Essen. . Anna und George Kassis aus Bethlehem verkaufen mit Hilfe von Essenern Schnitzereien auf dem Weihnachtsmarkt. Die junge Frau ist schwanger.
Es ist eine Weihnachtsgeschichte, wie sie nur das Leben schreiben kann: Zwei Mal waren Essener Katholiken auf Israel-Reise und besuchten dabei auch Bethlehem, den Geburtsort Jesu. Dort trafen sie jeweils Anna und George Kassis, ein junges Paar, das in der bettelarmen Gegend vom Verkauf von Olivenholz-Schnitzereien bescheiden lebt.
„Wir wollten die beiden unterstützen“, sagt Pater Otto Nosbisch, Direktor des Borbecker St. Johannesstifts. Gesagt. Getan. Jetzt wohnt das Paar sechs Wochen in Bedingrade, bietet seine Waren auf dem Weihnachtsmarkt an und feiert Heiligabend in Essen. Dazu ist Anna, die Frau aus Bethlehem, schwanger.
Ihre gemeinsame Sprache ist Deutsch
Anna und George Kassis mögen Deutschland. Denn hier hat sich das Paar nicht nur im Studium kennengelernt. Ihre gemeinsame Sprache ist auch Deutsch. Denn der 27-Jährige ist Palästinenser, die 28-Jährige ist als Teil einer ungarischen Minderheit in Serbien aufgewachsen. „Wir unterhalten uns auf Deutsch, denn das können wir beide“, erklärt Anna Kassis und lächelt.
Beide gehören der christlichen Minderheit in Bethlehem an, die es in dem Palästinensischen Autonomiegebiet mit hoher Arbeitslosigkeit schwer hat.
Arnd Brechmann, der 2011 mit der Altfrid-Gilde Essen Bethlehem besuchte, und Pater Otto Nosbisch, der 2016 als Tourist in der Stadt war, entwickelten den Plan, dass das Paar nach Essen kommt.
Schnitzereien hingen im Zoll fest
Mit den Einnahmen aus dem Weihnachtsmarkt-Verkauf sollen die Olivenholz-Schnitzer unterstützt werden, deren Arbeiten Anna und George Kassis in der Nähe der Geburtskirche verkaufen.
„Die Organisation war allerdings nicht so einfach, wie wir uns das anfangs vorgestellt haben“, erinnert sich Pater Otto Nosbisch. Denn: Zwischen Deutschland und dem Palästinensischen Autonomiegebieten bestehen keine offiziellen Beziehungen.
So hingen die 18 Kisten des Paars mit 400 Kilogramm Waren im Zoll fest. Hier half Pater Nosbisch, Chef der Salesianer Don Boscos in Borbeck, mit Wort und Tat. Das Visum für den Palästinenser George Kassis wurde zudem erst kurz vor der Abreise genehmigt.
Unterkunft bei Franziskusschwestern in Bedingrade
Strahlender Weihnachtsmarkt Essen
Blieb noch die Frage nach der Unterkunft für sechs Wochen in Essen. „Ein Hotel wäre zu teuer gewesen“, erklärt George Kassis. Auch hier konnten die engagierten Katholiken aus Borbeck helfen: Bei den Franziskusschwestern in Bedingrade wurde ein freies Zimmer gefunden. „Als wir dann endlich in unserem Stand standen, war das ein ganz tolles Gefühl“, sagt Anna Kassis.
Dort verkaufen die beiden nun seit Mitte November gleich vor der Rathaus-Galerie ihre feinen Holz-Schnitzereien: Biblische Figuren, Menschen, Tiere und Symbole: Alles aus der Welt von Religion und Glauben. Am 23. Dezember ist Feierabend.
Und nach ein paar ruhigen und besinnlichen Tagen geht es für das junge Paar zurück ins Westjordanland nach Bethlehem, wo dann im April der Sohn des Paares geboren wird.
Schönster Weihnachtsmarkt-Stand