Essen-Altenessen. . Als Schüler des Leibniz-Gymasiums spielte er als Nikolaus bereits Geld für gemeinnützige Zwecke ein. Seitdem ist Ulrich Schwier Altenessens Nikolaus.

Das war so recht nach dem Geschmack des Nikolauses. „Alle Kinder lieben Dich, warten schon und freuen sich“, sangen die Mädchen und Jungen der Großenbruchschule in Altenessen zu Ehren des heiligen Mannes. Am Dienstagmittag hatten sie sich in der Turnhalle an der Hövelstraße zum Besuch des Nikolauses versammelt, hatten Lieder und Schattenspiele einstudiert und zahlreiche Geschenke für ihren Gast mitgebracht.

Für viele Kinder der acht Klassen war der Besuch wieder einmal spannend, aber nicht neu. Schließlich schaut der Nikolaus in jedem Jahr an ihrer Grundschule vorbei. „Das ist bei uns uralte Tradition“, sagt Rektorin Helga Wiesenhöfer.

„Und die meisten wissen auch, dass es der Apotheker von der Ecke ist, der hinter dem Bart steckt“, ergänzt Ulrich Schwier ohne Illusion. Der 72-jährige Altenessener ist Besitzer der Kaiser-Wilhelm-Apotheke an der Bäuminghausstraße und gibt den Nikolaus schon seit rund 50 Jahren.

Er versucht auch erst gar nicht, den Kindern etwas vorzuspielen. Im Gegenteil: Gemeinsam arbeiten er die Legende des Bischofs von Myra, einer heute türkischen Hafenstadt etwa 100 Kilometer westlich von Antalya, auf. Von den vielen Legenden kennen die Grundschüler die Geschichte von der Hungersnot, die der Bischof Nikolaus lindert, in dem er Getreide von vorbeifahrenden Schiffen besorgt und daraus Brot backen lässt. Weil das schon rund 1500 Jahre zurück liegt, habe der Nikolaus heute eben Vertreter wie ihn in die Welt geschickt, damit die Tradition der Nächstenliebe nicht verblasst.

Angefangen hat alles im Harz

Die Rolle des Nikolaus begleitet Ulrich Schwier seit seiner Zeit auf dem Leibniz-Gymnasium. Anfang der 60er Jahre hatten ehemalige Schüler Berliner Kindern einen Erholungsurlaub ermöglicht, zuerst in der Nähe der Bergbau-Universität von Clausthal, später im Schullandheim der Altenessener Schulen in Herschbach im Westerwald. „Die Kinder waren zuvor noch nie aus Berlin heraus gekommen“, erinnert sich Ulrich Schwier. Um diesen Aufenthalt zu finanzieren, gründeten die Schüler die „Aktion Nikolaus“ und sammelten Geld.

Die gibt es heute nicht mehr, aber Ulrich Schwier freut sich in jedem Jahr, in die von der Essener Paramenten-Gesellschaft geschneiderte Albe zu schlüpfen und sich die Mitra aufzusetzen.