welt der Industrie hat Gabriela Grillo ihre Begeisterung für die Musik, für Bücher und Kunst nie vergessen. „Die Liebe zur Kultur, die gehört zu unserer Familientradition“. Sie selber habe die Leidenschaft früh durch die Eltern vermittelt bekommen, erzählt Gabriela Grillo. „Mit sechs Jahren habe ich meine erste ,Don Giovanni’-Aufführung gesehen, bis heute meine Lieblingsoper. Eine Bekannte meiner Mutter fand das damals zu früh. Aber ich war glücklich.“
Dass an diesem Vormittag hunderte von Schulkindern durchs Grillo-Foyer wuseln, um eine Vorstellung von Michael Endes „satanarchäolügenialkohöllischem Wunschpunsch“ zu erleben, begeisterte die 64-Jährige deshalb besonders. Das intensive Bemühen um junges Publikum sei „eine tolle Initiative“. „Was man mir als Kind nahegebracht hat, begleitet mich bis heute. Es ist wichtig, so früh wie möglich mit der Begeisterung für Kultur infiziert zu werden.“
So wie Friedrich Grillo, Bruder des eigenen Ururgroßvaters Wilhelm Grillo, seiner Heimatstadt Essen das 1892 eröffnete Grillo-Theater geschenkt hat, so engagieren sich die Grillos noch heute für soziale und kulturelle Belange am Duisburger Unternehmenssitz.
„Schon meine Eltern haben sich immer auch für soziale Projekte eingesetzt. Das führen wir heute mit unserer Stiftung fort, ohne uns thematisch zu beschränken. Aber weil das Geld natürlich nicht für alle Aktivitäten reicht, konzentrieren wir uns auf unser direktes Umfeld, den Duisburger Norden. Wir kümmern uns um Kultur, Sport, Junge, Alte, therapeutisches Reiten. Da soll niemand sagen, das eine ist besser als das andere.“
Als leidenschaftliche Reiterin hat Gabriela Grillo schließlich selber so manche Parallele zwischen den einzelnen Disziplinen ausgemacht: „Gut zu reiten“, erklärt die Olympiasiegerin von 1976, „das ist auch eine Kunst. Das Anstrengende sei dabei nicht die Bewegung, „sondern dass einem ständig jemand den Spiegel vorhält. Ein Reiter kann eigentlich nur Fehler machen.“ So sei der Umgang mit den Tieren eben auch ein exzellentes Training für Empathie und Teamfähigkeit. Die Eltern jedenfalls seien von der Entscheidung für den Reitsport begeistert gewesen: „Das schult eure Menschwerdung.“
Das aktive Tun ist für Gabriela Grillo deshalb bis heute ein hohes Gut. Eines, das man am besten in der direkten Nachbarschaft ausübt, wo man sehen, hören, erleben kann, was gebraucht wird. Und der Begriff des Bürgers ist für sie dabei ein äußerst positives Wort. Es bedeute eben auch, füreinander einzustehen. Dass Friedrich Grillo einer dieser Bürger war, die das Gemeinwohl nicht aus den Augen verloren haben, wird 2017 in Essen gefeiert. Mit einem Jubiläums-Stück, über das das Publikum selber entschieden hat. Und das ist in der 125-jährigen Geschichte des Grillo-Theater nun wirklich eine Premiere.
Begründer des ersten Stadttheaters im Ruhrgebiet wurde heute vor 191 Jahren geboren
Das älteste Stadttheater im Ruhrgebiet steht in Essen. Zu verdanken ist es dem Stifter Friedrich Grillo, der heute vor 191 Jahren, am 20. Dezember 1825, als Sohn einer Essener Kaufmannsfamilie geboren wurde. Grillo war einer der wichtigsten Unternehmer und Unternehmensgründer des 19. Jahrhunderts im Ruhrgebiet und hatte maßgeblichen Einfluss auf die wirtschaftliche und strukturelle Entwicklung der Region.
Aber auch die Kunst lag ihm am Herzen: So teilte er im Oktober 1887 der Essener Stadtverordnetenversammlung mit, seiner Heimatstadt für den Bau eines Theaters eine halbe Million Mark spenden zu wollen. Bevor es jedoch zu einem offiziellen Schenkungsvertrag kam, verstarb Grillo am 16. April 1888 in Düsseldorf. Seine Witwe Wilhelmine Grillo, Tochter des Bankengründers Theodor von Born, löste jedoch das Versprechen ihres Mannes ein. Sie stiftete das Grundstück für den Bau im I. Hagen und übernahm mehr als zwei Drittel der Gesamtkosten, die sich auf 937 997 Mark beliefen.
Am 16. September 1892 wurde das Theater mit Lessings „Minna von Barnhelm“ eröffnet.