Essen. . Die Weihnachtsfeier als Gelage gehört der Vergangenheit an, sagt Essens Unternehmensverband. Heute wird in kleiner Runde im Restaurant gefeiert.

  • Die meisten Essener Betriebe veranstalten eine Weihnachtsfeier
  • Statt der großen Sause geht der Trend zu Kegelabend oder Restaurantbesuch
  • Fürsorgliche Chefs warnen vor zu viel Alkohol

Trinken bis zum Umfallen, peinliche Gesangseinlagen und Sex mit dem Kollegen – mancherorts gerät die Weihnachtsfeier zum Gelage. Tatsächlich seien die wilden Zeiten vorbei, sagt Ulrich Kanders, Geschäftsführer des Essener Unternehmensverbandes (EUV).

Volles Haus bei  McDonalds-Franchisenehmer Marcus Prünte.
Volles Haus bei McDonalds-Franchisenehmer Marcus Prünte. © STEFAN AREND

„Selbst große Konzerne veranstalten immer seltener spektakuläre Events für die gesamte Belegschaft, vielmehr feiern die einzelnen Abteilungen getrennt.“ Auch Banken und mittelständische Betriebe tendierten zum Restaurantbesuch in kleinerer Runde. So wird es auch der Unternehmensverband selbst an diesem Freitagabend halten: Mit 16 Personen geht es zum Italiener, wo Kanders in einer kleinen Ansprache das Jahr Revue passieren lässt. „Man sitzt in einer anderen Atmosphäre als im Büro zusammen, erlebt die Kollegen etwas privater.“ Dazu sei auch eingeladen, wer gerade in Elternzeit ist.

Heute werde auf Weihnachtsfeiern weniger getrunken

Eingeladen ist dabei wörtlich gemeint: Der EUV zahlt. Der steuerliche Freibetrag liegt dafür bei 110 Euro pro Person. Alles was darüber liegt, müssten eigentlich die Mitarbeiter versteuern. „Aber wir versteuern das pauschal für alle.“ Auch Taxikosten übernehme man, wenn etwa Teilnehmer alkoholbedingt nicht mehr fahren können, sagt Kanders. Er kenne auch Chefs, die nach einer Weihnachtsfeier eine Abmahnung ausgesprochen hätten, weil sich ein angetrunkener Mitarbeiter ans Steuer setzte.

„Heute wird weniger getrunken; der Aperitif oder der gute Schnaps zum Schluss fallen oft weg“, hat Christiane Behnke, Vorsitzende des örtlichen Hotel- und Gaststättenverbandes, beobachtet. Das liege nicht nur an der größeren Vorsicht der Beteiligten, sondern auch an der Sparsamkeit der Betriebe. „Häufig müssen die Mitarbeiter die Getränke selbst zahlen.“ Trotzdem profitiere die Gastronomie noch von den Festen im Advent.

„Unversehrtheit der Mitarbeiter steht auch bei der Weihnachtsfeier im Mittelpunkt“

Doch die fallen selbst bei einem Energieriesen wie RWE bescheidener aus. „Jede Abteilung entscheidet, ob sie zum Beispiel essen geht oder kegeln. Und ein Budget vom Arbeitgeber gibt es dafür nicht, da müssen die Kollegen sammeln“, verrät RWE-Pressesprecher Jan Peter Cirkel.

Der Konzern ermahne übrigens zu mäßigem Alkoholkonsum: „Die Unversehrtheit der Mitarbeiter steht auch bei der Weihnachtsfeier im Mittelpunkt.“ In der Presseabteilung kann da wenig schief gehen: Dort lädt die Chefin zum gemeinsamen Kaffeetrinken.

Zum Freestyle-Ski-Weltcup-Festival und Jan-Delay-Konzert

Thomas Siepmann von TAS Emotional Marketing mag es etwas wilder: Mit 70 Leuten fuhr seine Agentur jetzt nach Mönchengladbach zum Big Air, einem Freestyle-Ski-Weltcup-Festival mit späterem Jan-Delay-Konzert.

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Auf Alkoholisches musste dabei niemand verzichten: Siepmann hatte einen Bus gechartert: Mittags um halb zwei ging’s in Essen los, nachts um halb drei kehrten sie zurück – und mancher zog noch weiter. „Die Truppe ist trinkfest, kennt aber ihre Grenzen.“ In den 25 Vorjahren feierte man stets in Essen, oft mit Motto und Kostüm: Casino Royal, Blond oder HaiWainacht: Da trugen alle Hawaiihemden – bei Minusgraden.

Was Siepmanns Sause und das Essen des Unternehmensverbandes verbindet, ist übrigens der Termin am Freitag. Erstens wollen sonst alle um elf nach Hause, zweitens sind sie so Montag wieder fit.