Essen. . Mit einem Gottesdienst ist der Ägypter David Gabra als Pfarrer im Essener Weigle-Haus begrüßt worden. Nach Deutschland führte ihn auch die Liebe.
- Erster evangelischer Pfarrer mit Zuwanderungsgeschichte in Essen
- David Gabra stammt aus Ägypten, arbeitet künftig im Weigle-Haus
- Er sieht sich als Brückenbauer zwischen den Kulturen
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit – das Lied erklingt am Sonntag nicht allein für den Herrn der Herrlichkeit, sondern auch für David Gabra. Der Evangelische Kirchenkreis Essen führt den Ägypter als ersten Pfarrer mit Zuwanderungsgeschichte in sein Amt ein. Das direkt an der A 40 gelegene Weigle-Haus erlebt bei dieser Gelegenheit einen so gut besuchten wie emotionalen Gottesdienst mit mindestens zwei frohen Botschaften.
David Gabra lebt bereits seit dem Jahr 2014 in Essen und hat zuletzt in der Gemeinde Haarzopf und im Weigle-Haus als „Pfarrer zur Probe“ gearbeitet. Sein Traum, so verriet der 37-Jährige unserer Zeitung im Februar, „wäre fest als Pfarrer in Essen arbeiten zu können“. Dass dieser Traum wahr wird, ist dem großen Engagement des Weigle-Hauses zu verdanken, das die Stelle selbst finanziert. Das evangelische Jugendhaus hat mit Leiter Rolf Zwick bereits einen Pfarrer, der sich um die Jugendarbeit - und -seelsorge kümmert, David Gabra fällt die Aufgabe zu, die bunt gemischte Gemeinde zu betreuen.
Ins Weigle-Haus nämlich kommen christliche Flüchtlinge aus dem Iran, Irak, Syrien und einigen afrikanischen Ländern. Gabra versteht sich als „Brückenbauer zwischen den Kulturen“, kennt die Hürden, die ein Neuanfang im fremden Land mit sich bringt – und spricht Arabisch. Eine Fähigkeit, die der Skriba des Evangelischen Kirchenkreises, Heiner Mausehund, ein „Geschenk für die zu uns geflüchteten Menschen“ nennt.
In seiner persönlichen Ansprache verschweigt Mausehund nicht, dass es für Gabras Umzug nach Essen auch einen privaten Grund gab: „Wenn man sich in eine deutsche Frau verliebt, ist es nicht ganz unwahrscheinlich, dass man eines Tages in Deutschland landet.“ Kennengelernt hatte sich das Paar in Ägypten, wo Eva Gabra drei Jahre lang als Auslandspfarrerin arbeitete. Seit 2009 sind sie verheiratet, haben mittlerweile zwei Kinder.
David Gabra stammt aus einer christlichen Familie und hatte schon während seines Studiums eine evangelische Gemeinde in der Touristenhochburg Hurghada aufgebaut. Er sei in der Nil-Synode bereits ordiniert worden und werde auf die Bekenntnisse der Evangelischen Kirche im Rheinland nachverpflichtet, erklärt Mausehund am Sonntag. Eine Formsache quasi: Die vielen freundschaftlichen Segenswünsche der Gemeindemitglieder zeigen, dass Gabra längst angekommen, eingebunden ist. „Ich habe immer geglaubt, dass mein Traum wahr wird – und ich bin heute voller Freude“, sagt er.
Die zweite frohe Botschaft in diesem Gottesdienst betrifft ein christliches Ehepaar aus Teheran, das 2014 im Weigle-Haus Kirchenasyl gefunden hatte, als es in den Iran abgeschoben werden sollte. Vor einem Jahr hatten sie den Flüchtlingsstatus erhalten, konnten in eine Wohnung umziehen. Jüngst aber sah es so aus, als würden sie ihr Aufenthaltsrecht verlieren. Diese Gefahr sei jetzt gebannt, verkündet Pfarrer Zwick: „Sie müssen endgültig nicht mehr in den Iran zurück, wo ihnen Unheil drohte.“